Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 16 / 2004 vom 19.08.2004

Privatisierung hin, Privatisierung her. Zu diesem Thema könnte der Messewirtschaft ein heißer Herbst bevorstehen, an Diskussionen wird diesbezüglich kein Mangel herrschen. Im Gegenteil, einzelne Protagonisten werden für ordentlich Gesprächsstoff sorgen.
Während der Aufsichtsratsvorsitzender Messe Düsseldorf, Joachim Erwin, sich für "seine" Gesellschaft ganz klar dagegen ausspricht, auch die Messechefs von Köln und Nürnberg sich eher skeptisch äußern und sich gegen die Auflösung bestehender Strukturen wenden, treibt die Messe Frankfurt das Thema ganz offensiv voran.
Klar ist, frisches Geld kann nur von Vorteil sein. Die Kassen der öffentlichen Hand sind leer. Noch schlimmer, die notorisch klammen Kommunen hätten gerne Messegesellschaften mit Geld-zurück-Garantie. Sie sind schließlich auch regionale Wirtschaftsförderinstrumente, zumindest waren sie ursprünglich auch als solche gedacht. Die Geld-zurück-Garantie aber kann und wird es nicht geben, schon gar nicht heutzutage. Die Aussteller und Besucherzahlen in Deutschland gehen zurück, das Auslandsgeschäft kann das entstehende Loch (noch) nicht stopfen. Und (große) Gelände wollen unterhalten sein. Dabei liefen die Folgekosten früher mal unter "ferner liefen". Einige Messegesellschaften werden noch länger rote Zahlen schreiben, als sie das ursprünglich geplant hatten.
Um einen Strukturwandel werden die deutschen Messegesellschaften nicht drum herum kommen. Nur: Wie wird er aussehen? Soll doch alles bleiben wie es ist und "nur" effektiver werden (mit den bestehenden Strukturen ist Deutschland schließlich Messeweltmeister geworden). Oder liegt das Heil doch in der Privatisierung, wie die Messe Frankfurt glaubt? Kann das Mailänder Modell ein Vorbild sein? Den Stiftungsgedanken schieben wohl auch die einen und anderen vor sich her.
Dazu kommt: Messen müssen sich wieder auf ihre einzigartigen Stärken besinnen und wieder wahre Wissens-Börsen werden, wo Innovationen dominieren, exklusive Erfahrungen, Erkenntnisse und Gespräche mit den entscheidenden Köpfen einer Branche. Vielleicht ist die Wirtschaft dann auch wieder bereit Kosten deckende Preise zu bezahlen. Das wäre ein erster Schritt.Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.16 / 2004 vom 19.08.2004
m+a NEWSLINE vom 19. August 2004