Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 23/24 / 2007 vom 06.12.2007

In Sachen Messen macht den Deutschen keiner so schnell etwas vor - die größten Gelände, die wichtigsten Leitmessen, die internationalsten Aussteller- und Besuchergruppen sind zu 60 % hierzulande zu finden. Tolle Sache, so eine Weltmarktführerschaft, keine Frage. Wenn Größe doch alles wäre! Denn leider trügt der schöne Schein. Der globale Marktanteil schwindet. Und es sind nicht nur die asiatischen Märkte, die dieser Tatsache geschuldet sind. Viele der Probleme sind hausgemacht. Beispiele? Die Kunstmessen in Köln, die Möbelmesse IMM Cologne am gleichen Ort und die Tendence. Die einstige Herbstmesse, Keimzelle der Messe Frankfurt, wird nun in den Juli verlegt - als Teil des Trios The Design Annual, Collectione Spring + Summer und Tendence Autumn + Winter. Das hat längst seinen Spitznamen als Vierjahreszeiten-Messe weg. Marktführerschaft sollte nicht nur über Quadratmeter und Ausstellerzahlen definiert werden, sondern auch über die Qualität als "intellektuelle Brutstätte". Unter der intellektuellen Marktführerschaft verstehe ich, Themen zu setzen und diese zu inszenieren. Mut zu zeigen und auch mal quer zu denken, kann nicht verkehrt sein. In welcher Breite Themen medial bespielt werden können, macht gerade das Verlagshaus Gruner + Jahr exemplarisch vor.
Spricht eigentlich noch irgendjemand von Messeeffizienz? Schließlich entpuppt sich 2007 als erfolgreiches Messejahr, es brummt - außer bei konsumnahen Messen. Auch in diesem Jahr liegen voraussichtlich alle Kennzahlen der vom Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der deutschen Wirtschaft (Auma) für seine Berechnungen ausgewählten 141 internationalen Messen in Deutschland im Plus. Der Verband rechnet mit zwei bis drei Prozent mehr als bei den jeweiligen Vorveranstaltungen. Die vermietete Fläche wächst ebenfalls. Die Besucherzahl dürfte bei 10,3 Millionen liegen - und damit erstmals seit 2001 wieder die 10-Millionen-Marke überspringen. Ob dieser Erfolge sind die Diskussionen um Messeeffizienz deutlich abgeklungen. Was passiert, wenn es mal wieder nicht mehr so läuft wie zurzeit? Cabin Crew - prepare for landing ...
Den Generationswechsel gibt es nicht nur auf der Ausstellerseite, auch auf der veranstaltenden zeichnet sich ein großer Umbruch ab. Ob der neue Chef der Kölnmesse noch in diesem Jahr benannt wird, ist noch nicht sicher. Fest steht hingegen, dass in Hannover der Aufsichtsrat noch in diesem Jahr zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentreten wird. Termin: 18. Dezember. Das vierte Mitglied des Vorstandes der Deutschen Messe - zuständig für das Thema Ausland - soll bereits am 1. Januar 2008 seine Arbeit aufnehmen. Der neue Vorsitzende des Vorstandes soll übrigens auch benannt werden ... Es darf spekuliert werden.
christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.23/24 / 2007 vom 06.12.2007
m+a NEWSLINE vom 6. Dezember 2007