Von Kopf bis Fuß auf Böden eingestellt

Von Grund auf überzeugend: Bodenbeläge werden nicht nur immer funktionaler, sondern können auch raumbildend und CI-transportierend eingesetzt werden.

Mit fast 50 000 Fachbesuchern kamen dieses Jahr mehr als je zuvor nach Hannover zur Domotex, der weltweit größten Messe für Teppiche und Bodenbeläge. "Die Stimmung in der Teppichbodenindustrie wird zunehmend positiv", freute sich Johannes Schulte, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vorwerk & Co. Teppichwerke, Hameln. "Das floorforum muss besonders gelobt werden. Hier wird eine Verbindung zwischen Möbeln, Boden und Textilien hergestellt. Ambiente und Interieur werden eben erst durch ihre Komposition wirksam." Die Sonderschau wurde vom Amsterdamer Designer Ulf Moritz als ein stilvolles Gesamtkunstwerk nach vier Trendthemen gegliedert: Dynamic, Classic, Emotion und Luxury. Neben dieser Präsentation zeigte eine Initiative von 33 nationalen und internationalen Ausstellern ihr Leistungsspektrum.
Gewebte Vinylbodenbeläge mit einer eigenständigen Designaussage und hohem Gebrauchsnutzen: Darauf hat sich das Familienunternehmen Bolon, Ulricehamn, spezialisiert. Sie sehen textil aus, sind aber nahezu zu 100 % aus Kunststoff. Sie gehören zur Gruppe der elastischen Objektbeläge, wirken aber wie eine Webware aus hoch strapazierfähigem Material. In diesem Jahr präsentierten die Schweden, die gerne mit gewagten Kollektionen auftreten, das Trendthema "Ethnic". Unter dem Motto "Swedish Ethnic" stellte Bolon sechs neue Webvarianten mit unterschiedlichen strukturalen Optiken und modernen Farbstellungen vor, die sowohl dem hohen gestalterischen Anspruch der internationalen Mode- und Architektenavantgarde entsprechen, als auch Anforderungen an ein natürliches Raumklima erfüllen. Zur Orgatec im Oktober in Köln stellen die Schweden ihr neuestes Produkt vor: "8". Hinter dem kurzen und prägnanten Namen verbergen sich schnell zu verlegende, robuste Bodenfliesen in urbaner Optik mit raffinierter Streifenmusterung.
Bei Vorwerk heißen die Teppichbodentrends der Saison Neon, Saxo, Sorano, Tango, Bingo, Riva oder Genua. Insgesamt drei neue und vier farblich überarbeitete Qualitäten in insgesamt 140 Farbstellungen präsentierten die Teppichwerke im Rahmen des Rollenprogramms auf der Domotex.
Vorwerk fiel in diesem Jahr aber nicht nur durch sein Angebot, sondern auch durch seine Leistungen auf: Für den gesamten Veranstaltungsbereich der 41. "Goldenen Kamera" in der sonst eher schlichten Berliner Ullstein-Halle der Axel Springer AG verlegte das Unternehmen mehr als 3500 m2 Teppichböden. Zum Einsatz kam die hochwertige und besonders strapazierfähige Vorwerk-Objekt-Qualität Forma mit einer Comforback-500-Rückenbeschichtung. Diese besondere Rückenkonstruktion verleiht dem Teppichboden besondere Selbstliegeeigenschaften und sorgt für einen sicheren und planen Halt am Boden. "Diese Eigenschaft war von den Veranstaltern besonders gefordert, da die gesamte Verlegung in nur wenigen Stunden erfolgen musste und aufgrund der Untergrundbeschaffenheit in der Ullstein-Halle nur eine Loseverlegung mit leichter Fixierung in den Anstoßbereichen möglich war", erklärt Veronika Pas, Produktmanagerin Objekt bei Vorwerk.
Für den traditionellen Roten Teppich wurde der Vorwerk-Objektvelours Forma design mit einem Sonderdruck verlegt. Die Stars und 800 prominente Gäste schritten über den mehr als 90 m langen Luxusteppich. Vom Ankunftsbereich quer durch das Gebäude erstreckte sich der edle Bodenbelag, der in aufwendigem Druck die Goldene Kamera und die goldfarbenen Logos der Sponsoren zeigte.
Böden können aber auch noch stärker in das Gesamtkonzept der Raumgestaltung eingegliedert werden und dabei eine tragende Rolle einnehmen. Für das Goethe-Institut Riga entwickelte die Berliner Kommunikationsagentur FTWild ein neues Raumkonzept. Zehn Farben aus Goethes Farbspektrum wurden auf einer Fläche von 500 m2 zu einem abstrakten, raumübergreifenden Muster arrangiert. Eine "Typo-Spur" aus Wörtern zieht sich heute als roter Faden über Teppichboden, Wände und Türen, so dass die Grenze zwischen Boden und Raum aufgehoben scheint. Als Material entschieden sich die Kreativen für Teppichboden. Der Raum sollte von einer warmen, angenehmen und Ruhe ausstrahlenden Atmosphäre geprägt sein. Hartboden war da nach den Vorstellungen von Sebastian Scherer, Designer bei FTWild, keine Alternative. Die robuste Vorwerk-Qualität Forma kam auch hier farbenfroh zum Einsatz. Die aufwendige Verlegung als Intarsienarbeit wurde von Salons Objekt aus Riga, einem Vorwerk-Partner, in Lettland durchgeführt. Eine große Herausforderung war dabei die Realisierung des Wortbands, das mit viel Geschick aus einem langen weißen Teppich Buchstabe für Buchstabe ausgeschnitten und jeweils durch schwarzen Teppich ersetzt werden musste.
Ein besonderer Eyecatcher, da bisher noch seltener zu sehen, ist ein digital bedruckter Bodenbelag. Der digitale Teppichdruck hat neue Türen in der Messebau- und Bodenbelagsbranche geöffnet: Effektvolle Strukturen, verspielte Designs, Grafiken oder digitalisierte Fotomotive können schnell und einfach aufgedruckt werden. Ebenso lassen sich auch Holz-, Parkett- oder Laminat-Imitate naturgetreu reproduzieren. Multiplot, Bad Emstal, bietet einen Druckmaschinenpark mit Druckbreiten bis zu 260 cm, die für den digitalen Teppichdruck geeignet sind. Die dazugehörigen Heißtransfermaschinen (HeatJet) für die Fixierung stehen mit bis zu 300 cm Durchlassbreite zur Verfügung. Um den bedruckten Teppichen oder Filzen noch den letzten Schliff zu geben, hat Multiplot kürzlich ein neues Maschinensegment eröffnet. Die Kongsberg-Schneidetische von Esko können diese Materialien in verschiedene Formen schneiden und ihnen somit ein besonderes Aussehen verleihen.
Besondere Anforderungen an den Bodenbelag stellen temporär begrenzte Aufführungen, noch dazu, wenn sie im Freien stattfinden. Einen bei jeder Witterung rutschsicheren und belastungsstarken Belag, der außerdem von unten ohne sichtbare Technik farbig beleuchtet werden kann, lieferte ThyssenKrupp Schulte, Düsseldorf, für eine Erfurter Freilichtaufführung im letzten Sommer. Die 200 m2 große Bühne hatte eine Spielzeit von über zwei Wochen zu überstehen, ohne dabei größere optische Einbußen zu zeigen. ThyssenKrupp Schulte stellte für diese Anforderungen 20 mm dicke, extrudierte Acrylglasplatten her, die für den Einsatzzweck mit einer satinierten, rutschfesten Oberfläche ausgestattet wurden.

m+a report Nr.6 / 2006 vom 22.09.2006
m+a report vom 22. September 2006