Konsumgütermessen stark im Kommen

Ein gewohnt hoher Servicelevel, umfangreiche Investitionen in die Infrastruktur, starker Zusammenhalt und der direkte Link ins Baltikum lassen Skandinaviens Messelandschaft florieren.

Wirtschaftlich entwickelten sich die nordischen Länder in den vergangenen Jahren sehr ähnlich, obwohl Norwegen noch kein EU-Land und nur Finnland Mitglied des Euro-Clubs ist. Dabei hängt Norwegens Wirtschaft stark vom Energiesektor, der Schifffahrt und der Hochseefischerei ab, während Schweden und Finnland seit jeher die Papier- und Zellstoffproduzenten Europas sind. Beide Länder sind zudem stark im Maschinenbau und in der IT. Dänemark hat eine lange Tradition in Sachen Landwirtschaft und verschiedenen Dienstleistungssektoren. Jährlich legte ihr Bruttosozialprodukt in den vergangenen Jahren im Schnitt um drei bis vier Prozent zu. Die Inflation belief sich auf 1,5 bis 2,5 %. Niedrige Zinsen ließen den privaten Verbrauch in den letzten Jahren in die Höhe schnellen, was sich auch in der Messewirtschaft widerspiegelt: Verbraucherorientierte Konsumgüterveranstaltungen florieren. Die Abwanderung großer Teile der Produktion führte ebenfalls zu starken Veränderungen im Messeportfolio der Veranstalter: Neue Themen, vor allem in der Dienstleistungsbranche, kommen zunehmend auf.
Im Bella Center A/S in Kopenhagen sind die Messemacher besonders stolz auf ihre Copenhagen Fashion Fair, die nach den Angaben des Veranstalters dieses Jahr flächenmäßig sogar die CPD in Düsseldorf übertrifft. Neben den rund 50 000 m2 Ausstellungsfläche bietenden Hallen betreibt BC ein Kongresszentrum, das skandinavische Handelszentrum und eine in der Innenstadt gelegene Multifunktionshalle. Im Jahr 2005 betrug der Umsatz der BC Group 58,8 Mio. EUR. Geplant ist 2008 ein Messehotel zu bauen, das den jährlich rund 1,1 Millionen Besuchern nahe Übernachtungsmöglichkeiten bieten soll. Weniger bekannt, dafür aber umso größer ist das Messegelände Herning auf Jütland mit rund 91 000 m2 Ausstellungsfläche. Formland, die Messe für Haushaltswaren und Geschenke, bildet hier neben diversen Landwirtschaftsausstellungen den Veranstaltungsschwerpunkt. Insgesamt werden jedes Jahr rund 15 bis 20 Messen in Herning organisiert.
Rund 5,4 % finnischer Marketingausgaben werden in Messen investiert: Insgesamt waren das im Jahr 2005 rund 145 Mio. EUR. Größter finnischer Veranstalter ist die Finnish Fair Corporation, die das Messecenter Helsinki und die etwas kleineren Ausstellungshallen am Hafen der Stadt betreibt.
Rund 44 000 m2 Bruttoausstellungsfläche stehen zur Verfügung, wobei im vergangenen Jahr hochgerechnet 280 000 m2 an 10 000 ausstellende Firmen vermietet werden konnten. Andere wichtige finnische Organisatoren sind Tampere Trade Fairs und Jyväskylä Fair Ltd. Dank ihrer günstigen geographischen Lage nahe des wachsenden russischen Marktes und den neuen EU-Mitgliedern des Baltikums nehmen die Messen der finnischen Hauptstadt eine zunehmend wichtige Position als Bindeglied zu diesen Ländern ein. International bekannt ist die PulPaper in Helsinki, die zusammen mit der Schwestermesse SPCI in Stockholm die weltweit führende Messe für die Papier- und Zellstoffindustrie ist. Auch bedeutende Kongresse stützen das Geschäft wie beispielsweise im September das 6. ASEM Forum für asiatisch europäische Zusammenarbeit.
Hauptakteur des norwegischen Messemarkts sind die Norway Trade Fairs, die ihren Hauptsitz in Lilleström, einem kleinen Ort bei Oslo, haben. Der Gesamtumsatz der norwegischen Messeveranstalter betrug im Jahr 2004 66,5 Mio. EUR, wobei die Norway Trade Fairs davon 40 % erwirtschaftete. Mit der Flughafenbahn von Gardemön, dem Osloer Flughafen, ist das Messegelände in circa zwölf Minuten zu erreichen. 2002 erbaut, beherbergt das 32 000 m2 große Gelände rund 30 bis 40 Messen im Jahr. Die norwegische Wirtschaft wird maßgeblich von der Gas-und Öl- sowie der Schifffahrts- und Fischereiindustrie bestimmt. Die Norshipping widmet sich daher mit internationaler Anziehungskraft diesen Themen.
Stockholm International Fairs und das Schwedische Ausstellungscenter in Göteborg bestimmen den Messemarkt in Schweden. Andere wichtige Veranstalter sind Elmia in Jönköping, Malmö Exhibition & Convention Center und Nolia, der größte Organisator im Norden des Landes.
Die Schweden gaben für ihre Messeauftritte vergangenes Jahr rund 380 Mio. EUR aus. Das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil am Marketingbudget des Mediums Messe beläuft sich hier auf 6,6 %.
Investiert wurde in den vergangenen Jahren kräftig in die Infrastruktur: In Stockholm konnte im Mai ein 250 Betten bietendes Hotel eingeweiht werden. Göteborg betreibt bereits eines der größten Hotels Skandinaviens und plant auf diesem Gebiet weiter zu expandieren. Stockholms Messegelände umfasst rund 57 900 m2.
Jährlich werden zwischen 55 und 65 Messen veranstaltet. Bekannte Marken sind die Stockholmer Möbelmesse, die Baumesse Nordbygg und die SPCI für die Papier- und Zellstoffindustrie. Das schwedische Exhibition Center in Göteborg hat eine Fläche von 38 000 m2. Die wichtigsten Ausstellungen des Göteborg Portfolios sind die Verpackungsmesse Scanpack und die Reisemesse Tur.
Die Zusammenarbeit zwischen den relativ kleinen nordischen Organisatoren ist traditionell sehr eng: So werden Stockholm International Fairs und die Finnish Fair Cooperation finanziell von Stockholm Adforum Ab unterstützt - dem Organisator der zwei weltweit größten Messen auf dem Papier- und Zellstoffgebiet. Bror Felixson

m+a report Nr.5 / 2006 vom 14.08.2006
m+a report vom 14. August 2006