Es kann nur eine geben

Der Schweizer Markt ist zu klein für mehrere Lebensmittelmessen. Noch ist das Rennen zwischen Bern und Basel um den Bauch der Kunden nicht entschieden.

Käse hier, Brot dort, Fleisch da - das Angebot der Schweizer Lebensmittelmessen ist löcherig wie der sprichwörtliche Käse. Der Kampf um Aussteller und Besucher ist im Land der Eidgenossen noch lange nicht entschieden. Die Protagonisten, auf der einen Seite BEA Bern Expo und auf der anderen Seite MCH Messe Schweiz, legen sich ins Zeug, um für Einkäufer und Aussteller attraktiv zu bleiben und den Trends im Lebensmittelhandel gerecht zu werden. Dabei hat Bern momentan den schlechteren Stand. Platzprobleme zwangen den Veranstalter, die Fromage, positioniert als Internationale Fachmesse für Käse, Molkereiprodukte und Lebensmittelindustrie, um ein Jahr nach hinten zu verschieben. Januar 2008 ist der neue Termin. René Zürcher, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensentwicklung der BEA, teilte mit, dass die Messe, die bei ihrer letzten Auflage 83 Aussteller und rund 3600 Besucher zählte, alternierend mit der Fachmesse der Bäckereibranche (FBK) durchgeführt werden soll. Die startet programmgemäß am 21. Januar 2007.
So gesehen haben die Berner mit der Fromage bei der nächsten Runde die rote Laterne: Nach der Kölner Anuga im Oktober 2007 und der Igeho in Basel im November sind sie im Januar 2008 als Dritte und Letzte an der Reihe, die Fromage als lohnende Messe für Aussteller und Besucher der Branche zu vermarkten. Dabei soll eine Neukonzeption der Fachausstellung helfen, die im Herbst spruchreif sein soll. Die Leistungsschau der Käse- und Milchwirtschaft soll sich in Zukunft innerhalb einer qualitativ hochwertigen Kommunikationsplattform präsentieren. Dabei ist sowohl Zürcher, wie auch Manuela Kern, Kommunikationsleiterin des Igeho-Teams der MCH Messe Schweiz (Basel) klar, dass der Markt auf Dauer nach einer einzigen Messe verlangt. Um hier die Weichen zu stellen haben die Basler erst einmal den Metzgern eine neue Heimat gegeben. Mit der Mefa dockt eine neue Fachmesse für die Fleischbranche an die Igeho an. Mitveranstalter ist der im Mai neu gegründete Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF), der vom Erweiterungskonzept der Igeho überzeugt ist. Damit findet im nächsten Jahr erstmals seit 2003 wieder eine Metzgerfachmesse in der Schweiz statt.
Diese Kooperation ist ein erster Ausdruck dessen, wie sich die MCH die Zukunft ihrer Igeho vorstellt. Die Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie und Außer-Haus-Konsum will auch den Bauch der Kunden. Für das produzierende Lebensmittelgewerbe sollen neue Plattformen geschaffen werden, der Ready-to-eat-Markt soll weiter erschlossen und die Messe auch interessant für den Einzelhandel werden. Denn mit der Lefa im Mai eine eigene Fachmesse für die Branche zu lancieren, scheiterte - nicht zuletzt an bestehenden Verträgen und den Interessen einzelner Verbände, so Kern. Doch sie macht kein Geheimnis daraus, dass auf lange Sicht auch Käseanbieter und Bäcker unter die Fittiche der Basler schlüpfen könnten. Damit wäre dann die Forderung des Marktes nach einer großen Branchenmesse in der Schweiz erfüllt.
Denn die, so Kern, lohne sich auf jeden Fall, trotz der übermächtigen Anuga im Nachbarland. Man sei eher auf den regionalen Markt fixiert, für den die Messe durchaus attraktiv sei. Zielgruppen sind dabei nicht die großen Drei der Schweiz, Migros, Coop und Denner. Die Lebensmittelriesen haben rund 80 % des Schweizer Marktes fest in der Hand und brauchen keine Messe für ihren Einkauf. Interessant für die Igeho ist der nicht konzerngebundene selbstständige Einzelhandel, aber zum Beispiel auch Metzger. Sie sind es, die auf veränderte Essgewohnheiten der Schweizer reagieren müssen und für sie böten die Themen der Igeho Potenzial für Umsatzzuwachs und stabile Geschäftszahlen, ist Kern sicher.
Doch tatenlos zuschauen, wie die Baseler den Lebensmittelmarkt erobern, wollen die Berner nicht. Mit den Bäckern, die laut Zürcher gerne in Bern sind, haben sie die stärksten Player der Branche auf ihrer Seite. Im Herbst wird die Entscheidung fallen, wann und in welchem Umfang bei der BEA gebaut und erweitert wird. In Zukunft, ist Zürcher sicher, kann man der gesamten Lebensmittelbranche einen adäquaten Messeplatz bieten und - so seine Vision - eine Schweizer Anuga schaffen.

m+a report Nr.5 / 2006 vom 14.08.2006
m+a report vom 14. August 2006