Klare Mediadaten sollten selbstverständlich sein

Jeder Veranstalter möchte möglichst hohe Aussteller- und Besucherzahlen veröffentlichen. Vor allem Besucherzahlen aber sind von außen schwer zu beurteilen. Geprüfte Messestatistiken könnten daher für die Planung an Bedeutung gewinnen.

Michael von Zitzewitz, Vorsitzender der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM), ist sicher: "Messestatistiken werden immer stärker Teil des Wettbewerbs in unserer Branche, gerade auch auf internationaler Ebene." Klare Mediadaten für den Kunden sollten in der Tat selbstverständlich sein.
In Deutschland ist die Zahl der geprüften Veranstaltungen im Jahr 2005 zurückgegangen. Zur Begründung führte der FKM-Vorsitzende die schwierige Konjunkturlage der letzten Jahre an. Dennoch böten die 67 Gesellschafter den Ausstellern so viele Besucheranalysen wie nie zuvor - gemessen an der Gesamtzahl der geprüften Veranstaltungen. Für das Jahr 2006 rechnet die FKM jedoch wieder mit rund 270 geprüften Veranstaltungen, rund 7 % mehr als im letzten Jahr. Eine Reihe von Gesellschaftern habe sich entschlossen, ihre neu gegründeten Messen sehr frühzeitig zur Prüfung anzumelden. "Das zeigt, dass die FKM funktioniert und dass Prüfungen nicht als lästige Pflicht empfunden werden, denen man sich möglichst lange entzieht."
Die FKM-geprüften Messen repräsentierten ein ganz ordentliches Marktvolumen: Auf den 252 Veranstaltungen in Deutschland wurden im letzten Jahr fast 190 000 Aussteller und nahezu 14 Mio. Besucher gezählt. Darüber hinaus würden 25 Auslandsmessen geprüft. Die FKM hat drei ausländische Gastmitglieder: die Messe Verona, das Hong Kong Trade Development Council und die Messegesellschaft MVK aus Moskau, die allein 13 Messen prüfen lässt.
Stark gewachsen sei die Zahl der geprüften Messen in Mittel- und Osteuropa. Die dortige Prüforganisation Centrex arbeite inzwischen in sechs Ländern. Sogar in Kiew würden über 30 Messen geprüft, in einer Region, in der vor einigen Jahren noch dichter Nebel über der Messelandschaft gelegen habe. In Russland habe Anfang 2005 eine neue Prüforganisation des russischen Messeverbandes ihre Arbeit aufgenommen; sie habe bereits über 40 Messen geprüft.
Die Wirtschaft brauche dringend verlässliches und vergleichbares Datenmaterial für ihre Messeplanung, denn die wenigsten Aussteller wollten alle Besucher einer Messe ansprechen, mancher Spezialhersteller nur einige Prozent der gesamten Besucherschaft. "Aber diese Besuchergruppe muss eben da sein, wenn die Beteiligung erfolgreich sein soll, und da helfen keine Versprechungen des Veranstalters, sondern nur Fakten über die Branche des Besuchers, über die regionale Herkunft und über seine Kompetenz", ist Zitzewitz sicher.
Aussteller würden immer kritischer. Sie verglichen, was vor der Messe im Werbeprospekt stehe und nach der Messe in der Besucheranalyse. Wer hier als Veranstalter allzu große Differenzen erkennen lasse, habe ein Problem, so Zitzewitz. Es bestehe die Gefahr, dass sie den Zahlen der Messemacher misstrauten.
Und im weltweiten Vergleich gibt es vor allem bei Zahlen aus den USA und Großbritannien Probleme. Vielfach werde dort eine Zahl verwendet, die in Deutschland fast unbekannt sei, die "attandance", also die Summe an einer Messe Beteiligten wie Besucher, Ausstellerpersonal und Kongressteilnehmer. Die Vergleichbarkeit mit Zahlen anderer Länder sei dadurch stark eingeschränkt, so Zitzewitz, denn bei großen Messe umfasse allein das Ausstellerpersonal mehrere tausend Personen. In manchen Statistiken tauchten solche Zahlen aber unter der Kategorie Besucher auf. "Hier werden Aussteller - beabsichtigt oder nicht - in die Irre geführt", so der FKM-Vorsitzende. Weltweit hätten Veranstalter bisher eher national gedacht und unterschiedliche Standards bei Messedaten eher als nebensächlich angesehen. Die ausstellenden Unternehmen operierten schon lange global, wüssten aber oft nicht, wie sie Messedaten aus den verschiedenen Weltregionen einschätzen und vergleichen sollen. "Das nützt der Akzeptanz des Mediums Messe nicht. Es ist wichtig, dass sich die Veranstalter im Interesse unserer Kunden weltweit aufeinander zu bewegen", sagte Michael von Zitzewitz.
"Gerade aus diesem Grund ist es für uns wichtig, dass im Rahmen des Weltmesseverbandes UFI einheitliche Definitionen solcher Begriffe festgelegt werden." Ebenso sei die FKM bei den Verhandlungen mit der ISO, der Internationalen Organisation für Standardisierung vertreten, die sich über die weltweite Standardisierung der Messebegriffe Gedanken macht. Der FKM-Vorsitzende: "Nach unserer Auffassung würde es völlig ausreichen, wenn sich der Weltmesseverband mit diesem Thema beschäftigen würde. Weil aber das ISO-Verfahren nicht mehr aufzuhalten ist, vertreten wir auch dort unsere Interessen."

m+a report Nr.4 / 2006 vom 15.06.2006
m+a report vom 15. Juni 2006