Traumzeit für Eventagenturen

Zur WM kann sich die Branche eine goldene Nase verdienen. Doch nicht ohne Risiko: Dank rechtlicher Vorgaben der FIFA können öffentliche Feste zum juristischen Fettnäpfchen werden.

Traumzeit für Eventagenturen: Die Sonderkonjunktur Fußball-Weltmeisterschaft verspricht vielen Playern der Branche ein goldenes Jahr. Doch selten waren Agenturen in ihren Ideen und Umsetzungen so eingebunden in das Regelwerk einer Großveranstaltung und in die rigiden Vorgaben beim Thema Sponsorensuche und Werbung. Da gibt es oft Interessenskonflikte, wenn die heimische Wirtschaft - zugegebenermaßen manchmal ein wenig spät - auf den WM-Zug aufspringen will.
Ulrich Roth, Inhaber der Stuttgarter Agentur Roth & Lorenz, kennt als "alter Hase" im Sportsponsoring-Geschäft natürlich das weite juristische und markenrechtliche Feld rund um das runde Leder. Diese Erfahrung kann die Agentur nun bestens in ihr Tagesgeschäft einbringen, ist sie doch sowohl als Berater bei den Fan-Festen FIFA WM 2006 in den zwölf Host Cities tätig, als auch die Agentur für einen der Hauptsponsoren, den Automobilkonzern Hyundai. Das Werbefell ist schon lange verteilt und ohne Frage ist es legitimes Anliegen der Hauptsponsoren zur WM und der nationalen Sponsoren ihrer Marke zum glanzvollen Auftritt zu verhelfen. Dafür wurde ja auch entsprechend tief in die Tasche gegriffen. Aber: "Auch für lokale Sponsoren bieten sich noch viele Möglichkeiten, rund um die FIFA WM zu werben. Verständlicherweise müssen die Richtlinien der FIFA gewahrt und die Rechte der FIFA Sponsoren geschützt bleiben", betont Ulrich Roth. Für den Raum Stuttgart rechnet er damit, dass bis Anfang Mai der größte Teil der potenziellen Sponsoren weiß, was machbar und umsetzbar ist. "Chancen sehe ich vor allem in den Bereichen, in denen Firmen einen lokalen Bezug schaffen konnten", so Roth weiter. Viele gute Ideen liefen in Kooperation mit den örtlichen Medien, wie beispielsweise den Stadtmagazinen. "Ich rechne damit, dass sich im Endeffekt etwa zehn lokale Unternehmen mit den verschiedensten Sponsoringleistungen im Raum Stuttgart an öffentlichen Aktivitäten beteiligen werden." Für Stuttgart, so Roth, seien Fanfest und Public-Viewing-Veranstaltungen eine besondere Herausforderung. "Die Stadt ist durch die Leichtathletik-WM durchaus an sportliche Großereignisse gewöhnt, doch die Fußball-WM stellt alles in den Schatten." Jede Stadt mit ähnlich großen Veranstaltungen werde versuchen sich auch gegenüber den anderen zu profilieren, um in der öffentlichen Wahrnehmung vorne zu liegen.
Dabei lassen sich die Städte nicht lumpen. Allein die Beispiele in Hamburg, Frankfurt und eben Stuttgart zeigen, mit welcher Materialschlacht zu rechnen ist, wenn es darum geht, dass "die Welt zu Gast bei Freunden" ist. Alle, die keine Eintrittskarten haben, können über Großleinwände die Spiele vor den Stadien, auf öffentlichen Plätzen, Theatern oder Kinos verfolgen. An allen zwölf Spielorten wird es je ein FIFA Fan-Fest mit Live-Übertragungen geben. Durch die zentrale Lage ist beispielsweise der Public-Viewing-Platz in Stuttgart besonders attraktiv. Alle 64 Spiele werden auf dem Schlossplatz mitten im Zentrum zu erleben sein. Von elf bis ein Uhr darf auf dem Platz gefeiert werden.
Das Frankfurter Atelier Markgraph, bekannt für spektakuläre Public-Events auch zum Frankfurter Museumsuferfest oder zu anderen öffentlichen Spektakeln, setzt die Skyline auch dieses Mal wieder grandios in Szene und als Kulisse ein. Alle WM-Spiele lassen sich in der Main- und Sky-Arena für rund 15 000 Fans auf einer Großleinwand in der Mitte des Flusses erleben. Das Fanfest findet rund um den Main zwischen Obermainbrücke und Alter Brücke statt. Am Endspielwochenende am 7. und 9. Juli gibt es dazu noch ein Frankfurter Highlight, das Frankfurter Museumsuferfest.
Das große WM-Fest in Hamburg benötigt das gesamte Heiligengeistfeld in direkter Nähe der Reeperbahn. Hier werden bis zu 50 000 Fans erwartet. Damit es im kühlen Norden eine richtige Party gibt, treffen die Fans dort auf ein Bühnenprogramm, viele gastronomische Stände und zahlreiche Mitmach-Aktionen.

m+a report Nr.3 / 2006 vom 28.04.2006
m+a report vom 28. April 2006