Die nächste Generation startet durch

Einen Verband zu leiten ist kein Zuckerschlecken. Doch FME-Präsident Stefan Rössle und sein Vorstandskollege Jörg Krauthäuser strahlen nach 100 Tagen weiter Optimismus aus.

Sachorientierte Arbeit statt Personenkult - so wollen es Stefan Rössle und Jörg Krauthäuser, beide Präsidiumsmitglieder des FME nicht unterschreiben. Aber "the next generation", seit rund 100 Tagen in neuer Konstellation nach dem Ausscheiden des langjährigen Präsidenten Vok Dams im Amt, hat sich vorgenommen, das Forum Marketing Eventagenturen als Verband der Eventspezialisten noch weiter nach vorne zu bringen. Das heißt unter anderem, nach innen wie nach außen für eine starke und selbstbewusste Lobbyarbeit zu stehen.
Nicht, dass es diese in den nunmehr neun Jahren seit Bestehen des Verbandes nicht gegeben hat. "Wir können froh sein, dass Vok Dams sich gerade in den Anfangsjahren so engagiert und vehement für das FME eingesetzt hat. Ohne eine starke Persönlichkeit im Vordergrund wäre es sicher schwieriger geworden, den jetzt erreichten Stellenwert in der Branche zu besetzen", ist Stefan Rössle, sein Nachfolger auf dem Präsidentenstuhl, sicher. Doch ein Wechsel bei den Personen bringt oft auch die Möglichkeit mit sich, eingefahrene Wege zu verlassen. Erster Ausdruck einer geänderten Strategie: Das Präsidium ist gewachsen. Neben Rössle als Präsident sind es Jörg Krauthäuser, Peter Texter (Vogelsänger Events), Ralf Domning (kogag) und Gerd Wirtz (face to face), die die Verbandsarbeit als Team vorantreiben wollen. Das alles passiert natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe und Spaß an zusätzlicher Arbeit, sondern weil ein Verband nur dann lebendig ist, wenn es seine Mitglieder auch sind. Und deren Zahl stagniert zurzeit bei rund 50. "Das sind zu wenige", ist Rössle klar. Jörg Krauthäuser, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Verband stärker in die Öffentlichkeit zu bringen, wünscht sich daher durchaus mehr kontroverse Diskussionen, um so neue Impulse ins FME hinein zu tragen. "Die Mitglieder müssen mehr mitreden", fordert er. "Wir wollen, dass sie sich zu Hause und vertreten fühlen." Dazu gehört auch, dass sie und potenzielle FMEler überhaupt wissen, was ihnen vom Verband geboten wird. "Unsere Serviceleistungen können sich sehen lassen, aber wir müssen das, was wir leisten können auch intern noch besser kommunizieren," hat Krauthäuser festgestellt. Attraktive Angebote wie etwa eine kostenlose Rechtsberatung pro Jahr und Mitglied sind noch lange nicht jedem bekannt.
Also startet der Verband durch. Interne und externe Kommunikation müssen entstaubt und aufgepeppt werden. Das FME wird erstmals mit einer Imagekampagne, die von einer externen "klassischen" Agentur entwickelt und umgesetzt wird, für sich trommeln, der Web-Auftritt wird überarbeitet und ab Juli soll ein neues Portal für mehr Traffic auf der Verbandswebsite sorgen. "Der neue Auftritt soll wirklichen Nutzwert für die Branche bieten", sagt Rössle und meint damit nicht nur ein Forum für den internen Austausch, sondern eine Plattform, die für alle, von der Agentur bis zum Freelancer und nicht zuletzt den Kunden, einen Klick wert ist. In einer Branche, die jahrelang durch Wildwuchs glänzte, sieht sich das FME auch als Gralshüter der Qualität der Ausbildung. "In drei Tagen und einem Wochenendseminar wird keiner zum ,qualifizierten Eventmanager', kritisiert Rössle das unübersichtliche Angebot im Aus- und Weiterbildungsbereich. Anerkannte Ausbildungskriterien durchzusetzen sei daher eine der Hauptaufgaben des FME. "Eine gute Ausbildung unterstreicht die Professionalität der Branche. Die Angebote, die den Markt in diesem Bereich überschwemmen, sind leider allzu oft reine Abzocke", so Krauthäuser, der selber zögern würde, jemanden mit solch einer zweifelhaften Qualifikation einzustellen.
Ein Forum, auf dem die Branche zeigen kann, wie virtuos Profis Markenerlebnisse vermitteln können, ist die seit Jahren etablierte Verleihung des Event-Awards (EVA). "Dass der Art Directors Club (ADC) sich mit den Events und der Kommunikation im Raum unserer Themen angenommen hat, zeigt nur, wie konsequent das FME an der Etablierung von Events im Marketingmix gearbeitet hat", ist Rössle überzeugt. Eine Konkurrenz zum EVA sieht er nicht. Er ist sicher, dass Awards der Reputation gegenüber dem Kunden auf jeden Fall dienlich sind. "Es hat lange gedauert, aber jetzt haben wir ein Stadium erreicht, in denen unsere Kunden den Wert der Auszeichnung anerkennen." Den Vorwurf, dass auf der Verleihung die so heiß umgarnten Unternehmen gar nicht anwesend seien, und man sie mit dem "hausgemachten Event der Eventler" auch wenig beeindrucken könne, lässt er nicht gelten: "Es ist schon ein Unterschied, ob ich mit großem Budget eine Firmenveranstaltung inszeniere oder - wie eben beim Eventtag - mit Hilfe williger Sponsoren ein rauschendes Fest organisieren will." Dass Verbesserungspotenzial besteht, bei dem es nicht direkt um Geld geht, gesteht er ein. Aber der Präsident steht zum Eventaward, der als wichtiges Tool immer auf dem Prüfstand steht, und trotzdem seit acht Jahren erfolgreich etabliert ist. "Mit EVA und dem Eventtag können wir uns innerhalb des Dachverbandes FAMAB profilieren und unsere branchenspezifischen Anliegen klar herausarbeiten."

m+a report Nr.3 / 2006 vom 28.04.2006
m+a report vom 28. April 2006