Zuverlässigkeit statt Kreativität

Kreativ-Awards braucht angeblich kaum einer. Trotzdem steigt das Ansehen von anerkannten Auszeichnungen.

Agenturen, Messebauunternehmen und Designer schwören auf die Kreativpreise ihrer jeweiligen Branche. Diese unterstreichen das Renomée der Ausgezeichneten und werden gerne als Argument herangezogen, wenn es um die Werbung von Neukunden geht. Trotzdem, mit der Wirksamkeit der Medaillen, Nägeln, ADAMs und EVAs verhält es sich anscheinend ähnlich wie mit McDonalds: Keiner geht dort essen, aber die Restaurants des Burgerbraters sind immer voll. Sprich, kaum ein Kunde auf der Ausstellerseite gibt zu, sich bei der Agentur- oder Messebauunternehmensauswahl an Kreativpreisen zu orientieren, allgemein anerkannt sind sie dennoch.
Dieser Eindruck entsteht, wenn man die Reaktion der ausstellenden Unternehmen in der aktuellen m+a-Befragung zum Thema sieht. Über 80 % meinen, dass Kreativpreise nicht relevant für ihre Entscheidungen seien, denn "diese Agenturen verlangen dann auch besonders hohe ,Kreativpreise’," so ein Argument. Das Geld ist auch für andere ausstellende Unternehmen ausschlaggebend bei der Suche. Aktuelle Ideen seien ohnehin wichtiger als in der Vergangenheit erworbene Meriten. Zusätzlich entwickeln viele Aussteller ihre Konzepte inhouse ohne Agentur. Ein schlagendes Argument gegen Awards ist auch, dass gut ein Viertel der Befragten auf längerfristige Partnerschaften setzt und einige örtliche Partner bevorzugen. Zuverlässigkeit und Preis gehen im Endeffekt vor Kreativität.
Dazu passt, dass einmal entwickelte Messekonzepte ebenfalls von über 80 % der Unternehmen zwischen drei und sogar bis zu zehn Jahren verwendet werden. Umgesetzt in den Messestand wird die Markenbotschaft in den meisten Fällen von den Messebauunternehmen, oft in Kooperation mit den Agenturen. Trotzdem: Als Full-Service-Dienstleister sind sie bei gut der Hälfte der Befragten aktiv. Wenn es um die Budgethoheit für den Auftritt geht, die hat - wie auch im vergangenen Jahr - nicht das Controlling. Hier sind es Geschäftsleitung und Marketing, die oft auch als Duo das Sagen haben. Selten, in rund 8 % der Fälle, wird noch der Vertrieb hinzugezogen.

m+a report Nr.3 / 2006 vom 28.04.2006
m+a report vom 28. April 2006