"Die Frage nach Aufnahme von Events gibt es oft"

ADC-Juryvorsitzender Nikolaus Hafermaas war beeindruckt von der Qualität der Projekte zum Award. Kommunikation im Raum bekommt immer mehr Publicity.

Wie sehen Sie die generelle Entwicklung der Kategorie im Vergleich zum Vorjahr?

Nikolaus Hafermaas: Sie hat sich prächtig entwickelt, das ist jetzt keine Übertreibung. Es geht dabei auch weniger um die absolute Zahl der Einreichungen, das waren in allen drei Unterkategorien insgesamt 46, sondern um die Qualität. Die war sehr hoch. Außerdem gab es wenig Ausreißer nach unten und einige goldverdächtige Arbeiten, die wir dann ja auch ausgezeichnet haben.

Was hat sich bei den Einreichungen im Gegensatz zum Beginn verändert?

Im Vergleich zum letzten Jahr hatten wir bei den Einreichungen eine ganz deutliche Steigerung von Messeauftritten. Aber 2003 war natürlich auch ein großes Messejahr. Das hat sich niedergeschlagen.

Warum gibt es dann für diese Auftritte keine eigene Kategorie?

Das liegt unter anderem auch an der Jury, die durchaus bei der Wahl der Kategorien Justierungen vornehmen kann. Aber die Differenzierung besteht ja schon zwischen kommerziellen und kulturellen Projekten, wobei im kommerziellen Bereich sowieso größtenteils Messeauftritte eingereicht werden. Natürlich kommen dazu Marken- und Erlebniswelten.

Darunter verstehe ich aber eher beispielsweise Flagshipstores.

Da kommen wir durchaus in den Bereich Retail hinein. Die Jury hat in diesem Jahr auch hinterher engagiert diskutiert, was man alles noch verbessern kann. Ein Ergebnis ist, dass wir auch Retail auffordern wollen, sich zu beteiligen. In der Diskussion steht auch, dem Thema Event in der Kategorie eine Heimat zu geben.

Eigentlich ist das nur logisch, wenn man Events als Facette der Kommunikation im Raum sieht.

Man ist einfach noch etwas zögerlich, weil es bei Events eben auch eine nach unten offene Richterskala gibt. Aber die Frage nach der Aufnahme von Events ist jetzt schon des Öfteren an uns herangetragen worden. Es gibt ja auch fabelhafte Veranstaltungen, die sehr stark in der Kommunikation im Raum sind, sich virtuos der räumlichen Inszenierungsmittel bedienen und auch für kurze Zeit gute Architekturleistungen erbringen. Der ADC denkt schon ernsthaft darüber nach, Events das nächste Jahr mit aufzunehmen.

Sie sprachen von weiterem Optimierungsbedarf. Was ist so schwierig an der Kommunikation im Raum?

Zunächst einmal haben wir mit der Kommunikation im Raum innerhalb des ADC die komplexeste Herausforderung. In allen anderen Kategorien wird meistens das Original bewertet. Ich schaue mir den TV-Spot an und kann eine Zeitschrift in die Hand nehmen. Wir müssen aber eigentlich immer mit einer Dokumentation vorlieb nehmen, von etwas, das an einem anderen Ort stattgefunden hat. Dazu kommt der Komplexitätsgrad. Bei einer gut gemachten Anzeige macht es entweder nach anderthalb Sekunden "Klick", oder sie ist nicht so richtig gut. Was wir bewerten sind Dinge, die auf eine ganz andere Rezeptionshaltung ausgerichtet sind.

Langfristige Wirkungen eines Events sind da für eine Jury, die das Ereignis nicht kennt, schwer zu bewerten und mit anderen einreichungen zu vergleichen.

Ich denke nicht. Es kommt einfach darauf an, dass in der Jury ein guter Mix von Experten vertreten ist, die eventuell sogar die eingereichte Veranstaltung live gesehen haben. Dazu gehören dann auch Leute, die einen relativ freien Blick auf das Event haben, aber vor allem die kommunikative Perspektive haben, das Ereignis dem entsprechend zu bewerten. International ist diese Kategorie längst die Königsdisziplin.

Hier und in der klassischen Werbung hat sie eher noch ein Schmuddelkinder-Image.

Das ändert sich rapide. Ich habe schon vor zwei Jahren Sebastian Turner den Vorschlag gemacht, die Kommunikation im Raum einzuführen und es war sehr schnell klar, dass ein großer Bedarf da ist. Der Weg ist zwar noch nicht zuende, aber die Pionierarbeit greift doch sehr gut. Wir werden extrem positiv wahrgenommen. Das ist wichtig, denn auch der ADC muss Zeitströmungen erfassen. Interview: Annic Effertz

m+a report Nr.3 / 2004 vom 23.04.2004
m+a report vom 23. April 2004