Leitsätze und Corporate Behaviour

Leitsätze bieten eine Orientierungsmöglichkeit für Mitarbeiter und Kunden. Dies beinhaltet zwangsläufig eine stetige Fortschreibung und Pflege der einmal getroffenen Vereinbarungen. Versprechen, die im Rahmen von Unternehmensleitsätzen festgehalten werden, müssen auch im Bereich der temporären Messearchitektur eingelöst werden.

Ansehen ist immer auch eine Frage des Aussehens - oder wie Otl Aicher es beschrieben hat: "Man ist so, wie man sich zeigt, und wie man sich zeigt, so ist man." Identität und typische Wertvorstellungen eines Unternehmens und seiner Marken werden primär über die eigene Verhaltens- und Darstellungsweise kommuniziert. Thomas Peters und Robert Watermann, die Autoren des Buches "In Search of Excellence", definieren ein sichtbar gelebtes Wertesystem als entscheidendes Merkmal von Spitzenunternehmen. Mit dem Begriff Corporate Behaviour wird die gesamte Handlungsweise und die daraus resultierende Wahrnehmung nach innen und außen zusammengefasst. Für den Bereich der temporären Messe- und Ausstellungsarchitektur gilt es, Leitsätze und Brand-Statements von Unternehmen in die räumliche Dimension zu übersetzen und im unmittelbaren Kontakt zum Kunden "vorzuleben".
In Leitsätzen werden übergeordnete Anliegen formuliert, die sowohl visionären Charakter haben, als auch den alltäglichen Umgang mit Kunden und Mitarbeitern prägen. Um zentrale Ideen und zukünftige Ziele kommunizieren zu können, ist es notwendig, diese zunächst in knapper Form zusammenzufassen. Das Ergebnis ist neben einem strategischen Planungsinstrument für die eigene Entwicklung auch eine grundlegende Information für alle, die an der Umsetzung räumlicher Präsentationen beteiligt sind. Mit Brand-Statements werden in diesem Kontext Assoziationen zu Werten aus dem Umfeld des Produktes erzeugt, die auf Unternehmen und Marken transferiert werden sollen. Diese können, der jeweiligen Zielgruppe entsprechend, aus der Welt des Sports stammen: "authentisch, leidenschaftlich, engagiert" oder im Bereich Wirtschaft mit Begriffen wie "Exzellenz, Effizienz, Nachhaltigkeit" auf Seriosität als Grundsatz im Verhalten zu Kunden hinweisen.
Aspekte eines positiven Corporate Behaviour sind beispielsweise beste Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter, die sich durch Motivation oder auch einen reduzierten Krankenstand auszahlen können. Vor allem bei Einsätzen auf Messen wird das Wohlbefinden der eigenen Crew oftmals hintenangestellt. So werden nur wenige Rückzugsmöglichkeiten von der geballten Aktivität im Messegeschehen angeboten. Eine andere Möglichkeit ist es, hier mit dem Einsatz von Ressourcen schonenden Materialien ein globales Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck zu bringen. Im Idealfall gilt dies in gleichem Maße für Produkte, Produktionsverfahren und Produktionsstätten. Corporate Behaviour ist glaubhaft, wenn ein homogener Zusammenhang zwischen Leitsätzen, inhaltlichen Standpunkten und dem äußeren Erscheinungsbild hergestellt wird.
Der homogene Auftritt des Unternehmens ERCO wurde beispielsweise durch den prägnanten Leitsatz "Licht statt Leuchten", der den Wechsel von der reinen Produktion zur Planungskompetenz einleitete, weltbekannt. Klaus J. Maack, der diesen Leitsatz bereits 1968 formulierte, hat darauf hingewiesen, dass Architektur bei ERCO stets als optimierter Overall für die Mitarbeiter verstanden wird. Am Stammsitz des Unternehmens in Lüdenscheid ist die Kommunikation mit Mitarbeitern und Besuchern, beispielsweise bei gemeinsamen Mittagessen, ein zentrales Element des Corporate Behaviour.
Sowohl bei den Firmengebäuden in Lüdenscheid als auch bei temporären Präsentationen auf Messen wird Licht als vierte Dimension der Architektur erlebbar gemacht. Das Hochregallager P3 kann als dynamische Lichtskulptur bezeichnet werden, die den Unternehmensinhalt deutlich abbildet. Der Messestand auf der Light + Building in Frankfurt thematisiert die Gestaltungsmöglichkeiten mit szenografischem Licht. Auch hier bildet eine lange Bar vor dem Hintergrund der Produktpräsentation einen offenen Ort der Kommunikation von Mitarbeitern und Kunden. Jons Messedat

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006