Wer sucht, der findet

Als eine echte Fundgrube des Eventbusiness erwies sich in diesem Jahr wieder einmal die Branchenfachmesse World of Events in Wiesbaden. Besucher sparten nicht mit Lob.

Über die World of Events wird ja immer viel und gern lamentiert: Der Kongress sei nicht hochwertig genug, es seien zu viele Schüler statt Fachbesucher da, die Aussteller seien nicht ausreichenden nach inhaltlichen Kriterien geordnet, die WoE-Night sei gemessen am Leistungsvermögen der Branche zu schlecht. An Kritik ist jedes Jahr aufs Neue viel zu hören - sei es aus berufenem oder unberufenem Munde, zu Recht oder zu Unrecht. Und gern werden immer wieder die Journalisten auf der Messe angesprochen: Gibt's eigentlich dieses Jahr was Neues auf der World of Events?
Ganz ehrlich: Wer auf einer Messe wie dieser nichts Neues findet und "inhaltlich so gar nichts mitnehmen konnte", ist wirklich selbst schuld. Wer natürlich erwartet, dass ihm die interessanten Dinge mundgerecht serviert werden - ohne eigene Anstrengung, am besten mit den wichtigsten Key-Facts, Preisen und Ansprechpartnern auf CD gebrannt - wird sicherlich mit relativ leerem Ideenspeicher von der Messe nach Hause fahren.
Wer etwa auf der Suche nach interessanten Locations nach Wiesbaden gekommen ist, könnte sich beispielsweise ärgern, dass diese nicht in einer Messehalle untergebracht sind und er nur durch Zufall auf eine so interessante Location wie Schloss Wackerbarth bei Dresden, das Eventschiff Pureliner oder das Krongut Bornstedt in Potsdam stößt. Doch wenn alle Anbieter eines Dienstleistungsbereichs an einer Stelle zu finden sind, besteht die Gefahr, dass man den sprichwörtlichen Wald vor lautet Bäumen nicht mehr sieht. Und man geht vielleicht achtlos an anderen Messehallen vorbei, wo es ebenfalls viel zu entdecken gibt. Das können die wirklich aufwändig gestalteten Messestände von Design- und Dekorationsbetrieben wie Vogelei oder Blickfang sein oder eben die der Anbieter von Tools wie Fechtevents, Kulissenbau, interessanter Veranstaltungsfloristik oder Steuerungssoftware für Events.
So mancher Messebesucher erregte sich in diesem Jahr über die Dominanz des Themas Fußball: Das sei doch schon alles längst in trockenen Tüchern, die Kunden hätten längst gebucht. Das mag mit Sicherheit für Großkonzerne gelten, aber der Mittelstand oder kleinere Unternehmen haben - so berichteten die Aussteller rund ums schwarz-weiße Leder - noch Bedarf an dem einen oder anderen Fußball-Tool für Veranstaltungen. In der Tat sind mittelständische Unternehmen besonders wichtige Auftraggeber im Eventbusiness: Da kommt oft der Firmenchef selbst auf die Messe, um zu sehen, was es für ihn an interessanten Anregungen gibt. Er will auf einem Messestand gut beraten werden und bucht, wenn ihn das Ergebnis zufrieden stellt, auch schon einmal direkt vor Ort. Solche Besucher gilt es zu umwerben, denn sie machen die Auftragsbücher der Eventdienstleister viel eher voll als ein untergeordneter Vertreter eines Großkonzerns, der seine Visitenkarte da lässt, nach der Messe von 20 Wettbewerbern Angebote einholt, sie im Pitch gegeneinander antreten lässt, nur um dann doch mit dem seit Jahren bewährten Partner weiter zusammenzuarbeiten.
Wer erwartet, in Wiesbaden die Marketingleiter der deutschen Großindustrie quasi "mundgerecht" und mit Visitenkarte auf den Messegängen "serviert" zu bekommen, verrät eine gewisse Naivität in der Herangehensweise an eine solche Veranstaltung. "Der" Marketingleiter läuft nicht auf Messen umher mit einem Schild: "Ich suche eine Dienstleister, und zwar Sie!" Solche Leute muss man gezielt auf den eigenen Messestand einladen, wie dies beispielsweise die großen Caterer und die Partnerfirmen des PEPE-Standes in Halle 1 tun, auf dem vor dem eigentlichen Ausstellerabend jedes Jahr aufs Neue eine wirklich interessante Klientel zusammenkommt und sich über das Geschen in der Branche austauscht.
So kann die vielgelobte Win-Win-Situation entstehen, die zufriedene Kunden beschert: "Im vergangenen Jahr zählte ich zu den ungnädigen Kritikern der Messe und der WOE-Night", bekennt zum Beispiel Dieter Klingbeil von der Signal-Iduna-Gruppe. "Doch der gesamte Ablauf der Messe wie auch der WOE-Night haben sich an entscheidenden Stellen spürbar und zur vollen Zufriedenheit verbessert." Die diesjährige WOE-Night sei eine wirkliche Visitenkarte der Eventbranche gewesen. Auch die Messe habe in vollem Umfang den hohen Ansprüchen eines "vorbelasteten" Publikums entsprochen, lobt Signal-Iduna-Mann Klingbeil.
Auf der World of Events-Night, die dieses Mal im Rahmen des Wiesbadener Kurhauses stattfand und über 1000 Interessierte anzog, trafen sich auch in diesem Jahr fast alle, die in der Branche Rang und Namen haben oder sich einen solchen erst noch erwerben müssen. Hier werden Kontakte geknüpft und gepflegt und Geschäfte auf den Weg gebracht. Und darum geht es bei einem solchen Abend schließlich auch und weniger darum, ob der Ausstellerabend nun "eventmäßig" genug war oder nicht.
Kurz, es waren viele schöne einzelne Eventtools, Spezialdienstleister und der eine oder andere spannende Künstler in Wiesbaden zu sehen und es gab genug Gelegenheiten zur Kontaktpflege. Und das ist es, was die Berechtigung einer Messe wie der World of Events aus- und sie letztlich wichtig macht: Hier können Besucher wirklich sämtliche Facetten des Eventbusiness erleben - und das in allen Preis- und Niveaustufen. Antje Peters-Reimann

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006