Rentabel, umtriebig, ehrgeizig: IFEMA will mehr

Bauarbeiten scheinen den Messestandort Madrid zu beflügeln: Das ehrgeizige Ziel der Macher ist es, Europas Nr. 1 zu werden.

Mit 42 % Marktanteil steht IFEMA zweifellos an erster Stelle in Spaniens Messelandschaft. 2006 will die Messe mit einem einjährigen Investionsplan in Höhe von 86,1 Mio. EUR den größten Ausbauschub seit dem Bestehen stemmen. 79,8 Mio EUR. davon sind dabei für besondere Projekte innerhalb des Erweiterungplanes von IFEMA in Madrid vorgesehen: Unter anderem sollen alte Schlachthäuser im Zentrum renoviert und ausgebaut werden. In diesem Ambiente soll in Zukunft die jährliche internationale Kunstmesse ARCO stattfinden. Daneben hat die Messe weitere 54 Hektar im Madrider Vorort Valdebebas reserviert: Dort sollen 250 000 m2 Ausstellungshallen entstehen.
Neben der regen Bautätigkeit entwickelt sich Madrid zum Magneten: 2005 stammten 74 % aller Aussteller und 61 % aller Fachbesucher aus dem Ausland oder den autonomen Regionen Spaniens. Für 2006 planen die Spanier einen Umsatz von rund 170,9 Mio. EUR. Das bedeutet einen Zuwachs von 10,9 % gegenüber dem Vergleichsjahr 2004. Darauf basierend rechnen die Messeverantwortlichen mit einem Reingewinn von 31,6 Mio. EUR, satte 18,2 % mehr als 2004.
Damit setzt die Institución Ferial de Madrid klare Signale in Richtung Wettbewerb auf europäischer Ebene und lässt die Motoren für den großen internationalen Angriff schon einmal warmlaufen. Vor kurzem haben die Messemacher einen anspruchsvollen strategischen Vierpunkte-Plan entwickelt: Bis zum Jahre 2010 sollen die Zahlen um 77 % gegenüber 2004 wachsen. Vorgesehen sind ein Umsatz von rund 2,2 Mrd. EUR und die Schaffung von 50 000 Arbeitsplätzen. Die Zahl der internationalen Aussteller soll 2010 gegenüber 2004 um 70 %, die Zahl der Besucher aus dem Ausland um 56 % anwachsen.
Die Schwerpunkte des Plans konzentrieren sich auf die Internationalisierung: Hauptziel ist die eine stabile Konkurrenzfähigkeit und die Spitzenposition als "der europäische Leader in allem, hauptsächlich auf dem Gebiet der Geschäftsführung zu werden", so Alvárez del Manzano, Präsident der IFEMA. Punkt zwei: das Wachstum des Messevolumens. Punkt drei: Verbesserung der Servicequalität und nicht zuletzt der Ausbau nicht messespezifischer Geschäftsprojekte.
Der Grund für den Erfolg der IFEMA liegt nicht zuletzt in den günstigen Standortbedingungen. Die Stadt Madrid tat vor 26 Jahren als politisches, wirtschaftliches und geografisches Zentrum von Spanien alles, die Messe an Bord zu holen. In der Hauptstadt fehlte zwar im Gegensatz zu Barcelona, Valencia oder Bilbao die nötige Infrastruktur. Doch mit einem Abkommen zwischen dem Landkreis Madrid, der Stadtverwaltung und der Industrie- und Handelskammer wurde 1980 IFEMA geschaffen: Jede der drei Institutionen hält 31 %, die Sparkasse Caja Madrid die restlichen 7 %. Am anfang residierte die Messe im alten Ausstellungspalast im Zentrum der Stadt. 1988 wurde mit dem Bau des heutigen Messegeländes begonnen; Einweihung war im Jahre 1991. Auf insgesamt rund 100 000 m2 wurden acht Messehallen errichtet. Die rapide Geschäftsentwicklung bewirkte, dass nur acht Jahre später, 1999, zwei weitere Hallen eröffnet werden konnten, um die heutigen 150 000 m2 Ausstellungsgelände zu erreichen. Aber die Nachfrage an Aussstellungsräumen wuchs ständig. Die Folge: Der Verwaltungsrat verabschiedete im Juli 2003 einen mehrjährigen Erweiterungsplan in Höhe von 115 Mio. EUR. Zurzeit werden Halle 12 und 14 gebaut, die Anfang 2007 fertiggestellt sein werden: Sie bedeuten 50 000 m2 zusätzliches Ausstellungsgelände.
"Der Grund für diese rapide Entwicklung ist in der Synergie verschiedener Faktoren zu suchen", erklärt Generaldirektor Fermin Lucas. "Von Anfang an hat IFEMA einen qualitativ hochwertigen Service geboten." Lucas hebt den "eiserner Vorsatz" der Messe hervor, Unternehmensförderung jeglicher Art zu unterstützen und daran Teil zu haben. "Wir haben ein Entwicklungsprogramm für neue Produkte gestartet, etwas, was die Aussteller von uns verlangt haben."
Von den 81 Messen - 8 % mehr als 2004 - die IFEMA für 2006 geplant hat, haben 40 einen internationalen Charakter: Die "Kronjuwelen" unter den internationalen Messen sind die Touristikmesse FITUR, die jährliche Kunstmesse ARCO sowie die Geschenkartikel-, Schmuck- und Modeschmuckwoche.
Ziel ist, ausländische Aussteller anzuziehen, die Messen zu internationalisieren und Gewicht und Stand im Ausland zu festigen: IFEMA ist offizieller Schirmherr und Sponsor der Spanienrundfahrt, einem Radsportereignis, das von Millionen Fernsehzuschauern in Europa, vor allem aber in Frankreich, England, Italien und Portugal verfolgt wird: Gerade in diesen Ländern arbeiten die Madrillenen intensiv daran, ihre Internationalisierungspläne zu festigen und auszubreiten. Lucas weiter: "Wir haben bisher intensiv auf dem internationalem Sektor gearbeitet, sind weltweit mit 13 Büros vertreten und haben Abkommen mit Argentinien, den USA und China. Unsere Absicht ist es, weiter zu wachsen. Daher haben wir vor, weitere Büros in Osteuropa, Nordafrika und langfristig in Südamerika zu eröffnen."
Bärbel Martens de Marina

m+a report Nr.2 / 2006 vom 24.03.2006
m+a report vom 24. März 2006