Baukasten Natur

Holz liegt im Trend. Es ist ökologisch, warm, lebendig und auch für innovative Konzepte geeignet - und das längst nicht nur im Wohnbereich.

Was viele nicht wissen: 185 000 Betriebe, mehr als 1,3 Mio. Beschäftigte und ein Umsatz von 181 Mrd. EUR weisen die Forst- und Holzindustrie hierzulande als einen der stärksten Wirtschaftszweige überhaupt aus. Die Messe Westfalenhallen Dortmund trägt dieser Tatsache Rechnung und veranstaltet vom 18. bis 21. Januar 2007 erstmals die Wood Life.
Trotz des großen Interesses herrsche beim Verbraucher häufig Unsicherheit, erklärt Andreas Schulte, Professor am Internationalen Institut für Wald und Holz NRW, dem fachlichen Träger der Publikumsausstellung. "Die Frage ist häufig: Gibt es in Deutschland überhaupt genug Holz?" Die Wahrheit sei, dass Deutschland den größten Holzvorrat in ganz Europa besitze. Dieser sei sogar doppelt so groß wie der Vorrat in Finnland oder Polen. Engpässe gebe es nicht. Schulte hat erstmals in Deutschland eine so genannte Clusterstudie zur Holz- und Forstwirtschaft durchgeführt. In Kooperation mit dem Hauptverband der Deutschen Holz und Kunststoffe verarbeitenden Industrie und verwandter Industriezweige (HDH) hat er darin - exemplarisch für NRW - die enorme volkswirtschaftliche und arbeitsmarktpolitische Bedeutung der Branchen erfasst, die im Rahmen der Holz- und Forstwirtschaft zusammenarbeiten.
Die Einsatzmöglichkeiten von Holz sind vielfältig. Auch im Messe- und Ausstellungsbereich finden sich vorteilhafte Einsatzmöglichkeiten. "Holz ist nicht nur ein ökologischer Rohstoff, sondern hat auch gute Baueigenschaften", betont Johannes Milla, Geschäftsführer von Milla und Partner, Stuttgart. "Bei der Herstellung eines Balkens ist lediglich ein Bruchteil der Energie erforderlich, die für die Produktion eines Stahlträgers benötigt wird. Dabei steht der Balken dem Stahlträger in puncto Stabilität in nichts nach."
Milla spricht aus Erfahrung. Seine Agentur gestaltete den Pavillon des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft auf der IGA 2003 in Rostock und der BuGa 2005 in München. In der Ausstellung unter dem Titel "Biovision" ging es darum, die Vorteile eines nachhaltigen Umgangs mit Pflanzen erlebbar zu machen. Die überzeugende Wirkung der Ausstellung wurde dadurch verstärkt, dass Nachhaltigkeit gleichzeitig Maßgabe für Bau und Ausführung war. Sechs Holzscheiben unterteilten den Bau und bildeten zugleich dessen Stützwände. Sie bestanden aus großflächigen Massivholzbauelementen. Das verwendete Holz kam aus heimischer Forstwirtschaft. Alles in allem wurden 140 t Holz im Pavillon verbaut. Das ist laut Milla etwa so viel, wie in allen deutschen Wäldern in etwa zwei Minuten wächst. "Zu seinen ,Lebzeiten' hat das Bauwerk insgesamt etwa 260 t Kohlendioxid aus der Luft gefiltert. Dass der Bau für jeweils fünf Monate auf gleich zwei großen Gartenschauen zu sehen war, zeigt, dass ein mehrfacher und langfristiger Einsatz kein Problem ist. Und müssen mehrfach verwendete Teile dann doch einmal entsorgt werden, belasten sie nicht einmal die Umwelt."Die Neue Messe Friedrichshafen, die im Juni 2002 fertig gestellt wurde (Gestaltung und Konzeption: von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg), setzt nicht nur temporär auf Holz: Beeindruckende Holzdeckenkonstruktionen strahlen eine warme und freundliche Atmosphäre aus. Die hölzernen Tonnengewölbe überspannen stützenfrei die 60 m breiten Hallen. Belohnt wurde die Messe dafür 2003 mit dem Holzbaupreis des Landes Baden-Württemberg. Der Bau beweise, dass auch große Projekte wirtschaftlich und gestalterisch erfolgreich mit Holzkonstruktionen erstellt werden können, so das Urteil der Jury.
Bei so vielen Vorteilen wundert es nicht, dass auch im Innenausbau kräftig in die Weiterentwicklung der Verarbeitungsmöglichkeiten und in Produkte investiert wird. Denn Holz ist ein überaus flexibler Werkstoff. "Es lässt sich stauchen. Gestauchtes Massivholz von Prugger oder Furnierkanten von Richter Furniertechnik lassen sich über enge Radien biegen ohne zu brechen", erläutert Eberhard Kappler, Geschäftsführer und das "ek" von spek Design, Stuttgart. "Das Kaschieren von Furnieren hat sich außerdem entwickelt. Ein feines spezielles Vlies, das auf der Rückseite aufgebracht wird, verhindert, dass das Material beim Biegen bricht. So kann ein zusätzlich ,geflextes Furnier auch in komplexe Formen wie beispielsweise Handyschalen geformt werden."
Innerhalb der Ausstellungsreihe Ein()sichten präsentierte sich das Team des Designerduos Eberhard Kappler und Patrick Sauter im vergangenen Herbst im Design Center Stuttgart. Der "Showroom spek Design" zeigte Originalprodukte, Modelle zur Architektur von Messeständen und vieles mehr.
Die Besucher erlebten dabei eine ganz eigene Raumatmosphäre, die durch zwei neuartige Produkte aus dünnstem kaschierten Holzfurnier entstand. Erstmalig überraschten diese auf der "Piazza Wood and Veneer Innovations" auf der Interzum 2005 in Köln als holztechnische Weltpremieren: Rund 120 Furnierleuchten bewegten sich als Deckeninszenierungen wie "schwebende Baumstämme" in der Luft und die großflächigen Wandverkleidungen entpuppten sich als Furniervorhänge, leicht wie Stoffbahnen abgehängt.
Aufgehängt wird der Furniervorhang an Schienen, in denen verstellbare Ösen laufen. In diesen ist er mit Metallringen befestigt. Die Leuchten wie auch die Furniervorhänge eignen sich durch ihre flache Verpackung, ihr geringes Gewicht und die schnelle Montage als Ausbaukomponenten für die Messe-, Event- und Ausstellungsgestaltung.
Darüber hinaus präsentierte spek Design im Auftrag der Koelnmesse auf 500 m2 Fläche vielseitige Anwendungsbeispiele rund um innovative Materialentwicklungen, zum Beispiel kaschiertes Furnier oder die neue Holzwerkstoffplatte MFP von wodego, extrudierbare Fensterprofile aus Holz oder Wabenplatten für den Leichtbau, für die Häfele eigens Beschläge entwickelt hat.
Reichlich Holz setzte das Designbüro bereits zwei Jahre zuvor zur Jubiläumsfeier "40 Jahre LKW-Werk Wörth" der DaimlerChrysler AG in Form von Holzpaletten als monumentale Wandbausteine ein. Inszeniert mit Licht entstand innerhalb der Paletten ein festlicher Rahmen mit Bezug zum industriellen Hintergrund des Kunden. Transparent und doch massiv bildeten sie eine interessante Eventarchitektur mit passender Proportion zu den ausgestellten LKW (Projekt mit Event Design, Stuttgart, und Megaforce Veranstaltungstechnik, Weingarten).
Zur Holzskulptur wurde der Danzer-Messestand in Shanghai. Für den internationalen Marktführer im Bereich Furnier- und Schnittholz entwickelte spek Design einen größenvariablen Modulstand für die weltweite Messepräsenz des Kunden. Die Produkte Schnittholz und Furniere wurden als Muster zum Anfassen so inszeniert, dass die Exponate gleichzeitig als Architektur des Messestandes wahrgenommen werden. Die Produkte bilden somit den Messestand. Hierbei handelt es sich um einen Blätterwald aus Furniermustern, die organisch und beweglich vor der Wand schweben und hängen. Die magnetisch fixierten Furniermuster können wie Blätter an einem Baum angefasst, bewegt und abgenommen werden. Schnittholzmuster verkleiden die Besprechungs- und Versorgungsräume. Dahinter verbirgt sich ein einfacher Octanorm-Systemstand, geeignet für den häufigen Auf- und Abbau (Messebau: Messebau Keck, Weil der Stadt).

m+a report Nr.1 / 2006 vom 13.02.2006
m+a report vom 13. Februar 2006