Ein Vierteljahrhundert ICC Berlin

In aller Stille beging das Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin am 2. April seinen 25. Geburtstag. Aufwändige Feierlaune wollte sich bei den Verantwortlichen nicht einstellen, obwohl sich die Bilanz sehen lassen kann.
Auf über 12 700 Kongress- und Tagungsveranstaltungen wurden seit 1979 "in Europas größter Tagungsstätte" 5,4 Mio. Tagungsteilnehmer aus aller Welt registriert, darunter 2,2 Mio. auswärtige Gäste. 1600 Showveranstaltungen unterhielten weitere 4,2 Mio. Teilnehmer. Das viel gescholtene "Milliardengrab" setzte international nicht nur Maßstäbe, sondern brachte Berlin in einem Vierteljahrhundert auch einen Kaufkraftzufluss von 1,4 Mrd. EUR.
Für die Berliner Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte war das ICC Berlin der Coup ihres Lebens, gekrönt von einer imposanten Eröffnungsfeier mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Festredner Ephraim Kishon hatte schon damals den Durchblick, als er anmerkte: "Sollen wir in erster Linie die eiserne munizipale Regel feststellen, dass der Ursprung der meisten internationalen Treffen ein Loch im Budget der Stadtverwaltung ist. In diesem Loch setzen sich die Stadtväter zusammen, um zu beraten, wie man ihrer Metropole das alleinige Veranstaltungsrecht für internationale Kongresse sichern könnte unter dem stolzen Ausspruch: Andere Städte haben vielleicht den besseren Ruf, aber wir haben die größeren Schulden".
In seiner Akquisition setzt das ICC Berlin heute ausschließlich auf Großveranstaltungen mit über 1500 Teilnehmern. Umsatz und Ertragslage hätten sich so deutlich verbessert, heißt es unterm Funkturm. Allerdings sei die Akquisition 2004 insbesondere im Corporatebereich schwieriger geworden.
Im vergangenen Jahr wurde das ICC Berlin - nicht zum ersten Mal - von der Abrissdiskussion eingeholt. Abwegig nennt der ehemalige Wirtschaftsminister Günter Rexrodt diese Debatte, denn "wir wussten immer schon, dass das Haus nicht Kosten deckend arbeiten kann". Die Umbau- und Sanierungskosten werden für die kommenden 15 Jahre auf 140 Mio. EUR geschätzt. Wolf-Dietrich Groß

m+a report Nr.3 / 2004 vom 23.04.2004
m+a report vom 23. April 2004