Deutsche Beteiligungen haben "Geländer-Funktion"

Pragmatisch, praktisch, gut. Rüdiger Kreienkamp-Rabe war ein Förderer der Auslandsbeteiligungen. Jetzt geht der "Staatsknecht" in den Ruhestand.

Er gilt in der Branche als Institution. "Ohne seine Taten wäre die Auslandsmesseförderung der Bundesrepublik blass geblieben. Durch sein berufliches Selbstverständnis hat er es geschafft, dem Referat neues Profil zu verleihen", loben seine Wegbegleiter. Dessen Rolle wandelte sich durch seinen Einsatz von einer Stelle der routinierten Abwicklung zu einem bedeutsamen Instrument der Außenwirtschaftsoffensive Deutschlands. Die politische Dimension der Auslandsmessen rückte ins Blickfeld - dafür sorgte er, der sich selbst gern als "Staatsknecht" bezeichnete, durch exzellente Kontakte im und außerhalb des Ministeriums. Ende Februar geht Ministerialrat Rüdiger Kreienkamp-Rabe (65), im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie zuständig für den Bereich Internationale / Nationale Messepolitik und EXPO-Beteiligungen, nach fast 40-jähriger beruflicher Tätigkeit im BMWi in den Ruhestand.
"Sie haben Ihre berufliche Aufgabe immer als Dienst für die Wirtschaft und die deutschen Unternehmen verstanden. Durch Ihre Arbeit bereiten Sie für viele Aussteller den Weg und ermöglichten ihnen den Eintritt in ausländische Märkte - ein "Staatsknecht" mit hohem persönlichen Einsatz", sagte Herta Krausmann, Nürnberg Global Fairs und langjährige berufliche Weggefährtin, bei einem Abschiedsessen in Nürnberg. "Sie haben die Welt für Aussteller und Messegesellschaften vergrößert." Krausmann weiter: "Deutschland ist Exportweltmeister. Auf unseren Messen im Ausland erleben wir hautnah die Dynamik der Außenwirtschaft, die Deutschland antreibt." In der Hektik des Messegeschäfts gerate oftmals ins Hintertreffen, welche Rolle das Bundeswirtschaftsministerium und die Förderung der Auslandsmessen spielen.
Kreienkamp-Rabe hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Auslandsbeteiligungen des heutigen BMWi nicht nur einen bedeutenden Platz im Instrumentarium der Außenwirtschaftsförderung erhalten, sondern auch finanziell und geografisch zugelegt haben. Ein Blick auf die Zahlen und Fakten zeigt dies eindrucksvoll. Betrug der Etat 1990, zum Zeitpunkt seiner Ernennung zum Leiter des Referates für Auslandsmesseförderung (heutige Bezeichnung: Internationale / Nationale Messepolitik / EXPO-Beteiligungen) noch 39 Mio. DM für 136 Auslandsmessebeteiligungen mit 275 Ausstellern, so lag er im Jahr 2005 bei 36 Mio. EUR, 232 Auslandsmessebeteiligungen und fast 6100 Ausstellern. "Aus Ministeriumsquellen ist zu vernehmen, dass nur derjenige, der um die Mühen und Wege der internen Mittelbeschaffungen weiß, die Leistungen in dieser Hinsicht wirklich anerkennen kann", so Krausmann. Er ist viel herum gekommen in der Welt. Kein Messeplatz, den er nicht kennt. Highlights der vielen Auslandsmessebeteiligungen des BMWi waren die großen Investitions-, Technologie- und Konsumgüterpräsentationen der deutschen Wirtschaft. Dazu gehörten die Technogermas 1991 in Seoul und 1994 in Mexico-City, die Febral 1995 in Sao Paulo, die Konsugerma 1998 in Shanghai und die Technogerma 1999 in Jakarta. "Bei der Organisation auch dieser Events zeigte Kreienkamp-Rabe außerordentliches Engagement und Mut zu manchmal unkonventionellen Entscheidungen", lobt das BMWi. Das waren schon Highlights, erinnert er sich gern. Vor allem hätten sie geholfen, dass "messepolitische Thema hoch zu halten". Schließlich habe es sich die politische Crème de la Crème es sich nicht nehmen lassen, dort vor Ort zu sein.
Dabei war seine berufliche Aufgabe nicht immer beneidenswert: Rüdiger Kreienkamp-Rabe, als fairer Partner sehr geachtet, suchte zu vermitteln zwischen den Interessen der Aussteller und denen der Durchführungsgesellschaften. "Ein bisschen Janusköpfig ist das schon", sagt er. Dennoch: "Unser Referat, das aus sieben Mitarbeitern besteht, begreift sich als Serviceleister gegenüber den Ausstellern. Sonst hätten wir auch diesen Erfolg nicht."
Dass viele klein- und mittelständische Unternehmen sich nicht ins Ausland trauen, weil sie ein Engagement für zu risikoreich halten, wird seiner Meinung die Durchführungsgesellschaften in Zukunft stärker fordern. "Sie werden ihre Akquisebemühungen deutlich steigern müssen", sagt der Ministerialrat. "Und auch ihre Beratungskompetenz wird eine stärkere Rolle spielen." Den Klein- und mittelständischen Unternehmen rät er, den Schritt ins Ausland zu wagen. "Auch deshalb sind die deutschen Beteiligungen ganz wichtig. Es ist gar nicht so sehr die finanzielle Förderung, es ist vielmehr unsere "Geländer-Funktion". Wir sind der sichere Handlauf in fremde Märkte."
Internationale/nationale Messepolitik ist das eine Aufgabengebiet, EXPO-Beteiligungen das zweite. "Das ist schon eine Leidenschaft", gibt der Pragmatiker gerne zu. Die Beteiligungen des Bundesrepublik an Weltausstellungen haben unter seiner Ägide einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ihm ist es zu verdanken, dass es erstmals für die EXPO 2005 einen eigenen Etat für diese nationale Präsentation im Ausland gab. Damit konnte eine klare finanzielle Trennung zwischen den Auslandsmessebeteiligungen und den EXPO-Beteiligungen des Bundeswirtschaftsministeriums erreicht werden. Die ausstellende Wirtschaft nahm es zufrieden auf. Kreienkamp-Rabe und die Weltausstellungen: Er zeichnete verantwortlich für die Beteiligungen der Bundesrepublik an der EXPO 92 in Sevilla/Spanien, EXPO 92 Genua/Italien, EXPO 93 Taejon/Korea, EXPO 98 Lissabon/Portugal und EXPO 2005 Aichi/Japan. In Portugal und Japan war er zusätzlich zu seinen Aufgaben im Ministerium als Generalkommissar und damit politischer Vertreter der jeweiligen deutschen Beteiligung vor Ort. Diese beiden jüngsten Präsentationen waren von großem Erfolg gekrönt: So wurde der Deutsche Pavillon in Lissabon als bester internationaler Beitrag gewürdigt. Und in Japan hatte der Deutsche Pavillon den "Golden Award" als besten Beitrag zum Thema der EXPO 2005 erhalten. "Japan - das war schon toll", freut er sich.
Die Quintessenz nach 16 Jahren Messepolitik: "Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, die Förderung an prominenter Stelle zu positionieren", sagt Rüdiger Kreienkamp-Rabe. In das Pflichtenheft seines Nachfolgers, der noch nicht feststeht, würde er sein "ausgesprochenes Anliegen" hineinschreiben: "Die mittelständische Wirtschaft muss sich auf neue Märkte bewegen und die Auslandsmesseförderung prägnantes politisches Instrument bleiben."

m+a report Nr.1 / 2006 vom 13.02.2006
m+a report vom 13. Februar 2006