Kommunikation im Großformat

Bilder sprechen die Emotionen an und bleiben im Gedächtnis hängen. Megaformate, verbunden mit einem kreativen Konzept und neuer Technologie, leisten auf diesem Gebiet ganze Arbeit.

Wir alle werden jeden Tag überfrachtet mit einer schier unendlichen Fülle an Informationen. Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte, Plakate, Fernsehen, Internet oder auch Messen - sie alle liefern Botschaften, die von uns aufgenommen und im Gedächtnis gespeichert werden sollen. Doch was kommt wirklich durch und an beim Kunden, Verbraucher, Messebesucher? Was hat die beste Chance, eine Wirkung auszulösen?
Bilder sind hier klar im Vorteil, da sie ohne Umwege die Menschen direkt ansprechen. Sie wirken sprachenunabhängig und ohne Zeitaufwand auf emotionaler Ebene. Umso wichtiger ist es, dass die Bildersprache zum Unternehmen passt, dass sie etwas Unverwechselbares ausdrückt. Wenn das gelingt, transportieren sie Persönlichkeit - und das dauerhaft, da Bilder leichter als Worte im Gedächtnis haften bleiben.
Großformatige Bilder sorgen besonders für Aufmerksamkeit, da sie die Motive in ungewohnten Dimensionen präsentieren und damit zum Hingucker werden. Kreative Ideen, die die Motive inhaltlich mit ausgestellten Produkten verbinden oder die die Zweidimensionalität des Plakats verlassen und beispielsweise bedruckte Skulpturen schaffen, erwecken die Bilder in den Köpfen der Betrachter noch stärker zum Leben. Ein aufsehenerregendes Beispiel hierfür ist die von Makom, Kassel, durchgeführte Komplettverhüllung des Bayer-Verwaltungsgebäudes mit Megaprints, die eine originalgetreue Aspirin-Schachtel, allerdings in den Maßen 120 x 65 x 19 m, bildeten. Das gigantische Projekt wurde 1999 in nur vier Monaten konzipiert und realisiert und sucht bis heute in seinen Ausmaßen noch seinesgleichen. Möglich wurde die Umsetzung des Events durch entsprechende Produktionsmöglichkeiten und die Einbeziehung der Makom-Netzwerkpartner. Makom stellte Planung, Druck, Konfektion und Installation aus einer Hand sicher. Das Megaprojekt wurde durch drei Eintragungen ins Guinness Buch der Rekorde belohnt: "Größte Tablettenschachtel der Welt", "Längste Reißverschlüsse der Welt" und "Größtes Airdisplay der Welt".
Das Größenerlebnis lässt sich noch erweitern durch Panoramadarstellungen. "Ein Panorama geht in die Weite, täuscht Dreidimensionalität vor, es entsteht ein körperliches Raumgefühl", sagt Yadegar Asisi, der Künstler und Architekt, der bereits vor zehn Jahren mit der visionären Panoramaausstellung "Berlin 2005" die Tradition der Panoramen wiederbelebte. Noch im 19. Jahrhundert waren allerdings Riegen von Künstlern über lange Zeiträume damit beschäftigt, die riesigen Flächen von Hand zu bemalen. Heute geschieht dies komfortabler innerhalb weniger Tage maschinell mit digitaler Airbrush-Technik. Das durch Panoramen hervorgerufene Raumerlebnis hat dabei nichts von seinem Reiz verloren. In den letzten Jahren konnte der Künstler in Zusammenarbeit mit Big Image Systems, Stahnsdorf, wiederholt entsprechende Projekte verwirklichen. Das letzte Ergebnis war auf dem Olympiagelände in Berlin zu besichtigen. Hier zeigte ein Panorama im Rahmen einer Ausstellung zur Historie des Berliner Olympiastadions auf einer Fläche von 560 m2 die neue rekonstruierte Sportstätte. Big Image lieferte nicht nur das hängefertige Bild, sondern auch die Montagetechnologie.
Die Gestaltungsmöglichkeiten haben sich dabei durch den Digitaldruck in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die unterschiedlichsten Formate sind denkbar und auch bei der Wahl des zu bedruckenden Materials - sei es Papier, Stoff, Folie, Glas oder anderes - gibt es kaum noch Einschränkungen. All dies gestattet eine professionelle, mitunter stadtbildprägende visuelle Kommunikation.
Die bislang wohl größte verklebte Foliengrafik Deutschlands realisierte 3M, Neuss, mit einer Kampagne für Vodafone. Als Hauptsponsor der 13. Düsseldorfer Jazz Rally im Juni 2005 ließ das Mobilfunkunternehmen beide Fassadenfronten des Vodafone-Hochhauses am Rheinufer mit einem je 1200 m2 großen Kampagnenmotiv ausstatten. Zum Einsatz kamen dabei zwei unterschiedliche Folientypen: Die perforierte Scotchcal Window Graphics Fensterfolie 8173 für den Glasfassadenbereich sowie die wieder ablösbare Folie IJ40 für die Fassadenverkleidung aus farblich lackiertem Aluminium. Über 700 Einzelteile wurden pro Fassade innerhalb einer Woche gedruckt, auf Format gebracht und verklebt. Die gesamte Produktion - Druckvorstufe, Druck, Konfektion und Verklebung - übernahm das Düsseldorfer Unternehmen s + p, das bereits im Mai dieses Jahres, anlässlich des ARAG World Team Cup, das Düsseldorfer ARAG-Hochhaus mit einer 1000 m2 großen 3M-Scotchprint-Grafik zum Blickfang gemacht hatte.
Auch durch Hinterleuchtung oder andere Lichteffekte kann eine Dynamik entstehen, die noch stärker anspricht als das schlichte Bild. Durch die dadurch bewirkte Veränderung des Motivs kann ein neues, frisches Image geschaffen werden. Die Procedes beilken digital printing Werbegesellschaft mbH, Lemwerder, schuf beispielsweise für das Werbehaus Dresden am Stand "Sachsen" zur ITB Berlin 2005 eine Konstruktion aus Aluminiumrundrohr, die der Kuppel der Dresdner Frauenkirche nachempfunden war. Das semitransparente Material Poly CS, bedruckt mit Motiven der Frauenkirche, brachte den typischen Charakter des Bauwerks in einer modernen, farbenfrohen Collage an den Messestand und sorgte dadurch für eine gelungene Mischung von jugendlicher Frische und Tradition im Ausdruck des Dresdner Flairs.
Auf emotionaler Ebene wirken Bilder besonders gut, wenn sie einen Bezug zum Leben haben, wenn sie also Lebewesen und ihre Umgebung, die Natur oder ihren Wohnraum, zeigen. Diesen Umstand setzte Raumtechnik, Ostfildern, für Duravit auf der ISH 2005 in Frankfurt nach einem Entwurf der Allmann Sattler Wappner Architekten, München, um. Mit Großfotos bedruckte textile Wandabwicklungen wurden auf die 6,60 m hohen und 4,50 m breiten Gebäudekonstruktionen der begehbaren "Häuser" am Stand angebracht, in denen Duravit Neuheiten präsentierte. Die Bilder zeigten eine Frau in natürlich-frischem Weiß gekleidet, offensichtlich im Einklang mit der sie umgebenden Szenerie auf einem Steg direkt am Meer mit saftig-grünem Schilf und formschönen Kieselsteinen. Mithilfe der Bilder erhalten die ausgestellten Produkte eine Wertigkeit, die über den rein sanitären Gebrauch hinausgeht und Wellness, Entspannung, Frische, Natürlichkeit verspricht.
Zur Darstellung des Siemens-Konzerns verbindet die Dauerausstellung "Milestones" im Münchner SiemensForum, konzipiert von der Stuttgarter Kommunikationsagentur Milla und Partner, Vergangenheit und Zukunft des Unternehmens durch die Gegenwart in Form eines riesigen Bilderteppichs, dem "Siemens-Panorama". Auf einer etwa 24 x 6 m großen Leuchtwand über zwei Stockwerke werden aktuelle Projekte aus aller Welt abgebildet. Als konstruktiv erwiesen sich auch die produktionstechnischen Beiträge von Weila Bildtechnik, München, wie die "Galerie der Mitarbeiter" im Erdgeschoss - ein 20 m langer STARprint-Fotodruck mit den "Gesichtern" des Unternehmens aus 150 Jahren. Eindrucksvoll auch das hinterleuchtete "Siemens-Panorama" mit seiner 160 m2-Fläche KINGsize Print, verspannt auf Aluminiumrahmen mit LUMI-Spannprofilen. So dienen Großbilder in dieser Ausstellung dazu, ein Gefühl für Geschichte und Gegenwart zu wecken, für die historischen und technischen Dimensionen des weltumspannenden Unternehmens sowie für die Menschen, die sich dahinter verbergen. Eine anschauliche Präsentation, die den Unternehmensgeist über die Bilder direkt auf die Besucher überträgt.
Einen anderen Ansatz verfolgt, wer Großbilder nutzt, um ausgestellte Produkte in anderer Umgebung vorzuführen. Hierbei schaffen die Bilder Atmosphäre, zeigen den Kunden kreative Einsatzmöglichkeiten auf und wecken dadurch die Kauflust. So produzierten die Pottenhausener Vogelsänger Studios für das in Nürnberg beheimatete größte Einrichtungshaus der XXXLutz Gruppe drei aufwändige Milieu-Aufnahmen.
In der Ausstellung mit dem Vertriebsthema "Loft" - modernes und trendiges Wohnen - dienen 3 x 5 m große Banner als Blickfang und zeigen mögliche Wohnbeispiele. Gleichzeitig richten die Großfotografien die Aufmerksamkeit der Besucher dezent auf die in Szene gesetzten Möbel, die in ähnlicher Präsentation und im Original zusätzlich direkt unter dem Bild stehen. Stilelemente wie Backsteinwände oder Stahlkonstruktionen, die den Loftcharakter verstärken, sorgen sowohl auf den Abbildungen wie auch in der Ausstellung für einen hohen Wiedererkennungswert.
Obwohl die Fotografien durch großzügiges Raumgefühl und hohe Detailtreue wie Aufnahmen an Originalschauplätzen wirken, fand die Produktion ausschließlich im Studio statt. Für jedes Fotothema gestaltete "Europas größtes Interieurfotostudio" ein eigenes und exklusives Milieu im Stil New Yorker Loftwohnungen. "Trotz der sehr detaillierten Musterräume gibt das Foto mit veränderter Anordnung der Möbel dem Kunden noch einmal neue Impulse und Ideen für die eigene Einrichtung", kommentiert Harald Oelze, Kundenbetreuer für XXXLutz im Hause Vogelsänger. Der Kunde bekommt nicht nur das "nackte" Produkt vorgeführt, sondern gleichzeitig verschiedene Wohnwelten, die emotional stärker anzusprechen vermögen. In diesem Sinne haben Großbilder auch eine große Zukunft in der Werbewelt. Denn ohne das richtige Bauchgefühl beim Kunden gibt es keinen Umsatz.

m+a report Nr.8 / 2005 vom 08.12.2005
m+a report vom 8. Dezember 2005