Versuch eines Vergleichs oder Erklärung des Unterschieds

Ja, worin liegt eigentlich der Unterschied zwischen den beiden Möbelmessen in Köln und Mailand?
Köln, schon sehr früh im Januar, bietet einen guten Überblick über die in Deutschland einsetzbaren Möbelstücke. Neuheiten sind eher schwer zu finden.
Die Produkte der ausländischen Aussteller oder Importeure sind schon für den deutschen Markt gefiltert und ausgewählt. Die italienischen Hersteller sind aber in Hinblick auf die Messen in Mailand und Köln mit Neuheiten sehr zurückhaltend. Diese werden natürlich erst in Mailand vorgestellt. In Köln sind die verschiedenen Fachbereiche Design, Modern und Stil sowie die unterschiedlichen Wohnbereiche sehr übersichtlich getrennt. In den Rheinhallen 1 bis 3 hat man schnell einen Überblick über das Designmobiliar.
Die in Köln ausgestellten Modelle sind meist schon in Produktion oder stehen kurz vor der Produktionsreife. In Mailand hat man eher den Eindruck auf einer rein italienischen Messe zu sein. Die Anzahl der bekannten und unbekannten Hersteller ist schier unüberschaubar. Zusätzlich begleiten mehrere Sonderschauen nach Designern oder Wohnthemen die Ausstellungsbereiche.
Mailand, hier werden die Trends von den bekannten Designern und deren Herstellern vorgegeben. Wer es erkennen kann, findet hier zuerst die neuen Formen, Farben, Materialien, Hölzer, Bezugsmaterial und Oberflächen.
Unbekannte Talente können aber genauso Trendsetter sein wie ihre bekannten Kollegen aus der Designmöbelszene. Diese zu finden macht den Reiz der Messe aus. Ein Philippe Starck saß vor Jahren auch unerkannt auf einem Stand eines Polsterbettenherstellers. Aber nicht alle Neuheiten sind wirklich neu. Durch den Druck zwei- bis dreimal im Jahr Neuheiten präsentieren zu müssen, "kopieren" sich die Designer selbst. Immer öfter ähneln sich viele Modelle vom gleichen Designer, auch wenn die Modelle von verschiedenen Herstellern präsentiert werden. Die Handschrift ist leicht zu erkennen und manchmal wird es einfach langweilig, wenn nur Details geändert werden und schon wieder als neues Modell verkauft werden.
Auch in Mailand gibt es eine Trennung zwischen Design, Modern und Stil. Jedoch innerhalb dieser Bereiche gibt es wenig Zuordnungen. Polstermöbel zwischen Schlafraummöbeln sind normal. Viele der in Mailand vorgestellten Prototypen erreichen nie den Handel oder gar den Endverbraucher. Viele Modelle verschwinden nach der Messe, manchmal auch gleich der Hersteller. Wer die Zeit und Ruhe hat, die in Mailand vorgestellten Neuheiten bis zur Serienreife abzuwarten, wird sie in Köln dann ordern können. Also viel südländische Gelassenheit, keine deutsche Hektik.
Darum kein Köln ohne Mailand und umgekehrt! Die Messen konkurrieren nicht miteinander, sondern ergänzen sich ideal! Wolfgang Seidl

Wolfgang Seidl ist Gründer und Geschäftsführer von kopfstand mobiliarausstattungsservice für messen gmbh, Feldkirchen.

m+a report Nr.2 / 2004 vom 18.03.2004
m+a report vom 18. März 2004