Dominanz der Unternehmer

Thailand ist durch seine dynamische Wirtschaftsentwicklung, seine starke Exportausrichtung und seinen expandierenden Binnenmarkt in den letzten Jahrzehnten nicht nur in das Interessenfeld deutscher Messeunternehmen gerückt.

Bis 1997 wuchs Thailands Wirtschaft durchschnittlich um 9 % pro Jahr. Bis zum Jahr 2010 wird sie um circa 5 % jährlich expandieren. Die ökonomische Power des Landes liegt in der weitgefächerten Diversifizierung seiner Produktionsstruktur, die einen starken landwirtschaftlichen Sektor, wettbewerbsfähige traditionelle Wirtschaftszweige wie den Nahrungsmittel-, Möbel- oder Textilsektor, moderne technologieintensive Industriebereiche wie Automobil- und IT-Produkte sowie ein breites Spektrum an Dienstleistungen umfasst.
Die hohe Produktivität und internationale Wettbewerbsfähigkeit in den Bereichen Nahrungsmittel(-verarbeitung) und Möbel(-herstellung) veranlassten die Koelnmesse, sich im südostasiatischen Markt gleich mit zwei Messen, der Thaifex - World of Food und der Thailand International Furniture Fair zu engagieren. In Zusammenarbeit mit dem Department of Export Promotion konnten beide, die bis dahin hauptsächlich nationale Bedeutung hatten, erfolgreich internationalisiert werden. Die Thaifex - World of Food powered by Anuga, welche 2005 zum zweiten Mal in Kooperation stattfand, verzeichnete einen Zuwachs an Ausstellern um 20 % auf 855 Unternehmen sowie an Ausstellungsfläche um 25 % auf 42 000 m2. Sie etablierte sich als eine der größten Veranstaltungen im thailändischen und auch südostasiatischen Messemarkt. Auch die Thailand International Furniture Fair (TIFF) kombiniert mit der Interior Design Asia (IDA) expandiert.
Die dynamische Entwicklung der beiden Shows ist kennzeichnend für den thailändischen Messemarkt. Seit 2000 hat sich die Anzahl der Veranstaltungen nahezu verdoppelt (85 in 2003). Die verkaufte Nettofläche stieg um rund 60 % auf circa 171 000 m2. Ebenso kräftig wuchs das Angebot an Ausstellungsfazilitäten: seit 2003 um ungefähr 50 %. Ende 2005 werden es rund 190 000 m2. Nächstes Jahr kommen weitere 5 bis 10 % hinzu, wenn die zur Zeit noch im Bau befindlichen Ausstellungszentren in Phuket und Chiang Mai fertiggestellt sind. Die rasche Zunahme impliziert eine relativ niedrige Auslastung der vorhandenen Messefläche. Der thailändische Markt hat mit deutlichen Überkapazitäten zu kämpfen.
Das wichtigste Messe- beziehungsweise Ausstellungszentrum ist das Impact Muang Thong Thani in Bangkok. Durch seine Nähe zum alten Flughafen Bangkok, Don Muang, ist es international gut angebunden. Ende des Jahres wird das Zentrum 137 000 m2 Ausstellungsfläche anbieten können. Das Bangkok International Trade and Exhibition Center (BITEC) ist mit rund 36 000 m2 das zweitgrößte Messegelände, gefolgt vom Queen Sirikit National Convention Centre (QSNCC) mit 4 850 m2.
Das Department of Export Promotion, der Kooperationspartner der Koelnmesse Tochter in Singapur, ist der größte Veranstalter, gefolgt von Reed Tradex, dem Joint Venture Unternehmen von Reed mit dem lokalen Partner Tradex und CMP Media Thailand, einer Tochtergesellschaft von CMP. Zusätzlich zu den mit der Koelnmesse gemeinschaftlich organisierten Messen World of Food / Thaifex und TIFF, werden die meisten der landesweit größten Veranstaltungen vom Department of Export Promotion durchgeführt. Diese sind die Bangkok Gems and Jewelry Show, die BIG Bangkok International Gift and Houseware Show, die BIFF Bangkok International Fashion Fair und die Thailand Health and Beauty Show. Reed Tradex ist ebenfalls mit zwei Veranstaltungen unter den top ten vertreten. Die Messen Metalex und World Tech haben sich gut etabliert und finden jährlich statt. Ebenfalls zu den top ten zählen CMPs Internationale Ausstellung für Metallverarbeitung, Automation und Werkzeugmaschinen, Intermach, sowie die Internationale Fachmesse für intensive Tierproduktion VIV Asia von VNU Exhibitions Europe.
Auch die Regierung hat die wachsende Bedeutung des Messewesens erkannt: Im Jahr 2002 wurde das Thai Convention & Exhibition Bureau etabliert. Einige Spezifika - wie, dass die wichtigsten Themen seit langem mit eingeführten Messen besetzt sind - resultieren aus der Geschichte des Landes: Sie ist geprägt vom Unabhängigkeitswillen. So gehörte es beispielsweise nie einem asiatischen oder europäischen Kolonialreich an. Früh entwickelte sich eine eigenständige Geschäftskultur, die sich deutlich von der anderer südostasiatischer Staaten unterscheidet. Das wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Leben wird seit langem dominiert von Unternehmerpersönlichkeiten.
Bis in die jüngste Vergangenheit bestanden sehr restriktive Importbedingungen für viele Industrie- und Konsumgüter. Wichtig sind ein gutes Gespür für unbesetzte Nischen sowie ein funktionierendes eigenes Netzwerk innerhalb Thailands. Da fast alle großen weltweit agierenden Firmen entweder über Tochtergesellschaften oder Agenten vertreten sind, kommt einer starken Vertriebsmannschaft in Thailand große Bedeutung zu: Entscheidungen werden vor Ort getroffen. Michael Dreyer

m+a report Nr.8 / 2005 vom 08.12.2005
m+a report vom 8. Dezember 2005