Schöne neue Welt

Inszenierungen sind längst dem Theater entwachsen. Macher von Markenwelten, Museen und Ausstellungen spielen mit Hilfe multimedialer Inszenierungen geschickt mit den Emotionen ihrer Besucher und Zielgruppen.

Erfolgreich tourt "Balance - eine multimediale Gesundheitsausstellung" durch Deutschland. Ins Leben gerufen wurde sie von der Gmünder ErsatzKasse GEK. Balance ist ein einzigartiges Ausstellungssystem, das in dieser Form für die GEK und ihre Partner entwickelt wurde. Bei vielfältigen Experimenten können Besucher neue Erfahrungen in der eigenen Körperwahrnehmung machen. Bereits über 600 000 Menschen ließen sich faszinieren. Obwohl mobil, wächst die Ausstellung stetig. Zu Beginn reichte den Konzeptionierern, der Dimah Messe + Event GmbH, noch eine Fläche von 1600 m2, die inzwischen auf 2400 m2 bis 3000 m2 angestiegen ist.
Dabei sind geschickt in Szene gesetzte Wanderausstellungen schon länger probates Mittel, den Kunden nahe zu sein. Beachtlich ist aber ein regelrechter Boom von Museums- und Markenwelten, die gerade in diesem Jahr wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden schießen. Am 30. Juli war die Eröffnungsfeier des Eifler "Lava-Domes". Im Eifelstädtchen Mendig entstand ein Museum mit einer Ausstellungsfläche von 700 m2. Szenografie und Ausstellungsgestaltung lagen in den Händen der Stuttgarter Agentur Milla und Partner. Das ehrgeizige Projekt kostete rund 2,2 Mio. EUR, 1,5 Mio. EUR davon wurden über einen Zuschuss des Landes Rheinland-Pfalz und des Kreises Mayen-Koblenz finanziert.
Die interaktive Ausstellung beantwortet alle Fragen rund um das Thema Vulkanismus - eindrucksvoll und für Laien verständlich. Nach fast dreijähriger Entwicklungszeit wurde in diesem Jahr auch mit der Dr. Oetker Welt am Bielefelder Firmensitz auf 11 000 m2 Grundfläche eine für die Ernährungsindustrie neue Form der Markenpräsentation geschaffen. Die Kosten dieser Investition in die Marke bezifferte Dr. August Oetker als im "gut zweistelligen" Millionen bdreich. Die damit beabsichtigte Stärkung der Marke ist nach seinen Worten ein Heilmittel gegen die Ausdehnung des Discount, die viele Lebensbereiche erfasst habe. Das Unternehmen möchte alle Menschen empfangen, die ein besonderes Interesse an dem Familienunternehmen, der Marke, den Produkten oder den Tätigkeitsfeldern des Unternehmens haben, zum Beispiel Geschäftspartner, Lieferanten und alle Back- und Kochenthusiasten. Ein wesentliches Element der Welt ist die von der Triad Projektgesellschaft, Berlin, konzipierte Markenausstellung, die auf 1500 m2 Markenthemen multimedial und höchst unterhaltsam präsentiert.
Die Welt von Steiff ist natürlich dort, wo Steiff zu Hause ist, in Giengen an der Brenz. Auch sie öffnete dieses Jahr. Szenografie und Ausstellungsgestaltung lagen ebenfalls in den Händen von Milla und Partner. Auf einer Gesamtfläche von 2400 m2 und drei Ebenen wird die über 100-jährige Geschichte des Steiff-Teddybären und der Margarete Steiff GmbH inszeniert. "Eine Erlebniswelt zu konzipieren für eine Marke, die emotional so aufgeladen ist, dass fast jeder Besucher schon Geschichten und Bilder im Kopf mitbringt, war von Anfang an eine besondere Herausforderung", so Johannes Milla, Geschäftsführer von Milla und Partner und verantwortlicher Creative Director für die neue Steiff-Welt.
Im September erst an den Start gegangen ist die Erlebniswelt Renaissance. Sie zielt darauf ab, die Renaissance an verschiedenen Schauplätzen in ihrer Vielfalt erfahrbar zu machen. Das Projekt ist als europäisches Netzwerk angelegt und geht zunächst mit sechs Standorten im Weserbergland an den Start: Zentrum ist das Hochzeitshaus in Hameln. Das Konzept zeichnet sich durch eine Mischung aus Edutainment und Sciencecenter, Hightech-Inszenierung und Freizeitwelt aus. Auch bei diesem Projekt wurde tief in die Tasche gegriffen. Die Gesamtinvestitionssumme beträgt rund 14 Mio. EUR und wird durch die EU, das Land Niedersachsen, die Landkreise, Kommunen und private Objekteigentümer gestellt. Entwickelt und inszeniert wurde das Projekt von der m.a.k.-gruppe, ein interdisziplinärer Kreativpool aus Fachleuten rund um die Kernkompetenzen Marketing, Kommunikation, Konzeption, Design, Event und Architektur.
Der 1991 gegründete Förderverein Freudenthaler Sensenhammer stellte die Weichen für eine neue Nutzung der geschichtsträchtigen Gebäude der ehemaligen Sensenfabrik zum Industriemuseum. Möglich wurde das Projekt durch die Förderung aus dem EU-Fonds zur Erhaltung von Baudenkmälern, den Zuwendungen des Landes Nordrhein-Westfalen für Denkmalschutz und regenerative Energienutzung und vor allem mit Hilfe der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, die allein mit einem Zuschuss in Höhe von 1,35 Mio EUR den weitaus größten Teil der notwendigen Ausbauarbeiten trug. Weitere Sponsoren sind der Landschaftsverband Rheinland, die Kulturstiftung des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, die Sparkasse Leverkusen, die Energieversorgung Leverkusen und anderer mehr. Im Industriemuseum Freudenthaler Sensenhammer erwartet die Besucher ein Rundgang durch über 200 Jahre Industriegeschichte - erlebnisreich in Szene gesetzt von der Kölner Kommunikationsagentur facts+fiction.
Chance:Risiko - Für eine Wagniskultur - Eine Ausstellung der Münchener Rück im Haus der Kunst in München zeigt, dass auch Versicherungen das Wagnis eingehen können, neue Wege in der Kommunikation zu gehen. Der professionelle Umgang mit Risiken ist das Geschäft der Münchener Rück, die mit Chance:Risiko 125-jähriges Firmenjubiläum feiert.

m+a report Nr.7 / 2005 vom 27.10.2005
m+a report vom 27. Oktober 2005