Vereinte Kräfte

Synergien sind angesagt. Das einheitliche Auftreten der Hamburg Messe und Congress GmbH soll ihr eine gewisse Power am Markt verschaffen.

Kein Umweltthema hat in den letzten Jahren so große öffentliche Aufmerksamkeit erregt wie der Klimawandel. Das Stichwort sorgt nach wie vor für kontroverse Diskussionen in der Politik wie in der Wissenschaft. Das Klima hat sich in den letzten 100 Jahren nachhaltig verändert, und die Auswirkungen sind deutlich zu spüren. Die Klimaveränderung steht im Brennpunkt des Interesses auf der Internationalen Fachmesse und Kongress für Hochwasserschutz, Klimafolgen und Katastrophenfolgen mit Namen acqua alta - Hochwasser - die vom 13. bis 15. September 2006 erstmals in Hamburg stattfindet. Bislang war die Veranstaltung in München beheimatet.
Die acqua alta fordert das "Gesamtunternehmen" Hamburg Messe und Congress GmbH. Dietmar Aulich, Chef der Hamburg Messe, und Bernd Aufderheide, als Geschäftsführer zuständig für das Kongressgeschäft, setzen auf die Synergien beider Unternehmensbereiche - und die Ausweitung des internationalen Geschäfts. "Das einheitliche Aufreten verschafft uns eine gewisse Power am Markt", sagt Aulich. Entsprechend stellt sich das Unternehmen neu auf. So wurde am werblichen Auftritt gefeilt, ein neues Logo und ein neuer Internetauftritt geschaffen. Beide garantieren hohen Wiedererkennungswert - für den Messe- und den Kongressbereich. Aufderheide: "Die Außendarstellung erhält mehr Gewicht."
Nach Ansicht der Verantwortlichen werden Kongresse mit begleitenden Ausstellungen wie auch Messen mit begleitenden Kongressen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Phone Research, die im Auftrag des Unternehmens im Sommer durchgeführt wurde, bestätigt dies. Befragt wurden insgesamt 764 Aussteller und Besucher internationaler Fachmessen mit Begleitkongressen (Internorga, SMM und WindEnergy) sowie Aussteller und Teilnehmer von Kongressen mit begleitenden Ausstellungen (DIVI und NO-DIG). Demnach sind zwei Drittel aller Besucher und Teilnehmer sowie deutlich mehr als die Hälfte aller Aussteller von kombinierten Messe- und Kongressveranstaltungen davon überzeugt, dass die zusätzlich angebotenen Inhalte ihnen einen substanziellen Mehrwert bieten. Von dieser Entwicklung soll die Hamburg Messe und Congress GmbH langfristig profitieren.
Zwei Geschäftsfelder, ein Unternehmen. Waren in den letzten Jahren die Geschäftsbereiche eher getrennt geführt worden, setzen Dietmar Aulich und Bernd Aufderheide auf das Miteinander. Zur gemeinsamen Unternehmensführung kommt die räumliche Nähe von Messe und CCH. Über einen überdachten Weg sind die Produktionskapazitäten, Messehallen und Congresscenter, baulich miteinander verbunden.
Im Zuge des Neubaus der Hamburger Messe entstehen in unmittelbarer Nähe der Hallen Tagungsräume mit Platz für bis zu 800 Personen. Bis September 2006 wird das CCH - Congress Center Hamburg für 25 Mio. EUR rundumerneuert. Unter anderem wird es um eine 7000 m2 multifunktionale Halle erweitert und dann über eine Ausstellungsfläche von rund 12 000 m2 verfügen. "Damit ist die Hamburg Messe und Congress GmbH künftig noch besser für die Durchführung der immer wichtiger werdenden Messe- und Kongressveranstaltungen unterschiedlicher Größe gerüstet", sagt Aufderheide. So schließt der neue Konferenztrakt auf zwei Etagen an die vorhandene Infrastruktur an. Damit finden rund 60 % mehr Gäste im CCH Platz - 16 000 Sitzplätze stehen insgesamt mit Beendigung des Ausbaus zur Verfügung.
Über 308 Mio. EUR werden für die Erweiterung und die Modernisierung des Messegeländes investiert, denn auch das ist in die Jahre gekommen. Kurze Wege wird es auch künftig geben, verspricht Aulich. Mit ihrer visionären Architektur werde die Neue Messe Hamburg ein außergewöhnliches Erscheinungsbild bieten und bis zum Jahr 2008 zu einem der modernsten Messezentren weltweit heranwachsen. Fortschrittlich, hochflexibel und deutlich größer will sich das Unternehmen präsentieren.
Inmitten des Stadtzentrums, umgeben von Parks und Grünflächen, steige nicht nur der Erlebniswert für Messebesucher - auch Logistik und Nutzungsmöglichkeiten für Aussteller und Veranstalter seien dann wieder auf dem neuesten Stand, so die Verantwortlichen. Mit Fertigstellung der Neuen Messe Hamburg wird eine Gesamtausstellungsfläche von rund 84 000 m2 (brutto) zur Verfügung stehen. Im aktuellen Bundesländer-Standortranking der Bertelsmann Stiftung rangiert die Metropole mit 1,7 Mio. Einwohnern in Deutschland ganz oben. Die Hansestadt ist bundesweit Spitze beim Einkommen und der Beschäftigung seiner Einwohner. Gelobt werden die hohe Wirtschaftskraft und Hamburgs Rolle als internationale Drehscheibe. Hamburg hat - gemessen am Containerumschlag - den zweitgrößten Hafen in Europa. Kritisiert wird in der Untersuchung hingegen der Messeplatz. Er erfülle nicht den internationalen Standard, an dem sich die Hansestadt orientiere. Aber da sind die Verantwortlichen ja dran ...
Der Hamburger Hafen, das Tor zur Welt. Und dank Airbus zählt die Hansestadt neben Toulouse und Seattle zu den bedeutendsten Luftfahrtstandorten weltweit. Die Themen spiegeln sich im Veranstaltungskalender der Hamburg Messe und Congress GmbH wider und geben ihm eine hohe Authentizität: Die SMM Shipbuilding, Machinery & Marine Technology International Trade Fair Hamburg gilt als die weltweit bedeutendste Branchenmesse. Mit 42 000 Fachbesuchern und mehr als 1400 Ausstellern ist sie die Leitmesse der maritimen Industrie. Die Veranstaltungen in den Niederlanden und in Norwegen können der SMM nicht das Wasser reichen.
Die hanseboot leidet ein wenig unter den nicht mehr ganz zeitgemäßen Hallen. Dennoch gibt es für die 46. Auflage, die vom 29. Oktober bis 6. November auf dem Hamburger Messegelände und im hanseboot-Hafen durchgeführt wird, einige Neuerungen. Mit der neuen Halle 14, der ersten fertig gestellten Halle der Neuen Messe Hamburg, wächst die Ausstellungsfläche in diesem Jahr um fast 10 000 auf rund 74 000 m2. In der transparenten, lichten neuen Halle werden große Motoryachten präsentiert. Bei den Messen Aircraft Interiors EXPO - Ausstellung für Flugzeuginnenausstattung und der Aerospace Testing Expo - Ausstellung und Konferenz fliegen Aussteller und Besucher auf und in die Hansestadt. Wartelisten hat die Internorga. Die Internationale Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung, Bäckereien und Konditoreien wächst und braucht dringend mehr Raum. Sie war es auch, die den größten Druck machte in Sachen Erweiterung.
Hamburg gilt als Magnet. Die Anziehungskraft wirkt sich auch auf die Entwicklung der Hamburg Messe aus. Veranstaltungen wie besagte SMM, die Reisen Hamburg, die WindEnergy sowie die Nord Elektro verzeichneten Zuwächse bei Ausstellern und Besuchern. Mit insgesamt 13 677 Ausstellern im Jahr 2004 konnte die Hamburg Messe die Zahl um 10,4 % steigern. Auch die Zahl der Besucher wuchs gegenüber 2002 um 5,4 % auf rund 982 000.
Mit dem Bau der Neuen Messe will die Hansestadt ihre Position im internationalen Wettbewerb sichern. Erfolgreiche Veranstaltungen, die in den nächsten Jahren mehr Platz benötigen, können dann in Hamburg ihr Potenzial voll ausschöpfen. Das Geschäftsführerduo Dietmar Aulich und Bernd Aufderheide ist der festen Überzeugung: "Ab 2008 kommt keiner mehr an uns vorbei."

m+a report Nr.7 / 2005 vom 27.10.2005
m+a report vom 27. Oktober 2005