Männer mögen Markenmöbel

Jede Menge Neues - und Altbewährtes - gab es auf der imm cologne 2004 im Januar zu sehen. 1500 Aussteller präsentierten ihre aktuellen Kollektionen.

Für Cor war die diesjährige Internationale Möbelmesse in Köln etwas Besonderes: Der Sitzmöbelhersteller aus Rheda-Wiedenbrück feierte dort seinen 50. Geburtstag. Auf einem neuen 600 m2 großen Messestand war er mit seiner nahezu kompletten Kollektion vertreten. Neuheiten von Peter Maly und anderen namhaften Designern präsentierten sich in einem außergewöhnlichen Ambiente. Und für eines der Produkte, für Conseta Polstersysteme, ein modifizierter und ergänzter Klassiker aus den 60er Jahren, gab es die Auszeichnung "Best" des interior innovation award cologne. Ein Beweis dafür, dass sich manches zwar im Laufe der Jahre ändert, einige Dinge jedoch immer gleich bleiben: etwa die Überzeugungskraft schlichten, zeitlosen Designs.
Überhaupt ließ sich bei vielen Herstellern die Wiederauflage ihrer erfolgreichsten Entwürfe erkennen. Das Interesse an solchen, aus der Retrospektive entstandenen Möbeln, ist groß. Eine Brücke zwischen Tradition und Moderne, zwischen bewährten Bugholzstühlen und zeitgemäßer Gestaltung, schlug auch James Irvine für Thonet: Er entwarf einen einfüßigen Stuhl mit Aluminiumoberfläche.

Möbel, so flexibel wie das Leben selbst: Multifunktionalität und Flexibilität zählten mit zu den Schwerpunktthemen. Anders als in den vergangenen Jahren jedoch bezog sich die Flexibilität nicht nur auf die Beweglichkeit im Raum, sondern auch auf die Fähigkeit, verändert werden zu können, multifunktional zu sein.
In Richtung Multifunktionalität geht auch der Trend "HideTech": Technische Geräte wie Beamer oder Monitor verschwinden vollständig in einzelnen Möbelstücken, versenkbare Flachbildschirme in Sideboards, Flachlautsprecher in Schrankinnentüren und Membranlautsprecher in Regalböden. Das Thema Medialisierung ist vielleicht auch der Grund dafür, dass Männer sich immer stärker mit dem Thema Möbel beschäftigen. So wie bei Autos bevorzugen Männer auch bei Möbeln die bestimmte Marke - das fand eine aktuelle Untersuchung der BBE-Unternehmensberatung, Köln, heraus.
Außer im Bereich Modedesign gibt es kaum ein weiteres Feld, das sich so von anderen Kulturen und Lebensweisen inspirieren lässt wie das Möbeldesign. Ein Beispiel hierfür ist "Tazia" von Pascal Mourgue, entworfen für ligne roset, Gundelfingen. Der Designer ließ sich vom nordafrikanischen Lebensstil inspirieren: bodennahes Sitzen auf einem Hocker oder Sessel. Geschäftsführer Patrice Bert: "Unser Messestand umfasst die Bereiche Innovation und Moderne sowie Klassische Moderne und Eleganz. Und spiegelt somit die gesamte Bandbreite der Kollektion von ligne roset wider." Die Sessel Pop und die Sitzgruppen Feng, Opium, Annaba und Traversale eignen sich besonders gut für Messen und Events.

Im hit guide 2004 - Highlights - Innovationen - Trends - stellt die Koelnmesse eine Auswahl an Produkten vor: Neuheiten, innovative Techniken und Materialien, außergewöhnliches Design - einfach Produkte, die Trendsetter sein könnten, die neu, pfiffig, irgendwie anders sind. Hier ein Auszug daraus: Pet No. 1, ein federleichter, multifunktionaler Beistelltisch mit PET-Flaschenbeinen und transparenter Kunststoffplatte. Möbel No. 5 ist ein preiswerter und pfiffiger Schichtholzstuhl mit einer gewagten Form durch provokative Neigung. Ein völlig neues Sitzgefühl verspricht Tumppi: Durch seine extrem niedrige Sitzhöhe erinnert er eher an Strandstühle denn an normale Stühle. Smile verspricht reinen Genuss: Dank eines integrierten Mechanismus schaukelt der originelle Sessel entweder in alle Richtungen oder dreht sich um die eigene Achse. Der mit brasilianischem Temperament gestaltete Sessel Giramundo gefällt nicht nur durch seine Flokati-Optik sondern auch durch besonders hohen Sitzkomfort.

Die Zeiten, in denen Glastische aus farblosem Klarglas bestanden, sind vorbei. Draenert stellt mit der Serie 1600 Nurglas verschiedene farbige Club- und Beistelltische vor, die in einem technisch aufwändigen Verfahren bei 800 °C gebogen werden. "Nurglas" ist Gewinner des imm-award, der innovative Spitzenleistungen im Einrichtungssektor bewertet.
Mit Asana, einer Kreation aus Mailand, kommt die Erleuchtung. Auf dieser neuen Standleuchte aus lackiertem Fiberglas, die auf der imm Weltpremiere feierte, kann man auch sitzen. Einfach gut ist das Kammregal Linie 01. Ein simples Konzept, das durch einen cleveren Kniff zu einem ausgereiften System wird. Durch einen zusätzlichen Schlitz an der Stirnseite kann jedes Bauteil universell als Regalwange, Regalboden oder aussteifendes Element eingesetzt werden.

MDF und Aluminium sind die Materialien für "Stift". Dieses puristische, frei stehende Regal, dessen trapezförmigen Tablare eine aussteifende Rückwand ersetzen, ist auch als Raumteiler geeignet. Das Regal ist individuell erweiterbar, die Tablare werden ohne Werkzeug eingesteckt. Pfiffiges Detail: Die Abstände der einzelnen Tablare lassen sich durch Distanzstifte individuell variieren.
Mit unübersehbaren Anklängen an die 70er Jahre und doch absolut zeitgemäß präsentiert sich die Zylinderlampe "Harlekin", die, mehrfach aufgestellt, sicherlich zum Eyecatcher wird. Der Kaffeehaustisch "Aeneas" macht nicht nur in einem Café eine gute Figur, sondern auch auf einem Messestand. Mit seinem für Südamerika typischen großzügigen Materialeinsatz und die strenge skandinavische Formensprache ist er ein markantes Beispiel für modernes Design aus Brasilien. Aeneas ist aus massivem Eukalyptusholz mit poliertem Edelstahl und einer variablen Glasplatte.
"Quirl", eine Standgarderobe, fällt durch ihre grazile Form und ihre Funktionalität auf. Die vier Haken und das geschwungene Rohr bieten ausreichend Platz für viele Jacken und Mäntel beispielsweise im Besprechungsbereich. "Meret", ein Garderobenständer mit fast architektonischem Charakter, ist aus massiven Edelstahlstangen und trotz seines filigranen Aussehens absolut standfest. "Kast een" ist ein Schrankelement, das sich mit Haken nicht nur in eine Garderobe, sondern mit Tablaren auch zum Regal verwandeln lässt.
Der Schwebeständer RS 19 rückt Plasma- und LCD-Bildschirme auch für Firmenpräsentationen ins rechte Licht. Mit seiner patentierten Höhenverstellung und Drehfunktion ist der RS 19 eine interessante Alternative zu allen bisher bekannten Geräteträgern. Durch die mitdrehende Ablageplatte bleiben alle Komponenten an ihrem Platz. Das zurückhaltende Design passt sich jeder Raumsituation an.

Antike Sattelstühle standen bei der Entwicklung von "Binaria", einem formschönen und witzigen Gesundheitsstuhl, Pate. Ideal für müde Messebesucher. Optische Formästhetik und perfekte Sitzergonomie bietet auch "Zara". Mit diesem Stuhl folgt der Designer seiner eigenen Forderung nach Beschränkung auf das Notwendige. Besonders gut stapelbar ist "Nastro"; mit seinen klaren Formen und den ungewöhnlichen Details lenkt dieser elegante Stapelstuhl die Blicke auf sich. Die lederne Armlehne durchzieht den Sitzrücken wie ein geflochtenes Band.
Und sollte jemand ganz schnell einen Tisch benötigen, muss "Arthur" her. Dieser Tisch für alle Fälle mit einem sehr geringen Transportvolumen (0,3 m³) kann komplett als Bausatz von einer Person ohne Werkzeug aufgebaut werden.
"Die imm cologne bot ein enorm breites Angebot an hochwertigen und edlen Möbeln, bei denen die Qualität im Vordergrund steht", so lautet das Fazit des Hauptgeschäftsführers des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie, Dirk-Uwe Klaas. Zum Beispiel feiner Edelstahl in Kombination mit hochwertigem Glas, edle Massivhölzer, per Hand geschliffen, oder erstklassige Bezugsstoffe aus dem Naturbereich. Angela Wiegmann

m+a report Nr.2 / 2004 vom 18.03.2004
m+a report vom 18. März 2004