"Moderne, passende Flächen fehlten..."

Die Expomedia Group, London, etabliert in Wachstumsmärkten Veranstaltungsfazilitäten. Mittelosteuropa zählt dazu. CEO Marc Shashoua schildert seine Ziele.

Expomedia ist in Mittelosteuropa schwer aktiv: Was macht diese Märkte interessant?
Die Expomedia-Firmengründer, mein Vater Roger und ich, sowie die Führungskräfte haben einzigartige Erfahrungen aus Russland und Osteuropa, die wir in den frühen 90er Jahren sammeln konnten - auch was die Entwicklung des russischen Marktes angeht. Wir haben das riesige Potenzial in der Region gesehen und genießen die Herausforderung in den neuen Märkten zu arbeiten. Jetzt, da wir Vertrieb, Marketing und die Locations eingerichtet haben, können wir anderen Firmen helfen, davon zu profitieren.

Wie laufen Ihre Expo XXI Zentren in Warschau und Budapest?
Unsere Location in Warschau läuft extrem gut. Seit der Eröffnung im Jahre 2001 nahmen die Buchungszahlen kontinuierlich zu, 2004 erreichten sie die Eine-Million- Square-Feet-Marke (92 936,8 m2). Die Tatsache, dass das Zentrum für ganz unterschiedliche Events genutzt werden kann, hat es zum Veranstaltungsort erster Wahl in Polen gemacht. Die Nachfrage ist so groß, dass wir zustimmten, Ende nächsten Jahres eine weitere, 10 000 m2 große Halle nebenan zu bauen, um größere Veranstaltungen aufnehmen und mehrere Events parallel laufen lassen zu können. Insgesamt umfasst der Veranstaltungsort dann 30 000 m2.
In Budapest haben wir momentan kein Expo XXI Zentrum, aber wir arbeiten sehr eng mit der neu renovierten Sports Arena auf Vertriebs- und Marketingbasis zusammen.

Konzentrieren Sie sich auf Fachmessen und Ausstellungen oder auch auf andere Events?
Meistens belegen unsere Kunden die Zentren mit Messen und Ausstellungen, doch da die Fazilitäten multifunktional sind werden sie auch für große Kongresse, Corporate und Special Events, Sportveranstaltungen und Konferenzen genutzt. Nur als Beispiel, Expo XXI Warschau war ein Filmset, beherbergte Clubnights und wurde für das Casting des Polnischen Pop Idols genutzt. Ein riesiges Microsoft Event, zu dem auch Bill Gates kam, fand hier ebenfalls statt.

Sehen Sie die Zentren als Ergänzung bereits bestehender Messeinfrastrukturen?
Wenn wir ein Expo XXI Zentrum in einer Stadt eröffnen, sehen wir es als Ergänzung - aber als eine, die etwas Einzigartiges bietet und anders auf die Bedürfnisse der Veranstalter von heute eingeht. In einigen Märkten, in denen wir agieren, konnte sich die Messewirtschaft nicht richtig entwickeln, weil moderne, passende Flächen fehlten.

Wie sah die Messewirtschaft Warschaus aus, bevor Sie das Zentrum eröffneten?
Natürlich gab es Messen und Ausstellungen. Aber wir glauben, dass das Zentrum der Messewirtschaft neues Leben eingehaucht hat, genau zu dem Zeitpunkt als Polen in der Europäischen Union aufgenommen wurde. Unternehmen wurden ermuntert, hierher zu kommen, was Warschau half, mit anderen großen europäischen Städten als Ausstellungsstadt gleich zu ziehen.

Die französische GL Events ist der neue Betreiber von HungExpo...
Ich bin sicher, dass jede Weiterentwicklung der Infrastruktur der Messewirtschaft in Budapest dem Markt insgesamt zuträglich sein wird. HungExpo war immer ein gut gehendes Unternehmen - nun mit GL Events können die Fazilitäten sicherlich modernisiert und die Produkte internationalisiert werden.

Was erwarten Sie vom Expo XXI Zentrum in Katowice?
Es wurde in einer wichtigen Industrieregion Polens eröffnet. Wir glauben bald mehr Interesse auf den Veranstaltungsort lenken können.

Und wie läuft es in Belgrad?
Unsere Aktivitäten in Belgrad gehen gut voran: Unser Expo XXI Zentrum dort ist Ende 2005 fertig. Es wird rund 2500 m2 Ausstellungsfläche im Herzen der Balkanregion bieten. Wir hoffen, der schon ganz lebhaften Messeszene in Serbien und Montenegro so weiteren Auftrieb geben zu können.

Wie suchen Sie sich die Orte für Ihre Veranstaltungshäuser aus?
Wir schauen immer auf das zukünftige Entwicklungspotenzial des gesamten Marktes und werten aus, welche Fazilitäten eines gewissen Ortes zur gegebenen Zeit zur Verfügung stehen. Wenn wir glauben, dass die Ansprüche internationaler Veranstalter nicht ganz erfüllt sind, klopfen wir die Möglichkeiten der Etablierung eines neuen Veranstaltungshauses ab.

Was würden Sie einem Aussteller raten, der in den mittel- und osteuropäischen Markt einsteigen will?
An einer guten Messe teilzunehmen mit der für ihn richtigen Zielgruppe und dem richtigen lokalen Backing und der entsprechenden Unterstützung von Verbänden. Mein Rat wäre: Recherchiere im Vorfeld gewissenhaft.
Interview: Christine Seizinger

m+a report Nr.6 / 2005 vom 23.09.2005
m+a report vom 23. September 2005