Studienprojekte behaupten sich in der Praxis

Die FH Coburg verwirklicht mit innovativen Konzepten auf Messen wie der imm cologne und der EuroShop in Düsseldorf kreative Ideen.

Anhand zahlreicher, von Studenten des Studiengangs Innenarchitektur realisierter und neu inszenierter Messeauftritte findet das Thema "Innovative raumbildende Elemente im Messe- und Ausstellungsbau" eine regelmäßige Auseinandersetzung und Weiterentwicklung an der Fachhochschule Coburg. Unter der Betreuung der beiden Professoren Werner Kintzinger und Auwi Stübbe bedienen sich die Studenten raumbildender Elemente wie Wand, Decke und Boden und definieren und interpretieren diese in ihrer Gestalt immer wieder neu, um das Image beziehungsweise die Corporate Identity eines Unternehmens im passenden Rahmen zu inszenieren und eine individuelle Standbaulösung zu entwickeln. Auffallend ist dabei die Spontaneität, Unkonventionalität und vor allem die Experimentierfreudigkeit des Studiengangs, kurzfristig originelle Lösungen zu finden wie in der täglichen beruflichen Praxis.

In den vergangenen acht Jahren hat die FH zahlreiche Messeprojekte auf nationalen und internationalen Messen mit Erfolg durchgeführt. Einer der ersten Messeauftritte fand 1997 auf der Kölner Internationalen Möbelmesse mit der Präsentation des Projekts Papiermöbel statt. In den darauf folgenden Jahren betätigte sich der Studiengang auf unterschiedlichen branchenspezifischen Messen wie der Internationalen Möbelmesse in Mailand und der interzum in Köln. Im Jahr 2000 erweiterte die Hochschule ihren Wirkungskreis bezüglich zu inszenierender Unternehmenspräsentationen auf der Möbelmesse in Köln. Zusätzlich kam die alle zwei Jahre stattfindende Light + Building in Frankfurt hinzu.

Die bisher größten Inszenierungen wurden auf der Internationalen Möbelmesse 2001 in Köln mit der Sonderausstellung Couch, mit der Ausstellung Zeiträume, im Jahr darauf mit Wohnvisionen realisiert. Bis zu 100 Studenten wirkten hier mit. Beide Auftritte liefen in Kooperation mit der Koelnmesse, dem Verband der Deutschen Polstermöbelindustrie sowie dem Verband der Deutschen Möbelindustrie.
Auf der imm cologne 2003 bot sich mit der Gemeinschaftsausstellung "Future Point" die Möglichkeit erstmals großflächig auf die Ausbildungsstätten im Bereich Design aufmerksam zu machen. 2005 gelang das mit einem Beitrag von Frederik Imholze, Florian Wild, Stella Kasparek und Christin Lohse. Es galt, für die Gemeinschaftsausstellung renommierter Fach- und Fachhochschulen der Fachbereiche Architektur, Innenarchitektur und Design eine innovative Raumstruktur zu entwerfen und umzusetzen.
Der Entwurf des Standes wurde angeregt von einem Stück zerknülltem Papier, woraus das Konzept zur Raumstruktur entstand. Dieses beinhaltete, dass beliebig viele Dreiecke unterschiedlicher Größe an Kanten gleicher Länge verbunden wurden und durch bestimmte Drehungen ihre Aussteifung erhielten.
Das System bietet zahlreiche Möglichkeiten, Räume flexibel zu gestalten, da sich die Struktur in die unterschiedlichsten Formen und Flächen bringen lässt. Sie ist beispielsweise als abgehängte Decke, raumteilende Wand, Skulptur oder Messebausystem einsetzbar. Zusätzlich lässt sich durch die unterschiedliche Oberflächenbespannung eine optimale Widerhallzeit in den Räumen schaffen.

Als aktueller Höhepunkt konnten anknüpfend an den ersten Auftritt auf der EuroShop im Jahr 2002 in diesem Jahr in Düsseldorf gleich mehrere Präsentationen realisiert werden. Die Messe war an die Hochschule mit der Aufgabe herangetreten, die konzeptionelle und visuelle Gestaltung der Sonderausstellung "VisionPoint" sowie einer gemeinsamen Kommunikationsebene auf der Fläche durchzuführen.
Der VisionPoint bietet ähnlich dem FuturePoint auf der imm cologne Fach- und Fachhochschulen aus dem Bereich Architektur/Innenarchitektur die Möglichkeit, ihre Lerninhalte dem interessierten Fachpublikum zu präsentieren. Als Anlaufstelle für Besucher sollte die Plattform zum Gedankenaustausch, Verweilen und Entspannen einladen. Es sollte ein Aktions- und Erlebnisraum geschaffen werden, welcher durch und mit dem Besucher einer ständigen Wandlung unterliegt.
Der von den Studentinnen Christina Höhne und Maren Straubinger entwickelte Entwurf basierte einerseits auf dem Gedanken des aktiven Besuchers und andererseits auf der Idee des Kissens, welches einerseits als flexibles raumbildendes Element und andererseits als funktionales Sitzelement diente. Besonders die Gestaltung der Kissen (Material, Form, Farbe) bildete den Mittel- beziehungsweise Anziehungspunkt des Entwurfs.

Im Rahmen der Sonderausstellung "DesignerVillage - Forum für Handelsarchitektur und Design" bot die Messe Düsseldorf renommierten Architekten und Designern erstmals die Gelegenheit, sich auf der EuroShop 2005 zu präsentieren. Die Aufgabenstellung für die Fachhochschule Coburg bestand in der konzeptionellen und visuellen Gestaltung dieser Sonderausstellung auf circa 300 m2, welche den Teilnehmern eine Präsentationsplattform bieten sollte, die sich deutlich von herkömmlichen Basismesseständen abhebt.
Das Konzept von Christina Höhne und Maren Straubinger für die Gemeinschaftsausstellung bestand in der Entwicklung eines Systems, welches sich durch ein einheitliches Design ausdrückte. Das zu erbringende Design musste auf 9, 12 und 15 m2 großen Flächen anwendbar sein. Jeder Teilnehmer wählte aus einer Art Baukastensystem bestimmte vorgegebene Elemente wie Präsentationsschirm, Bänke, einsteckbare Tische und Teppichbodenfläche, welche er nach seinen Vorstellungen im Hinblick auf Farbe und Positionierung gestalten konnte. Die Innovation des Konzepts dieser Gemeinschaftsausstellung stellte das Baukastenystem dar, das freie Gestaltung bei gleichzeitig einheitlichem Erscheinungsbild ermöglichte.

Weitere Auftritte wurden von den Coburgern in Süddeutschland verwirklicht: auf der HOGA 2004 in München und 2005 in Nürnberg in Kooperation mit Pflaums Posthotel, Pegnitz.
"Die Anforderungen an die Studierenden und Lehrenden steigen", heißt es vonseiten der Hochschule. Gleichzeitig positioniere und profiliere sich der Studiengang in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und der Wirtschaft. So stellte er erst im Juni bei der 23. Messe-Fachtagung des Messe Instituts, Laubenheim, in Darmstadt seine Arbeiten einem interessierten Publikum vor.

m+a report Nr.5 / 2005 vom 12.08.2005
m+a report vom 12. August 2005