Der Weg bleibt steinig

Die diesjährige Fachmesse World of Events machte eines deutlich: Das Tal der Tränen scheint durchschritten, aber die Trendwende ist noch nicht in Sicht.

Eines war in den vergangenen Wochen oft genug zu hören: Es geht wieder aufwärts - auch in der Eventbranche. Doch ein großer Teil dieser Einschätzung beruht wohl vor allem auf der Hoffnung, dass doch nun das Schlimmste endlich überstanden sein müsste - weil es eigentlich nicht mehr schlimmer werden könnte. So manch einer der Aussteller und Besucher sagte daher hinter vorgehaltener Hand: Wir sind froh, dass es unser Unternehmen in diesem Jahr überhaupt noch gibt und wir hoffen, dass wir das Ende 2004 auch noch von uns behaupten können. Da aber Jammern bekanntlich nicht weiterhilft, wird der Blick nach vorn gerichtet. Und so präsentierten viele der Aussteller der World of Events (WoE), die am 3. und 4. März zum sechsten Mal in Wiesbaden stattfand, den Besuchern tapfer ein optimistisches Gesicht.

Die offiziellen Zahlen, die die Messeveranstalter vorlegten, waren die besten in der Geschichte der WoE: über 7400 Fachbesucher, 336 Aussteller, davon 33 aus dem Ausland lesen sich erst einmal hervorragend - das tatsächliche Bild präsentierte sich allerdings wie im richtigen Leben nicht weiß oder schwarz, sondern in Zwischentönen. Unter den Besuchern war in diesem Jahr ein ganz enormer Anteil von Auszubildenden, Studenten und vor allem Unmengen von Schülern, die sich vor allem von den Kleinkunst- und Actiondarbietungen im Erdgeschoss gefangen nehmen ließen. Fachbesucher oder gar Auftraggeber waren sie natürlich nicht und sollten daher aus der Statistik herausgehalten werden. Zumal man immer wieder den Eindruck hatte, dass es auf vielen Ständen mehrmals geradezu erschreckend leer war. Dennoch bescheinigte ein großer Teil der Aussteller der diesjährigen Messe eine besonders hohe Zahl von Endkundenkontakten. Ein weiterer Hinweis, dass sich das Event als wichtiges Kommunikationstool längst etabliert hat und man sich trotz schlechter Konjunkturlage auch als Endkunde davon immer noch eine ganze Menge verspricht.

Wirkliche Neuheiten erwartet niemand von der WoE. Dennoch muss es auf einer Veranstaltung, die als der Branchentreffpunkt verstanden werden will, einen Messe- oder Ausstellerabend geben. Auch wenn er in den Vorjahren organisatorisch und gestalterisch manchmal etwas zu wünschen übrig ließ, war das Fehlen in diesem Jahr ein Punkt, den nahezu alle Aussteller bemängelten. Gerade für sie ist eine Party zum Meinungsaustausch unabdingbar, schließlich sind sie ja tagsüber auf ihren Ständen aktiv und können am allgemeinen Kommunikationsprozess auf der Messe nur begrenzt teilhaben. Es kam dann doch zum Austausch, weil einige Aussteller auf die Schnelle Standpartys auf die Beine stellten, die denn auch stark frequentiert wurden.

"Wir haben das Ganze in diesem Jahr in die Eigeninitiative der Aussteller zurückgegeben", sagte Carsten Knieriem - wohl auch im Namen der Veranstalter von CC Corporate Communications und den Rhein-Main-Hallen - nur lapidar. Die Agentur PGI, Stuttgart, wurde für die Pressearbeit der Messe ins Boot geholt. "Es findet ein großer Austausch von Einladungen statt, so dass ein Party Jumping, wie wir es früher von der CeBIT kannten, auch hier stattfinden wird", so der PGI-Geschäftsführer im Vorfeld der Messe zuversichtlich. Doch die WoE ist keine CeBIT und für den Messeabend ist der Veranstalter in der Pflicht. Er sollte sich nicht mit Kosten oder anderen Argumenten herausreden. Aber die Aussteller dürfen hoffen. Knieriem: Dass es in diesem Jahr keine Ausstellerparty gebe, "heißt nicht, dass so etwas nie mehr stattfinden wird."

Dass die WoE erneut "FME-freie Zone" war, stellt keinem der Beteiligten, weder den Organisatoren noch der Verbandsspitze des Forum Marketing Eventagenturen ein wirklich gutes Zeugnis aus. Ein Branchenfachverband wie das FME gehört auf eine Branchenmesse. Etwaige Unverträglichkeiten in der Chemie zweier Köpfe der beteiligten Parteien sind schlicht uninteressant und sollten hintanstehen.

Eine gute Idee der Veranstalter sind ohne Frage die diversen Foren, die vor einiger Zeit ins Leben gerufen wurden. Und so wurden speziell das Agentur- und das Serviceforum zum großen Teil gut nachgefragt. Auch das Freelancerforum hätte sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Leider war es jedoch - vielleicht aufgrund des reduzierten Standpreises - mehr als stiefmütterlich im hintersten Bereich der Halle 10 "abgestellt" worden. Ein Platz näher an den Verkehrswegen und eine Möglichkeit für die Kreativen, etwas angemessener ihr Können zu zeigen, wird dem Ganzen im kommenden Jahr sicherlich gut tun.

Rein äußerlich hatte der parallel zur Messe durchgeführte Kongress alles, was eine solche Veranstaltung benötigt: Referenten, angemeldete Teilnehmer, optisch gut aufbereitetes Tagungsmaterial. Dennoch kamen sie nicht, die 130 angemeldeten Teilnehmer - in Spitzenzeiten saßen gerade einmal 70 Zuhörer im Vortragsraum. Dies allein dem den Kongress durchführenden Unternehmen Euroforum anlasten zu wollen, würde zu kurz greifen. Gerade die im Vorfeld besonders stark angepriesenen internationalen Referenten schienen nicht so recht zu wissen, was sie sagen sollten. Und so hatte es der Kongressmoderator auch ein wenig schwer, die Zuhörer an einem roten Faden entlang durch den Tag zu geleiten. Man kann einem branchenfremdem Organisator die Durchführung eines solchen Kongresses nicht allein überlassen. Der Messeveranstalter muss sich aktiv in die inhaltliche Planung einbinden lassen. Hier ist sicherlich noch eine ganze Menge an qualitativer Investition zu tun. Der Workshopbereich wurde jedoch alles in allem deutlich besser besucht und stimmte die meisten Teilnehmer auch mit Blick auf die vermittelten Inhalte hoch zufrieden.

Allen Schönheitsfehlern zum Trotz: Die Veranstalter haben in der Zeit, seit sie die Messe ins Leben gerufen haben, wirklich Beachtliches geleistet. Sie haben der Branche ein Forum des Austauschs gegeben, das den Vergleich mit in anderen Bereichen führenden Branchenmessen nicht scheuen muss. Wird weiterhin so konsequent in die Veranstaltung investiert - Zeit, Engagement, Geld und Herzblut - und auch die wirtschaftliche Lage für die Player im Eventbusiness wieder etwas rosiger, hat die WoE wirklich das Zeug, nicht nur zu einem nationalen, einem europäischen, sondern zu einem international renommierten Branchentreffpunkt zu werden! Antje Peters-Reimann

m+a report Nr.2 / 2004 vom 18.03.2004
m+a report vom 18. März 2004