Highlights für die Jugend

Wie begeistert man jugendliches Publikum für Verbrauchermessen? Die BEA bern expo setzt auf Musik und späte Stunden: Zur Disco kamen jetzt Rockkonzerte hinzu.

Fast jede Verbraucherausstellung gibt jungen Leuten Raum. In der schweizerischen Haupstadt Bern ging man noch einen Schritt weiter. René Zürcher, Mitglied der Geschäftsleitung der BEA bern expo, über seine Erfahrungen.

Was hat Sie bewogen, auf der BEA eine Disco einzurichten?Die Disco wurde als Maßnahme lanciert, um folgende Messeziele zu erreichen: Wir wollten dem jungen Publikum, welches bereits tagsüber die Messe besucht, ein neues Highlight bieten und die Verweildauer auf der BEA Bern erhöhen. Dies konnte mit dem Radio BE1 Zelt erfolgreich umgesetzt werden. Vor allem wollten wir diejenigen jungen Leute ansprechen, die sich zuvor nur schwer motivieren ließen an die Messe zu kommen. Auch dies ist uns mit dem BE1 Zelt gelungen - wenn auch dieses Publikum erst ab 22.00 Uhr auf das Gelände kommt. Auf diesem Weg bringen wir die Veranstaltung indirekt an ein zukünftiges Messepublikum.

Seit wann gibt es die Disco und wie intensiv wird sie genutzt?Die Disco wurde im Jahr 2002 ins Leben gerufen. Wir haben das Radio BE1 Zelt mit einem Berner Lokalradio lanciert.
Die Erfahrung der letzten vier Durchführungen hat uns gezeigt, dass es eine Aufbauzeit braucht, um auch den nötigen Erfolg zu realisieren: Im ersten Jahr hatten wir unter der Woche als auch an den Wochenenden nur sehr wenig Besucher, obwohl unser Medienpartner im Vorfeld der Messe mit einem sehr intensiven Werbedruck den Bekanntheitsgrad der Disco pushte. Es hat uns gezeigt, dass sich dieses Highlight zuerst im Bewusstsein unseres Zielpublikums verankern muss, um uns den nötigen Erfolg zu bringen.
Im zweiten Jahr waren die Wochenenden schon sehr gut besucht. Ab dem dritten Jahr füllte sich das BE1 Zelt auch unter der Woche. Die Wochenenden waren bereits so gut besucht, dass unser Zelt zu klein wurde. Dieses Jahr mussten wir das BE1 Zelt vergrößern, zudem haben wir den Anlass ausgebaut.

In der Disco geht es erst lange nach 18.00 Uhr richtig los, da sind die meisten Stände schon geschlossen ...Das Radio BE1 Zelt steht am Rande des Messegeländes und ist für die Besucher der Disco direkt von der Zugangsstraße aus zu erreichen. Die Discobesucher kommen an den Messeständen nicht direkt vorbei.
Dennoch benötigt es einen erhöhten Bewachungsetat und zusätzliche Reinigungskosten - die Kehrseite der Medallie. Wir sammelten in der vergangenen Zeit unsere Erfahrungen und haben uns nun einen gut funktionierenden Ablauf erarbeitet.

Bei der BEA denkt man bei BEA Nights eher an ein Pferdespektakel denn an eine Rocknacht.Da nebst der BEA auch die Schweizerische Pferdeausstellung stattfindet, kamen wir zum Schluss die Pferd mit einer internationalen Pferdeproduktion aufzuwerten. Wir konnten in den vergangenen fünf Jahren verschiedene Shows realisieren. In den Jahren 2003 und 2004 haben wir mit den Eventveranstaltern von Reed Exhibitions aus Düsseldorf (die auch die Hop Top Shows der Equitana produzieren) zusammengearbeitet. Nebst den Pferdeliebhabern wollten wir aber auch das breite Publikum gewinnen, um auch die Kosten von über 1 Mio. CHF decken zu können. Leider mussten wir feststellen das dies schwierig ist zu realisieren.
So haben wir uns für das Jahr 2005 entschieden, eine Konzertverantstaltung zu lancieren, die vom Inhalt her einfacher und kostengünstiger zu kommunizieren ist.

Wie lautet Ihr erstes Fazit?Obwohl wir noch nicht die gewünschte Größe erreicht haben, kann die "First Edition" als gelungen bezeichnet werden. Die Verpflichtung von Musikern und Sängern war nicht ganz einfach gewesen, denn unsere Bern Arena verlangt als Konzerthalle wegen ihrer Höhe sehr hohe Anforderungen an Ton und Technik. Dies ist in der Musikszene allgemein bekannt. Aber wir - respektive die beauftragte Agentur - haben eine einwandfreie Lösung gefunden.
Die zweite Herausforderung für uns: Als Messeveranstalter haben wir Messekompetenz. Konzerte im Rahmen einer Verbraucherausstellung mit hohem Landwirtschaftscharakter durchzuführen und zu integrieren, hat bei den Künstlern und Agenturen einiges Stirnrunzeln ausgelöst und die eine oder andere Frage aufgeworfen. Unser Werbesujet, eine "springende Kuh", hat bei dem einen oder anderen Künstler Zweifel hervorgerufen, ob es das richtige Umfeld für ein Live-Konzert ist ... Dennoch konnten wir an den vier Abenden insgesamt rund 18 000 Zuschauer begrüßen, was für eine Erstlancierung ein Erfolg war.

Konnten Sie durch Stars wie NEK und Co neue Zielgruppen gewinnen?Ähnlich wie bei der Disco, wollten wir einerseits das Angebot für die bestehenden Besucher erweitern und andererseits neues Publikum ansprechen. Die Disco ist ein eher regionaler Anlass, bei den BEA Nights wollen wir unsere Ziele auf nationaler Ebene realisieren.
Damit eine Auswirkung der Konzerte auf unsere Messeveranstaltung möglich ist, müssen wir mehrere Jahre investieren und uns etwas gedulden. Als Veranstalter verstehen wir diese Angebotserweiterung als strategische Maßnahme. Langfristig ist es unser Ziel, dass sich die Konzertbesucher tagsüber für einen Messebesuch entscheiden und diese beiden Anlässe miteinander kombinieren.

In diesem Jahr wandten sich die BEA Nights eher an ein jüngeres Publikum? Denken Sie an einer Erweiterung der Zielgruppen zum Beispiel durch die Einführung von Volksmusikabenden?Das Konzept der BEA Nights sieht vor Konzerte für alle Zielgruppen der Verbraucherausstellung anzubieten. Leider war es in diesem Jahr noch nicht möglich, weil Schlager- und volkstümliche Gruppen eine sehr lange Vorlaufzeit benötigen. Wir werden dies für die Zukunft korrigieren. Die "Second Edition" der BEA Nights sind bereits in Planung. Unser neu geschaffener Geschäftsbereich Events prüft momentan mehrere Möglichkeiten und Varianten ab.

Bern gilt zurzeit in der Schweiz als der innovativste Messeplatz? Weshalb können Sie tun was andere nicht dürfen?Wir werden auch in Zukunft alles daran setzen, um die mit 280 000 Besuchern größte Publikumsmesse auf dem Messeplatz Bern weiterhin attraktiv zu gestalten und auszubauen. Dieses Ziel erreichen wir auch mit einer Angebotserweiterung am Abend und in der Nacht. Deswegen der Name BEA Nights. Diese Maßnahmen werden aber nur über mehrere Durchführungen die Garantie abgeben den Aussteller neue Besucher zuzuführen.
Um die hohe Attraktivität beizubehalten, muss auch am Inhalt der Messe ständig gearbeitet werden. Es ist und bleibt für uns als Messeveranstalter das höchste Bedürfniss, ein Ausstellungsangebot zu präsentieren, das den Ausstellern ein qualitatives sowie quantitatives Publikum bringt.Interview: Christiane Appel

m+a report Nr.5 / 2005 vom 12.08.2005
m+a report vom 12. August 2005