Die Magie des Lichts wird gezähmt

Mit Hilfe modernster Technik werden Lichtstimmungen per Computer gezielt inszeniert. Farbiges Licht eröffnet neue Möglichkeiten und erlebt eine Renaissance.

Niemand kann sich der starken emotionalen Wirkung des Lichts entziehen. "Malen mit Licht" ist heute eine Kunst, die hoch professionell und individuell Trends und Themen aus Mode, Gesellschaft und Psychologie aufnimmt. Dabei gelten immer noch die alten Erkenntnisse aus der Farbenlehre: Weiß steht für Reinheit, Frieden oder "Ja". Rot dagegen ist erregend und antreibend, Symbol für Liebe, Kraft, Macht und Gefahr. Übertrieben? Kaum. Denn so wie mit künstlichem Duft dem Verlangen auf die Sprünge geholfen wird, so wird mit Licht und Farbe Lust geweckt - mit unterschiedlichsten Ausrichtungen - Lust auf Shoppen, auf Entspannung, auf Aktivität, je nach Lichtspiel und Farbe. Sie hat die Welt erobert. Ob Lounge oder Laden, ohne farbiges Licht ist alles nichts. Bunt, quirlig, wechselnd und warm ist das neue Lichtdiktat, das passend zum 70er-Jahre-Retro-Trend en vogue ist.
Vorbei sind die Zeiten der coolen 80er, in denen das höchste der (Farb-)Gefühle ein blaues Leuchten in kaltem Ambiente war. Passend zum "Cocooning" wird es bunt. Dabei sind der Form und Ausstrahlung von Leuchtkörpern keine Grenzen gesetzt. Dekorative Leuchten zeigen sich in immer wieder neuen Gewändern. Bei den Materialien ist Vielfalt Trumpf. Altbewährtes bis hin zum Retrodesign oder ganz ausgefallene, kreative Ideen: Grundsätzlich soll die Anziehungskraft auf Architekten, Lichtplaner, Händler oder Endverbraucher garantiert sein. Nur eines scheint out zu sein: weißes Licht. Farbe muss sein. Leuchtende Objekte sind dabei extrem gefragt. Vitrinen und Kuben bieten aus sich heraus leuchtend völlig neue Variationen der Produktpräsentation. Dabei kann weniger oft mehr sein, betonen die Lichtprofis von Ruco Licht, Augsburg. Ihre erstmals auf der EuroShop in diesem Jahr vorgestellten Präsentationssysteme zeigen farbige "Kicks" durch LED-beleuchtete Rahmen. Zusätzlich möglich ist eine Ausleuchtung von hinten, die die Kontur der ausgestellten Objekte betont oder von vorne, um eine hohen plastischen Effekt zu erzeugen. Ebenfalls neu ist eine Lichtdecke mit Farbwechsel, die aus einem freitragenden Aluminiumprofil besteht. Das Modul wird mit Leuchtstofflampen in den verschiedensten Farben bestückt, so dass eine Vielzahl von Farben und Lichtstimmungen realisierbar ist.

Dass die Innovationen in der Branche ankommen, zeigt der Erfolg der Light+Building in Frankfurt. Im April 2004 konnte die Messe, die alle zwei Jahre stattfindet, neue Rekorde verkünden. Die Fachmesse für Architektur und Technik endete damals mit einem Besucherplus von sechs Prozent für die Bereiche Licht, Elektrotechnik und Gebäudeautomation. Insgesamt kamen 116 000 Besucher nach Frankfurt, über 28 % davon aus dem Ausland.
Neben den Farbspielen unterstreichen natürlich die Leuchtenmaterialien selber die gewollte Stimmung. Noch immer aktuell ist Glas als Werkstoff. Dabei stehen neben aller Farbigkeit immer noch Weiß und Farblos für ein zeitloses und elegantes Erscheinungsbild. Weiterhin sehr dominant sind kleine und runde Formen. Aber auch Akzente können mit Glas gesetzt werden. Im Vordergrund stehen dann wieder bunte oder künstlerisch gestaltete Leuchtenschirme in ausgefallenen Formen.

Polycarbonat hat sich seinen Platz unter den Materialien erobert, denn dieser Werkstoff lässt sich sehr einfach zu außergewöhnlich geformten Lampenschirmen verarbeiten. Mit einem offen gestalteten Gehäuse und integrierter Lichttechnik lassen sich die Voraussetzungen schaffen, um sowohl indirektes als auch direktes Licht abzustrahlen. Nach wie vor gehört der auch klassische Textilschirm zum Ausstellungsangebot. Je nach Stilrichtung mit den passenden Accessoires "aufgerüstet", integriert sich diese Variante perfekt ins umgebende Ambiente.
Eine absolut gemütliche Raumatmosphäre vermitteln Lampenschirme aus Holz. So vielfältig wie dieser Naturrohstoff in den Wäldern wächst, so abwechslungsreich gibt sich auch das Ergebnis: gleichmäßige Strukturen beispielsweise bei Ahorn oder eine starke Maserung bei Esche. Ebenfalls unterscheiden sich die warmen Holzfarben von Hellbeige bis zu dunklem Braun, aufgehellt durch das Licht der Lampe. In Designleuchten eingesetzt, lassen sich mit Holz auch trendige Leuchten gestalten, die Kombination aus dunklem Wenge-Holz mit Edelstahl sei nur als ein Beispiel genannt.

Einen absolut technischen Effekt erzielen Metall-Lampenschirme. Gerade Varianten aus Edelstahlblech oder -gewebe wirken perfekt als kreative Highlights in einer minimalistischen Architektur. Mit Kupfer setzt man dagegen eher seine etwas "wärmeren" Akzente, zum Beispiel im Landhausstil.
Ulrich Merker, Geschäftsführer der Fachverbände Elektroleuchten und Elektrische Lampen im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), weist auf einen weiteren Trend im Leuchtengeschäft hin: "Die LED-Technologie bewegt sich mit großen Schritten in das Erscheinungsbild der öffentlichen Beleuchtung und zur Entwicklung neuer Illuminationen für die Architektur anspruchsvoller Szenarien."
Neben Materialien und Leuchtkörperauswahl spielt aber auch die Technik inzwischen eine große Rolle. Lampe an oder Lampe aus, das war einmal. Licht und Farbe, dynamische Abläufe, szenische Gestaltung, das alles ist heute programmierbar. Das Lichtdesign per Knopfdruck hat Einzug gehalten und ermöglicht unendlich viele Variationen des Lichteinsatzes. Der von Ruco Licht verwendete "Szenen Controller" ermöglicht dabei beliebige Blend- und Haltezeiten. Dimmsignale können eingesetzt und beispielsweise mit Zeitschaltuhren und Bewegungsmeldern ganze Inszenierungen entwickelt und eingespielt werden.

m+a report Nr.4 / 2005 vom 14.06.2005
m+a report vom 14. Juni 2005