Die janusköpfige Messe: Marketing Services

Trotz eines Besucherrückgangs von 20 % sind viele Aussteller zufrieden mit der Qualität der Kontakte, erwarten aber für die Zukunft einen attraktiveren Rahmen.

Es ist ein Phänomen: Seit Jahren steht die Marketing Services der Messe Frankfurt Ausstellungen (MFA), Wiesbaden, immer wieder in der öffentlichen Kritik: "Zu klein, zu bunt, zu wenig Besucher", sind oft gehörte und geschriebene Statements. Allen Unkenrufen zum Trotz hat sie sich bislang gut gehalten. 535 Aussteller und rund 11 000 Besucher in den Frankfurter Hallen 8 und 9 zeigen eine gewisse Kontinuität und Treue zur Messe.
Wenn auch die Düsseldorfer EuroShop in diesem Jahr einige etablierte Aussteller aus Frankfurt ferngehalten hat, setzten andere ganz bewusst auf die Teilnahme an der Marketing Services nur drei Monate später. "Zur EuroShop gehe ich als Besucher, das Geschäft mache ich hier", sagt zum Beispiel Stefan Türke, Geschäftsführer des gleichnamigen Atelier Türke aus Balingen. Sein Unternehmen stellt seit mehreren Jahren am Main aus und die Qualität der Kontakte sei dieses Jahr wieder sehr gut.
Auch Michaela Kruse, Geschäftsführerin von MIKS Konzepte in Hamburg, ist mit dem Messeverlauf zufrieden. Neben guten Kontakten konnten die Hamburger mit dem eigenen Zwölf-Quadratmeter-Auftritt auch zeigen, was es heißt, auf kleiner Fläche optimale Wirkung zu erzielen. Neu und zur Marketing Services gelauncht ist die Unternehmensbroschüre, mit der MIKS auf Bedürfnisse und Fragen von Kunden besser eingehen will und ihnen neben verschiedensten Standlösungen auch Arbeitsweise und Philosophie des Unternehmens näher bringen möchte.
Nicht nur MIKS nutzte die Messe, um mit neuen Kommunikationsideen zu arbeiten. Das Hamburger Step!one.-Team informierte schon im Vorfeld der Marketing Services seine Kunden über den Auftritt, den sie im neuen Unternehmensnewsletter "Wirkstoff" ankündigten. Doch dieser sollte nicht nur Interessenten auf die Messe locken, sondern auch in Zukunft bei einer Auflage von 1000 Stück Kunden und Freunde des Hauses über das Tagesgeschäft hinaus unterhalten. Die Messe selber ist also immer wieder Anlass für Aussteller, neue Wege in der Eigenwerbung zu gehen, die über dieses Ereignis hinaus Bestand haben sollen. Im Fokus steht natürlich trotzdem das Geschäft vor Ort und das war auch bei Step!one. in diesem Jahr sehr gut. "Der dritte Tag lief am besten", fasste Wolfgang Polarek, Vertriebsleiter der Hamburger, die drei Tage zusammen. Auch Kollegen anderer Unternehmen hätten ähnlich gute Kontakte am Stand gehabt.
Polarek kritisierte allerdings den Schwund an ausstellenden Messebauunternehmen, geht aber auch davon aus, dass dieser zum Teil durch das EuroShop-Jahr bedingt sei, was auch Frank Pauli, Projektleiter der Marketing Services, bestätigt. Am meisten stören den Vertriebsleiter allerdings die Qualitätsunterschiede zwischen den beiden Messen in Hamburg und Frankfurt. "Man sollte durchaus hinterfragen, ob die Marketing Services tatsächlich auch in Hamburg stattfinden muss." Aber auch für die größere Veranstaltung am Main sieht er noch Verbesserungspotenzial. "Die Verantwortlichen sollten sich etwas einfallen lassen, um das Niveau der ganzen Messe noch zu heben, damit auch hochkarätige Besucher ein zweites Mal kommen."
Dazu beitragen könnte auch eine noch klarere Gliederung der acht vorgestellten Marketingbereiche. "Die Idee der Aufteilung sieht auf dem Papier sehr gut aus, es hapert aber noch an der Umsetzung in der Halle", sagt Bruno Meissner, Geschäftsführer von Mice MeissnerExpo, Hamburg. Für ihn ist auch die Gesamtzahl der Messebesucher nicht unbedingt entscheidend, sondern die Kontakte, die am Stand selber zustande kommen. Und die seien in diesem Jahr gut gewesen.
Dennoch, rund 3000 Besucher weniger als bei der Frankfurter Vorveranstaltung - da müssen die Veranstalter genau analysieren, in welchen Bereichen und warum ihnen die Gäste abhanden gekommen sind. Da ist die Forderung von Polarek, die Messe insgesamt attraktiver zu gestalten, nicht zu weit hergeholt. Die Zielgruppe für den Besuch und deren Ansprache müssen vielleicht neu definiert werden.
Einen innovativen Schritt, der auf breite Zustimmung gestoßen ist, ist die Messeleitung schon in diesem Jahr gegangen, indem sie die acht Verbände der auf der Marketing Services vertretenen Disziplinen auf einem neuen Ausstellungsareal, der Marketing Plaza, zusammen brachte. "Es war einhelliger Tenor, dass diese Idee auf jeden Fall gut und ausbaufähig ist", sagte Uta Goretzky für den FAMAB und regte an, hier auch die Fachverlage mit ins Boot zu holen. Besonders großes Interesse verzeichneten dieses Jahr auch die begleitenden Informationsforen. Vorträge und Podiumsdiskussionen waren Publikumsmagneten, bei denen es die Besucher trotz offenem Forum auf den Plätzen hielt. Eine Strategie, die laut Frank Pauli auf jeden Fall beibehalten und ausgebaut werden soll. Für die zukünftige Attraktivität soll das Profil der Messe noch mehr geschärft werden. "Wir müssen klar machen, dass die Marketing Services die Messe für Cross-Media ist. Mit der Marketing Plaza haben wir sozusagen einen Mikrokosmos geschaffen, der Abbild der Messe ist und gut ankommt."
Aber auch das Thema Besucherrückgang beschäftigt den Veranstalter. "Wir konnten feststellen, dass in erster Linie die Entscheider auf die Messe kommen. Was fehlt, ist allerdings die zweite Managementebene," analysierte Pauli. Dies gelte zumindest für die Besucher aus dem Industriebereich. Bei den Agenturen sei die Entwicklung ähnlich. Wurde eine Messe früher oftmals auch als Incentive für Mitarbeiter und Auszubildende genutzt, so sei dieser Besucheranteil ebenfalls rückläufig.
Auf große Aufmerksamkeit stieß auch die 8. Display, Fachmesse für P.O.S.-Marketing, die im Rahmen der Marketing Services stattfand. Die nächste Messe wird vom 16. bis 18. Mai 2006 in Hamburg durchgeführt.

m+a report Nr.4 / 2005 vom 14.06.2005
m+a report vom 14. Juni 2005