"Die Einführung der neuen Kategorie war ein Treffer"

Beim ADC konnten die jungen Kategorien Kommunikation im Raum und Event punkten. Sieben Nägel und acht Auszeichnungen bestätigen Qualität der Projekte.

Eines vorneweg: Die ADC-Jury zeigte sich in diesem Jahr weniger spendabel bei der Vergabe des begehrten Edelmetalls als in früheren Jahren. Sie verteilte in allen Kategorien zehn Mal Gold (2004: elf), 33 Mal Silber (48) und 69 Mal Bronze (88). Außerdem gab es immerhin 211 Auszeichnungen. So gesehen sind die sieben Nägel - genauso viele wie im vergangenen Jahr - die die Einreicher in der noch jungen Kategorie "Kommunikation im Raum" und des neuesten ADC-Zuwachses, "Event", einheimsen konnten, eine hervorragende Positionierung im Club der Kreativen. Das neue Blut scheint dem ADC gut zu tun: "Die Einführung der neuen Kategorie war ein Treffer", stellte ADC Vorstandssprecher Michael Preiswerk fest. "Genauso wie Events aus der heutigen Kommunikationslandschaft nicht mehr weg zu denken sind, können wir uns unseren Wettbewerb ohne sie nicht mehr vorstellen. Im nächsten Jahr erwarten wir noch mehr erstklassige Einreichungen." Kleiner Wermutstropfen beim sonst ausgezeichneten Standing: Die "Kommunikation im Raum, permanente Arbeiten", ging leer aus. Nicht einmal zu einer Auszeichnung konnten sich die Jurymitglieder hier entschließen.

Trotzdem ist der Einstieg in die ADC-Awardszene gelungen. "Die Kategorie Kommunikation im Raum/Events deckt eine solche Breite von Arbeiten ab, dass Trends nur schwer festzustellen sind, sagt auch Juryvorsitzender Matthias Kindler. Grundsätzlich zeige sich aber die anhaltende Zurückhaltung der Kunden gerade im Hinblick auf mutige, außergewöhnliche Konzepte. Die Medaillen zeigen daher Projekte, die über die Disziplin hinaus abstrahlen. In der Kategorie Events gebe es aber sicher noch mehr gute Arbeiten. "Wir würden uns freuen, wenn nächstes Jahr mehr hochwertige Arbeiten eingereicht werden", so die Jury. Außerdem wünsche sie sich, dass auch artverwandte Disziplinen wie Corporate Architecture oder Retail Design den ADC als Plattform für die kreative Auseinandersetzung entdeckten.

Spitzenreiter mit gleich drei Nägeln in Gold, Silber und Bronze in insgesamt zwei Kategorien war das Atelier Markgraph, Frankfurt, das in beiden Kategorien punkten konnte. So gelang den Frankfurtern im ADC-Ranking der kreativsten Agenturen der Sprung von Platz 20 (2004) auf Platz 6 mit Bravour. Damit kam auch erstmals eine Agentur für dreidimensionale Marken- und Themeninszenierungen unter die ersten zehn. Eine von nur zehn Goldmedaillen, die unter insgesamt rund 7000 Einsendungen vergeben wurden, erhielt Atelier Markgraph in der Kategorie "Kommunikation im Raum, temporäre Arbeiten" für die Inszenierung des Senckenbergmuseums zur Luminale 2004. Bronze gab es in der gleichen Kategorie für den Auftritt von DaimlerChrysler auf dem Pariser Automobilsalon 2004. Den ADC-Award in Silber gewann die Agentur in der neu geschaffenen Kategorie "Events" mit der Licht- und Medieninstallation "Klang|Passagen", die Markgraph 2004 für die Tourismus + Congress GmbH Frankfurt am Main auf dem Museumsuferfest Frankfurt realisiert hat. Die prämierten Arbeiten wurden von der Jury aufgrund ihrer hohen visuellen Kraft und inhaltlichen Klarheit als vorbildlich bewertet.

Gold wert ist auch die Aktion von medico international. Die Bodeninstallation "Das virtuelle Minenfeld" von der Frankfurter Agentur Heine/Lenz/Zizka überzeugte die Jury, auch diese temporäre Arbeit als Spitzenleistung der Kategorie Kommunikation im Raum zu bewerten. "Räumt die Mine", unter diesem Motto haben sich die Hilfsorganisation und der Konzeptkünstler Peter Zizka zusammengetan, um auf die Bedrohung aufmerksam zu machen, die von Minen und Blindgängern in vielen Ländern der Welt ausgeht. Dafür hat Zizka die Kunst-Bodeninstallation geschaffen, die fotografisch genaue Abbildungen von Minen zeigt. Erst auf den zweiten Blick offenbart sich der schreckliche Gegenstand. Die Installation ist an verschiedenen Orten bereits gezeigt worden oder noch zu sehen, so unter anderem im Lichthof des Auswärtigen Amtes, Berlin, im Lew Kopelew Forum, Köln, und im Schauspiel Frankfurt. Genaue Termine und Orte der Ausstellungen finden Interessierte unter www.medico.de. Im Rahmen der Kunst-und Spendenaktion "600 x Bewegung schaffen - Räumt die Mine" zugunsten des Minenopfer-Fonds von medico international können die 80 x 80 cm großen begehbaren Segmente der Installation gegen eine Mindestspende von 500 EUR erworben werden. Aus dem Erlös wird die aufwändige Arbeit des Minenräumens, Maßnahmen zur psychischen und physischen Rehabilitation und die Aufklärung der Bevölkerung über die Minengefahr in Angola, Afghanistan, Kambodscha oder El Salvador finanziert.

Mythen: Die Lamborghini-Ausstellung in der Neuen Sammlung der Pinakothek der Moderne in München brachte nicht nur ausführliche Berichte in den Feuilletons und starken Andrang, sondern auch einen signifikanten Anstieg der Einträge ins Besucherbuch - von »Frechheit« bis "epochale Automobil-Präsentation" reichen die Reaktionen auf die vom Münchner Designbüro KMS konzipierte Rauminstallation, die dem ADC einen Bronzenagel wert war. Sieben der legendären Boliden aus Sant'Agata Bolognese repräsentieren die wichtigsten Entwicklungsschritte der 1963 gegründeten Marke, die von Anfang an Inbegriff der Kompromisslosigkeit war und durch entsprechendes Design und Konstruktion ihr »mythisches« Image erhalten hat. Die Rauminstallation betonte diese kultische Ausstrahlung.

Zwei weitere Bronzenägel gab es auch bei den Eventveranstaltungen: Überzeugt von einer völlig anderen Art der Jubiläumsfeier waren die Kommunikationsprofis der Jury vom Festakt und den Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum der Linde AG durch die Frankfurter Agentur Voss + Fischer. Jubiläum und seine Gestaltung sollten mehr sein, als nur ein Jubelakt, und als bedeutender strategischer Baustein zur (Neu-) Positionierung und Imagebildung der Linde AG dienen. "A Journey through the World of Ideas" war die Lösung. Unterhaltsam, ideenreich und informativ wurden Geist, Atmosphäre und Anspruch eines traditionsreichen Unternehmens im Aufbruch dargestellt. Die Blue Line, 180 m gebogener Stahl in der Hausfarbe wand sich durch die temporäre Zelt-Welt von Linde. Sie war der Wegweiser und Informationsträger und erzählte vom Eingang (der Gründung) bis zur Bühne (der aktuellen Gegenwart) die Geschichte des Hauses. Dazwischen griffen Blue Boxes die aktuellen Unternehmenskompetenzen auf.

Nur abheben ist schöner, hätte das Motto des anderen Bronzegewinners in dieser Kategorie lauten können. Lucky Strike - Incognito Airport, erdacht von KNSK aus Hamburg für British American Tobacco tourte im vergangenen Jahr mit einem ausgefeilten Below-the-Line-Konzept für die Marke Lucky Strrike durch vier deutsche Großstädte und erklärte diese zur internationalen Partyzone. Die Fluggäste tanzten im Incognito Airport zwischen Kofferwagen und Ladenzeilen - aufgelegt wurde von angesagten DJs. Zum Chill-Out ging es in die Business-Lounge oder an die Airport-Bar. Bis auf Original-Flughafen-Gegenstände wie die Kofferkulis und Food-Trolleys, wurde das Interieur größtenteils eigens für die Partyreihe hergestellt.

m+a report Nr.3 / 2005 vom 27.04.2005
m+a report vom 27. April 2005