Lobbyarbeit für Bekanntheit und gegen Kannibalisierung

Der Europäische Verband der Veranstaltungszentren will nach 50 erfolgreichen Jahren jetzt seine Aktivitäten in den neuen EU-Mitgliedsstaaten verstärken.

"Die Aufgabe eines Verbandes ist es auch, Klartext zu reden, sonst liebt man sich nur zu Tode." August Moderer, Präsident des Europäischen Verbandes der Veranstaltungs-Centren (EVVC) nahm anlässlich des 50. Gründungsjahres des Vereins kein Blatt vor den Mund. Zusammen mit dem Vorstand Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Dietmar Philipp, hatte er zur Jubiläums-Pressekonferenz auf die Wiesbadener World of Events geladen. Auch nach 50 Jahren Verbandsarbeit scheinen die Mitglieder kein bischen müde. "Wir wollen weiter wachsen", so Moderer, der gleichzeitig die Marschrichtung vorgab. Für ihn ist der neue Zielmarkt Osteuropa, dort besonders die neuen Mitgliedsstaaten der EU.

Auch in der Zukunft werde der EVVC noch "mitten im Leben" stehen. Neben der Gewinnung neuer Mitglieder aus dem nicht deutschsprachigen Raum soll auc der Austausch untereinander forciert werden: "Unser Bestreben ist es, auch auf europäischer Ebene einen wirksamen Erfahrungsaustausch für unsere Mitglieder zu bewirken," erklärte dann auch Dietmar Philipp. Um den wachsenden Ansprüchen und der damit verbundenen Ausdehnung der Verbandsaufgaben Rechnung zu tragen, setzen sowohl er als auch Moderer auf verstärktes Lobbying für die Branche. "Der Verband muss mehr Einfluss auf die Politik nehmen," glaubt der Präsident. Dies sei nicht anrüchig, sondern in vielen anderen Branchen gelebte Praxis, um auf Bedürfnisse und Anforderungen der eigenen Klientel hinzuweisen. Denn nur wenn Politiker wüssten, wo es brennt, könnten sie auch darauf reagieren.
"Wir dürfen und werden daher nicht müde werden, auch in Zukunft brisante Themen anzuschneiden und Stellung zu beziehen. Gerade in schwierigen Zeiten ist es dringlichste Aufgabe eines Verbandes, seinen Mitgliedern mit Rat und Tat, aber auch als Stütze, zur Seite zu stehen," so Moderer. Denn in der breiten Öffentlichkeit erfahre die Veranstaltungsbranche nach wie vor wenig Beachtung - und das obwohl die meisten Menschen diese Häuser als Orte der Begegnung für den ein oder anderen Anlass ein- oder mehrmals aufsuchten. Trotz der großen wirtschaftlichen Bedeutung von Veranstaltungen auf direktem und indirektem Weg stehe die Verhandlung von Austragungsorten großer Kongresse nach wie vor nicht auf der Tagesordnung von Staatsbesuchen, wie es etwa bei Ansiedelung für Industrie der Fall sei. "Lobbyarbeit und der Kontakt zur Politik muss daher ein großer Aspekt der Verbandsarbeit sein - nicht aus reiner Selbstgefälligkeit, sondern vielmehr, um gemeinsam mit der Politik nach Lösungen für die Branche zu suchen."

Wachstum ohne Ende? Das ist eine der Fragen, die man auch in der Branche der Veranstaltungszentren mit Nein beantworten muss. Dennoch: Obwohl die Zahl der Veranstaltungen nicht enorm ansteigt, steigt die Zahl der Veranstaltungsstätten. "Gerade in jüngster Vergangenheit wird jede ehemalige Fabrikhalle zur Special Event Location umgewandelt und in jeder Kleinstadt erwächst das Bedürfnis, eine Arena zu errichten," so Moderer. "Da der Kuchen nicht größer wird, die zu verteilenden Stücke aber immer kleiner, bekommen wir den Effekt, für unsere Dienstleistungen Zugeständnisse in der Preisgestaltung machen zu müssen. So wird der Wettbewerb immer schärfer und ruinöser."
Neben dem verstärkten Auftritt in der Öffentlichkeit sei die Knüpfung eines Netzwerkes und Erfahrungsaustausch unter den Mitgliedern eine wichtige Aufgabe des Verbandes. Dazu gehörten unter anderem die Bereitstellung und Erarbeitung von Musterverträgen und Allgemeine Geschäftsbedingungen oder aber das Angebot einer Rechtsberatung für die Mitglieder. In der Zwischenzeit zählen rund 40 Partner und Premiumpartner aus der gesamten Branche ebenfalls zum EVVC. Die Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen, wie der Ausstattung von Hallen, Software, Technik bis hin zu Printmedien schätzten die direkte Nähe und den unmittelbaren Kontakt zu den Kunden, insbesondere bei den beiden großen Veranstaltungen des Verbandes während eines Jahres. Sonderkonditionen, die der Verband für seine Mitglieder bei den Partnern aushandeln konnte, belebten auch ganz direkt das Geschäft in der Branche.

Im Thema Aus- und Weiterbildung sieht der EVVC einen großen Schwerpunkt seiner Arbeit für die Mitgliedsbetriebe. "Gerade ein großer Branchenverband wie der EVVC muss Angebote für seine Mitglieder schaffen, um die Qualifizierung der Mitarbeiter zu gewährleisten. Darüber hinaus ist für uns die Etablierung der einzelnen Berufsbilder in unserer Branche, in der nach wie vor viele Quereinsteiger tätig sind, ein wichtiges Thema," so Dietmar Philipp. Während im vergangenen Jahr mehrere EVVC-Seminare zu Themen wie Serviceorientierung, Mitarbeiterführung, Umgang mit den Medien und zur neuen Musterversammlungsstätten-Verordnung (MVStättV) stattfanden, sind für die nahe Zukunft darüber hinaus spezielle Themen, gerade im Bereich der Technik geplant. Ermöglicht wird dies durch die in der Zwischenzeit enge Zusammenarbeit mit Partnerverbänden wie der Deutschen Eventakademie (DEA) und dem Verband der Licht- und Tontechniker (VPLT), von der sich alle Seiten einen großen Nutzen erwarten.

Nicht mehr wegzudenken aus der Verbandsarbeit seien in der Zwischenzeit die zahlreichen Messen, auf denen der EVVC vertreten ist. Als Marketingplattform für seine Mitglieder und Partner präsentiert sich der Verband auf allen wichtigen nationalen Branchentreffs wie den STBs, World of Event, prolight+sound, imex, Verbändekongress und international auf der Event World Austria in Linz. Wichtig ist dem EVVC jedoch hier auch die Außendarstellung der eigenen Verbandsarbeit auf diesen Ausstellungen und nicht zuletzt die Möglichkeit, weitere Mitglieder und Partner hier zu akquirieren. Der jährliche Innovationspreis des EVVC hat sich in der gesamten Branche in der Zwischenzeit etabliert. Er wird jährlich durch eine fachspezifische Jury in den Kategorien Technik, Marketing und Innovation vergeben.

m+a report Nr.1 / 2005 vom 11.02.2005
m+a report vom 11. Februar 2005