Erste Kontaktschwäche: www."Eventagentur".de

Mit ihren Homepages präsentierten sich Agenturen ihren Kunden. Doch bietet der Auftritt den potenziellen Auftraggebern nicht immer genügend Informationen.

Wer sich auf die Suche nach einer Agentur macht, die für ihn ein geplantes Event umsetzen soll, hat dabei verschiedene Möglichkeiten. Mundpropaganda, das Konsultieren von Rankings, die Durchsicht von Imagebroschüren, CDs und DVDs und natürlich: das World Wide Web. Für die meisten Kunden ist das Internet heute der erste Anlaufpunkt, um die geeigneten Agenturen zu recherchieren und auf deren Homepages mehr über sie zu erfahren. Doch allzu oft müssen sie bei der Recherche die Erfahrung machen, dass der www-Auftritt vieler Agenturen wenig inhaltlich Relevantes hergibt, wichtige Informationen fehlen oder s sich nur sehr schlecht einen Eindruck über die Besonderheiten, die Kreativität, die Firmenphilosophie einer Agentur machen können. Natürlich gibt es auch sehr viele sehr gute gemachte Internetauftritte, aber selten ist einer durchgängig gut gelungen.

Um zu verdeutlichen, auf welche Probleme, aber auch auf welche positiven Dinge der Kunde dabei stoßen kann, sollen beispielhaft die Internetauftritte der zehn umsatzstärksten Eventagenturen in Deutschland (Eventagenturen-Ranking 2003 von Horizont und w&v) stehen. Ziel ist es, Vorbildliches zu verdeutlichen und Mangelhaftes zu beleuchten. Damit sollen den Agenturen, die sich im Internet bewegen, Anregungen für die Gestaltung oder Überarbeitung ihres Auftrittes gegeben werden. Denn letztlich geht es darum, den potenziellen Kunden optimal mit Informationen zu versorgen und ihn insoweit von der eigenen Arbeit und Firmenphilosophie zu überzeugen, dass der mögliche Auftraggeber den nächsten Schritt tut: den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und seinen positiven ersten Eindruck im persönlichen Kontakt zu vertiefen.

Die "harten Fakten" vermittelten fast alle der zehn Agenturen relativ vollständig - was aber lange nicht für alle Internetauftritte in Deutschland arbeitender Agenturen gilt. Unter den Hardfacts finden sich Informationen wie: In welcher Gesellschaftsform wird die Agentur geführt? Wer sind meine Ansprechpartner? Ist die Agentur eine reine Eventagentur oder deckt sie auch andere Bereiche (welche?) ab? Welche Leistungen bietet die Agentur genau an (Fullservice, Teilbereiche)? Hat die Agentur in einem bestimmten Bereich oder einer bestimmten Branche besondere Erfahrungen? Wie viele Mitarbeiter hat die Agentur? An welchen Standorten arbeitet sie? Tut sie dies nur auf lokaler Ebene, regional, national oder international? Seit wann ist die Agentur im Markt tätig? Wendet sie sich an kleinere, mittlere oder große Kunden? Gibt es auf der Homepage eine Referenzliste?

Mit Ausnahme von CPP Studios Event war auf allen untersuchten Homepages relativ einfach in Erfahrung zu bringen, in welcher Gesellschaftsform das jeweilige Unternehmen geführt wird. Relativ genau gaben alle zehn Agenturen über ihr Leistungsspektrum, ihren Firmensitz und die Mitarbeiterzahl Auskunft, wobei nicht immer hinreichend deutlich wurde, inwieweit die Zahlen tatsächlich feste oder auch freie Mitarbeiter meinten. Bis auf Maritz Deutschland informierten die gesichteten Homepages auch darüber, wie lange die Agentur bereits am Markt agiert - ein sicherlich nicht unwichtiger Faktor. Keine der genannten Agenturen gab an, ob sie sich vorrangig an kleine, mittlere oder große Kunden wendet. Obwohl sich in der Praxis oft tatsächlich gewisse Schwerpunkte bei den einzelnen Agenturen ergeben, will sich verständlicherweise keine von ihnen einen Auftraggeber durch die sprichwörtlichen Lappen gehen lassen, in dem sie hier eine Spezialisierung hervorhebt. Zu etwas mehr Licht im Dunkel verhilft hier allerdings ein Blick in die Referenzliste. Ähnliches gilt für Spezialisierungen auf Kunden gewisser Branchen und die damit verbundene Branchenkenntnis. Kaum eine der zehn Agenturen weist ausdrücklich darauf hin, auch hier muss wieder der Klick auf die Referenzliste helfen. Eine sehr positive Ausnahme bildet da die Agentur Maritz. Sie gibt nicht nur genau darüber Auskunft, in welchen ihrer Geschäftsbereiche prozentual welcher Umsatz erwirtschaftet wird. Sie teilt auf der Webpage auch mit, wie sich ihre Kunden prozentual auf einzelne Branchen verteilen.

Recht schwer tun sich einige Agenturen (Kogag, CPP Studios Event, TC Gruppe und Maritz) damit, ihren potenziellen Kunden direkt auf der Homepage konkrete Ansprechpartner zu nennen. Gehen diese Agenturen eventuell davon aus, dass die Kunden sich direkt an die Geschäftsführung wenden werden? Aber kennt man bereits den Namen eines Ansprechpartners, wird die Kontaktaufnahme doch eigentlich sehr vereinfacht.
Nur wenige Agenturen machen auf ihren Homepages ausdrücklich deutlich, ob sie lokal, regional, national oder international Veranstaltungen durchführen. Zwar hilft hier wieder die Referenzliste weiter, aber im Sinne der Serviceorientierung wäre für alle Agenturen ein deutlicher Hinweis zu diesem Punkt an exponierter Stelle sicherlich sinnvoll und wünschenswert. Zumal es in Deutschland ja viele kleinere Agenturen gibt, die ausschließlich lokal oder regional arbeiten und hier ihre Expertise haben.

Ein wenig heikel ist es auch um den Aspekt der Referenzliste auf den Homepages bestellt. Allzu häufig werden vor allem große Namen der deutschen Industrie und deren Firmenlogos präsentiert. Dabei es macht es doch einen Unterschied, ob man für die BMW AG oder einen lokalen Händler arbeitet, oder? Genau aufzuführen, für welchen Unternehmensbereich einer Firma man als Agentur gearbeitet hat, ist Ausdruck von Seriosität! Sehr korrekt hat hier Avantgarde gearbeitet.
Wirklich viel oder eben auch nicht viel über die einzelne Agentur zu erfahren gibt es einerseits im Bereich der Projektbeispiele, andererseits in Sachen Firmenphilosophie. Während viele Homepages deutscher Eventagenturen dadurch auffallen, dass sie lediglich eine Referenzliste, aber keine Projektbeispiele aufzeigen, waren solche zwar auf allen zehn untersuchten Sites zu finden - aber mit deutlichen Unterschieden. Wirklich aussagekräftig - dergestalt, dass sich der Kunde auch vorzustellen vermag, was genau auf der geschilderten Veranstaltung passierte - waren die Websites der Agenturen Kogag, Vok Dams, Max Sense und On Air Production. Bei anderen aufgezeigten Projekten waren oft lediglich die gelieferten Leistungen aufgeführt. Gänzlich ohne Text zu den Beispielen präsentieren CPP Studios Event ihre Projekte lediglich mit Bildern, die ohne Erklärung leider recht inhaltsleer bleiben. Schade, zumal gerade dies der Bereich ist, wo Agenturen sich am besten vom Wettbewerber absetzen können: Indem sie aufzeigen, was sie an Kreativität zu bieten haben, wie spannend die eigenen Konzepte sind. Hier sei den meisten Agenturen doch wirklich deutlich mehr Sorgfalt empfohlen - ganz egoistisch im Sinne der Eigenwerbung. Ein wenig erstaunlich ist die Tatsache, dass alle Agenturen bei der Datierung der skizzierten Projektbeispiele mehr als schlampig verfahren. Nur bei den wenigsten Events war auszumachen, wann sie stattgefunden haben, zahlreiche waren bereits mehrere Jahre alt. Sicherlich spricht es nicht gegen ein Konzept, wenn es bereits etwas älter ist, aber drängt sich bei der ausschließlichen Verwendung älterer Projektbeispiele beim Kunden nicht die Frage auf, ob die Agentur in letzter Zeit nichts Kreatives mehr auf die Beine gestellt hat? Oder wurde die Homepage so lange nicht mehr überarbeitet?

Ein schwieriges Pflaster - weil mühsam zu formulieren und schwer zu greifen - ist der Bereich der Firmenphilosophie. Hier haben viele Agenturen deutlichen Nachholbedarf. Sehr viel Mühe gaben sich in diesem Bereich allerdings Maritz, auch Max Sense, Kogag, Vok Dams und Avantgarde haben dieses schwierige Thema angeschnitten. Wie gehen wir mit Kunden um? Was heißt für uns Kreativität? Was macht unsere Arbeit, unser Team so besonders? Mit Formulierungen und Thesen zu diesem Thema geradezu überrollt wird man auf der Homepage der Vok Dams Gruppe. Etwas weniger (Pseudo-)Anglizismen und Worthülsen hätten diesem ansonsten professionellen Internetauftritt wirklich gut getan. Völlig "firmenphilosophiefrei" und damit sehr blass präsentiert sich hingegen CPP Studios Event, ihr Stichpunkt "Wir über uns" umschreibt kaum mehr als das Leistungsspektrum. Die TC Gruppe hält sich nahezu bedeckt, was die Inhalte angeht, die den Nutzer ihrer Homepage interessieren können. Man muss das Unternehmen wohl persönlich aufsuchen: Die Homepage ist nicht wirklich dazu angetan, mehr über die Kreativen aus Ludwigsburg zu erfahren.

An Übersichtlichkeit lässt keine Homepage zu wünschen übrig. Lediglich in Sache Aufbauzeiten sollten On Air Production und CPP noch mal an ihrem Auftritt arbeiten. Alle (mit Ausnahme von Projekt Promotions, der Kogag und Maritz) bieten ihren Kunden zudem eine weitere Bediensprache, meist englisch, an. Einige warten mit zusätzlichen Sprachen auf, gerade auch dann, wenn sie in anderen Ländern aktiv sind. So präsentiert sich die Vok Dams Gruppe auch in englisch, französisch und chinesisch, Max Sense in englisch, spanisch, französisch und schwedisch und Avantgarde in englisch und russisch.

Fazit: Die meisten Internetauftritte der Top Ten aus dem Agenturranking können sich sehen lassen, wirkliche Ausreißer nach unten hin gibt es kaum. Dies gilt wohlgemerkt leider nicht für das, was einen bei der Mehrzahl der Webseiten deutscher Eventagenturen erwartet. Antje Peters-Reimann

m+a report Nr.7 / 2004 vom 27.10.2004
m+a report vom 27. Oktober 2004