Die Nachfrage nach Pauschalangeboten steigt

Jedes Jahr die gleiche Frage: Individuell buchen oder Komplettangebote nutzen? Veranstalter werben mit Convenience-Argumenten und günstigen Preisen.

800 EUR plus Mehrwertsteuer muss ein Unternehmen für einen fertig aufgebauten Sechs-Quadratmeter-Stand bei der Kölner Messe Haus & Wohnen auf den Tisch legen. Mitte November kann der Aussteller vier Tage lang für diesen Betrag in der Domstadt seine Produkte präsentieren. Auch die Leipziger Messe für Standort- und Regionalentwicklung in Europa hat ein All-inclusive-Paket im Angebot. Sechs Quadratmeter kosten dieses Jahr 1760 EUR. Enthalten sind neben einem Systemstand mit Teppichboden auch Möbel, Beleuchtung und die tägliche Standreinigung.

In einer Zeit, in der viele Unternehmen Insolvenz anmelden, Ausstellerzahlen sinken und Firmen aus Kostengründen kleinere Standflächen buchen, verzeichnen Pauschalangebote der Veranstalter eine steigende Nachfrage. "Unser Systemstandangebot richtet sich bewusst an kostenorientierte Aussteller mit einer Standfläche zwischen 12 und 30 m2", erklärt Stefan Eckert, Geschäftsführer der Koelnmesse Service GmbH. Der Dienstleistungsanbieter der Kölner Messe baut pro Jahr rund 2900 Stände, davon ungefähr die Hälfte für mittelständische Unternehmen. "Diese Größenordnung führt zu günstigen Einkaufspreisen, die wir auch an die Kunden weitergeben", wirbt Eckert für die Komplettlösungen. 56,60 EUR pro Quadratmeter kostet bei ihm der billigste Einzelstand inklusive Teppichboden, Beleuchtung, einer Kabine, Feuerlöscher und Abfalleimer. 83 EUR pro Quadratmeter muss der Aussteller für einen Stand mit kompletter Möbelausstattung kalkulieren. Und "für 150 bis 250 EUR pro Quadratmeter bauen wir bereits attraktive, designorientierte Messestände in einer sehr hohen Qualität", beschreibt Eckert das Leistungsspektrum, das auch Großaussteller nutzen. Für die photokina beispielsweise hatte die Service GmbH, die auch Mietmöbel, Veranstaltungstechnik, Catering und Eventplanung anbietet, den 1600 m2 großen Konica-Minolta-Stand gebaut.

Vorwiegend nutzen allerdings kleinere und mittelgroße Unternehmen die Rundum-Offerten. Während der Leipziger Zulieferermesse Z - einer klassischen Mittelstandsmesse - buchen inzwischen "rund 40 % der Aussteller Pauschalangebote", rechnet Unternehmenssprecherin Steffi Radke aus. Für solche Veranstaltungen bietet Fairnet, eine Tochtergesellschaft der Leipziger Messe, im Systembau fünf Varianten mit Quadratmeterpreisen zwischen 42 und 125 EUR an. Bei Individualständen richtet sich der Preis nach dem Leistungsumfang. Grundsätzlich wird es für "Aussteller, die Leistungspakete buchen, aber eher etwas günstiger", meint Radke. Und von der Möglichkeit "Zimmer direkt über uns zu reservieren", machen schon seit längerer Zeit "Unternehmen jeder Größe Gebrauch", hat sie beobachtet.

Unisono führen die Dienstleistungstöchter der Messen mittlerweile ein umfangreiches Serviceportfolio. So können Aussteller bei der Firma Meplan rund 100 Angebote bestellen. Von Anhängekonstruktionen und Arbeitskräften angefangen, über Catering, Elektronik, Mehrwertsteuerrückerstattung und Sanitärinstallationen bis hin zur Zimmervermittlung. Dafür beschäftigt das Tochterunternehmen der Messe München 30 Mitarbeiter. 30 verschiedene Systemstände, von denen der günstigste 60 EUR kostet, können bei den Dienstleistern direkt online geordert werden. Außerdem bieten sie zu fast allen Messen Beteiligungspakete an, "so dass sich der Aussteller nur mit der Messevorbereitung beschäftigen muss", stellt Annette Slotty fest. Die Leiterin des Geschäftsbereichs Messeservice ist prinzipiell von den Convenience-Aspekten solcher Buchungen überzeugt. "Die technischen Richtlinien" seien dann bekannt, und es bestünden "intensive Kontakte zu den jeweiligen Ansprechpartnern der Messe München, die eine reibungslose Abwicklung gewährleisten". Neben allen Vorzügen der Bequemlichkeit sei aber vor allem der günstige Preis entscheidend. Nicht zuletzt deshalb würden sich "30 % der Münchner Kunden auch auf anderen Messeplätzen von Meplan betreuen lassen", glaubt Annette Slotty. Dirk Mewis

m+a report Nr.7 / 2004 vom 27.10.2004
m+a report vom 27. Oktober 2004