Aufträge für den Aufbau

Es geht um viel Geld, soll der brachliegende irakische Markt wieder selbstständig lebensfähig werden. Messen versuchen schon jetzt, ihre Mittlerrolle zu spielen.

Seit dem Angriff der USA auf den Irak und die daraus resultierende infrastrukturelle Zerstörung des Landes beschäftigen wir uns täglich mit der Region über die Medien. Noch lange wird hier keine Ruhe einkehren, zu unterschiedlich sind die Interessen. Angst vor Terror und Mitleid, Frustration und der Wille, endlich wieder ein lebenswertes Land zu schaffen, gehen Hand in Hand.

Am 28. Juni übergab die Übergangsregierung der Koalition die Amtsgewalt an die irakische Interimsregierung - ein Gremium, das aus einem Präsidenten, zwei Vizepräsidenten, einem Ministerpräsidenten und 31 weiteren Ministern besteht. Die Mitglieder dieser neuen Regierung sind bis zu den Wahlen im Januar 2005 für das tägliche Regierungsgeschäft verantwortlich. Die alles entscheidende Grundlage für jeglichen Fortschritt des Landes ist Sicherheit in der Region. Einer der dann wichtigsten Schritte, an dem sich Regierungen und Unternehmen vieler Nationen beteiligen wollen, ist der Wiederaufbau der zivilen irakischen Infrastruktur. Der neue irakische Dinar wurde bereits Anfang 2004 eingeführt. Sein Wechselkurs ist relativ stabil. Daneben ist die Stromversorgung einer der wichtigsten Faktoren, der das Leben der einfachen Iraker beeinflusst.

Als Haupteinnahmequelle der neuen irakischen Regierung gilt weiterhin die Ölförderung. In den letzten Monaten hat die Produktion das Vorkriegsniveau von etwa 2,4 Millionen Barrel pro Tag erreicht - eine Fördermenge von drei Millionen Barrel pro Tag könnte erzielt werden. Der irakische Ölminister schlug kürzlich vor, die nationale irakische Ölgesellschaft wieder ins Geschäft zu bringen - so würden Auslandsinvestitionen erleichtert und irakische Einnahmen weiter gesteigert.

Dass die gesamte internationale Gemeinschaft ein starkes Interesse am Erfolg des Landes hat - nicht zuletzt weil oft lohnende Projekte winken -, spiegelt sich in bereits gelaufenen oder noch geplanten Wiederaufbaumessen wider. Klar ist: Die USA können das Mammutprojekt der Wiederinstandsetzung der zerstörten Infrastruktur nicht alleine stemmen. Momentan jedoch hagelt es Absagen oder die Veranstaltungen werden verschoben. Die Lage ist zu unsicher.

Die erste Nachkriegsmesse in Bagdad DBX - Destination Baghdad Expo sollte beispielsweise vom 5. bis 8. April 2004 auf dem fast komplett renovierten Messegelände der irakischen Hauptstadt stattfinden. Die Organisatoren der IACCI (Iraqi-American Chamber of Commerce and Industry) haben die Veranstaltung jedoch auf Grund der permanenten Turbulenzen und Unsicherheiten auf unbestimmte Zeit verschoben.
Folgende Bereiche sollten abgedeckt werden: Bauwirtschaft, Landwirtschaft und Nahrungsmittel, Gesundheitswesen, Umwelt, Energie (Strom und Öl), Haushaltsgeräte und -produkte. Sie schließt, wenn sie dann durchgeführt wird, sowohl den Herstellungssektor als auch gebrauchsfähige Endprodukte sowie Dienstleistungen mit ein.

Eine weitere für April 2004 vorgesehene Wiederaufbaumesse, die Baghdad International Fair, wurde vom Messeveranstalter, die State Company for Iraqi Fairs, auf 1. bis 10. November 2004 verschoben. Die IMAG München wird - falls es zur Durchführung kommt - die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland mit angeschlossener Firmenpräsentation organisieren und durchführen.

Stattgefunden hat bereits im Januar 2004 die Rebuild Iraq in Kuwait City. Fast 1500 Unternehmen aus mehr als 50 Staaten warben auf gut 30 000 m2 Ausstellungsfläche um Aufträge. Veranstaltet wurde diese Messe von Kuwait International Fairs und der Riyadh Exhibition Cooperation aus Syrien. Hauptsächlich ging es noch um das Knüpfen von Kontakten, zu denjenigen, die Aufträge vergeben können, wenn es dann einmal losgeht mit dem Aufbau.

Schließlich geht es um viel Geld, soll der brachliegende irakische Markt wieder selbstständig lebensfähig werden. Und so lockte es andere Unternehmen auf eine weitere Veranstaltung anderer Organisatoren: Die Outreach, Wiederaufbaumesse im jordanischen Amman, zog 285 Aussteller aus 21 Ländern vom 11. bis 13. Januar 2004 ins Amman Ausstellungszentrum. Begleitet wurde die Messe von einer Konferenz, die über 1000 Teilnehmer zählte, meldete der US-amerikanische Messeveranstalter The Kallman Group.

"Vor allem von den beiden amerikanischen Projektentwicklern Halliburton und Bechtel werden Aufträge vergeben", weiß Hans-Udo Muzel von der Deutschen Botschaft in Kuwait. Und so hatte die Messe in Amman zum Beispiel ihn im Boot: Tom Crum, COO von Halliburton oder David Nash, Direktor des Project Management Office der Coalition Provisional Authority (CPA). Er ist bemächtigt, Aufträge zum Wiederaufbau des Irak in Höhe von mehreren Milliarden US$ zu vergeben.
Auch auf der Rebuild Iraq waren wichtige Vertreter und Entscheider entsprechender Institutionen und Firmen vertreten. Denn fest steht: Auch Nichtkoalitionsstaaten der USA werden viel für einen funktionierenden Irak tun müssen. "Teilweise noch bestehende Technik ist auf Systeme deutscher Unternehmen zurückzuführen. Das heißt: Es bietet sich an, in diesen nicht seltenen Fällen wieder auf deutsche Anbieter zurückzugreifen", erklärt ein Vertreter der Agentur für Außenwirtschaft, Köln.

Andere munkeln, die Karten seien längst gemischt und die Aufträge vergeben - eine Messebeteiligung daher hinfällig. Mit professioneller Begleitung auf eine der, wenn erst einmal Ruhe eingekehrt ist, sicherlich schnell sprießenden facettenreichen Wiederaufbaumessen zu gehen kann nur Synergien mit sich bringen, die sich vorher nicht erahnen lassen. Christine Seizinger

m+a report Nr.5 / 2004 vom 13.08.2004
m+a report vom 13. August 2004