"Unsere Messen menschlicher machen"

Ruud van Ingen, UFI-Präsident seit letztem Herbst, über den Stand der Messewirtschaft und die Strategien des Verbands.

Herr van Ingen, was sind Ihre Pläne für die Dauer Ihrer Präsidentschaft?

Ich war in die gesamte Entwicklung der Veränderungen bei UFI - The Global Association of the Exhibition Industry involviert, so dass ich mich als Präsident in keiner neuen Situation befinde, sondern meine bisherige Arbeit fortführen kann - mit mehr Verantwortung.
Als Indikator kann ich sagen, dass ich seit der Aufnahme meines Amtes bis Mai über 2200 UFI- und UFI-bezogene E-Mails bekommen habe! Ich habe außerdem die ganze Welt bereist, um den Verband und unsere Branche auf einer Vielzahl von internationalen Foren, UFI Chapter Meetings und anderen wichtigen Wirtschaftstreffen zu repräsentieren. Mein Ziel ist es, sicher zu stellen, dass unsere Gesellschaft die Interessen aller Messen und der Messewirtschaft fördert, unterstützt und vertritt.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Messewirtschaft insgesamt?

Der Messemarkt in Asien boomt, ist robust in den Vereinigten Staaten und langsam in Europa.
Was am wichtigsten für unsere künftige Entwicklung ist, ist, dass wir uns einen "menschlichen Touch" bewahren. Diejenigen unter uns, die heute am erfolgreichsten sind, sind diejenigen, die für eine persönliche Note und niveauvolle Atmosphäre auf ihren Veranstaltungen sorgen.
Wir müssen erkennen, dass wir nicht nur ein Marktplatz, sondern eine Umgebung sind. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, um die Beteiligung von Ausstellern und Besuchern gleichermaßen zu erhöhen! Darüber hinaus sollten wir zusammen daran arbeiten, die Messen zu vermenschlichen. Nicht Notwendigkeit, sondern Vergnügen sollte ihr Zweck sein. Das ist etwas, was wir in der Vergangenheit vergessen haben, weil wir erfolgreich waren. Dies hat sich nun verändert. Es gibt eine absolute Notwendigkeit für eine neue Annäherungsweise an den Markt.
Zum ersten Mal in der Geschichte müssen wir andere Medien benutzen, um Messen zu bewerben. Das Internet ist ein ausgezeichnetes Instrument, um die Kommunikation zu erhöhen.

Und was sind die Perspektiven für UFI in diesem Zusammenhang?

Es gibt eine große Bereitschaft in der Branche, zu sprechen und Wissen auszutauschen. UFI hat weit reichende Erfahrung in der Entwicklung von Plattformen zum Informationsaustausch.
Aber wir müssen ein offeneres Profil entwickeln zugunsten unserer Mitglieder und der Wirtschaft. UFI sollte nicht allein als eine Organisation für einen ausgewählten inneren Kreis angesehen werden. Das ist ein sehr überholtes Image unserer Gesellschaft.

Kooperiert Ihre Gesellschaft mit anderen Organisationen?

UFI ist eine Dachorganisation für 39 nationale und internationale Messegesellschaften. Dies ist ein wichtiges Element bei der Entwicklung branchenweiter Programme, zum Beispiel zu Standards oder allgemeiner Förderung.
Wir arbeiten eng mit zahlreichen anderen Gesellschaften an spezifischen Programmen. In diesem Zusammenhang waren unsere Bemühungen mit Organisationen wie SISO und IAEM, AEO oder SACEOS und CCPIT äußerst fruchtbar.

Wie sieht es mit den UFI-Mitgliedern aus? Hat sich ihre Zahl verändert?

Wie wir bei unserer Vorstandssitzung im März präsentiert haben, haben wir 18 neue Mitglieder aus der ganzen Welt und erwarten insgesamt 36 zusätzliche Mitglieder bis zum Jahresende. UFI-Mitglieder repräsentieren über 4000 Messen weltweit, was uns zu einer ziemlich mächtigen Stimme macht.
Es gibt immer noch ein großes Entwicklungspotenzial für UFI in Asien. Darum kümmert sich unser neues Büro in Hongkong.

Welche Mitglieder konnten Sie neu hinzugewinnen?

Zu den neuen Mitgliedern gehören das China World Trade Center Co. in Peking, das EXCO Daegu International Exhibition & Convention Center in Südkorea, die Exhibition & Event Association of Australasia in Melbourne und das Warsaw International Expo Center - EXPO XXI, um nur ein paar wenige zu nennen.

Vor kurzem hat UFI Logo und Untertitel verändert. Was führte zu dieser Entscheidung? Welche Strategie verfolgt die Organisation damit?

Im Lauf der Jahre erneuern alle Marken ihr Erscheinungsbild. Dies ist eine Folge ihrer Entwicklung. Normalerweise gibt es eine Veränderung von einem technischen zu einem emotionaleren Symbol. Dies ist auch genau das, was wir mit der neu entwickelten UFI-Identität bezweckten. Unsere neue Corporate Identity zeigt der Welt, dass UFI sich verändert und liefert eine sichtbare Demonstration dieses Wandels.
Die neue Unterzeile ("The Global Association of the Exhibition Industry" statt "Union des Foires Internationales") reflektiert unser Wachstum von einer bekannten Gesellschaft von Messeveranstaltern zu einer repräsentativen Gesellschaft für Veranstalter, Geländebetreiber, Gesellschaften und Partner in der Branche. In anderen Worten: Wir repräsentieren und dienen der gesamten weltweiten Messewirtschaft.
Wir haben eine Menge positives Feedback zu unserem neuen Stil bekommen und treten nun aggressiver für die Branche ein. Dies dient einem steigenden Bewusstsein für diese Veränderungen.

Ist das UFI-Siegel noch eine attraktive Auszeichnung für Fachmessen?

Absolut! Es ist ein entscheidender Vorteil Mitglied zu werden. Unser Zertifikat ist ein Qualitätssiegel und besonders wichtig für solche, die neu im Markt sind. Wir wollen das künftig sogar noch stärker fördern. Unsere Anstrengungen in diese Richtung werden weiterhin als Motivation für eine insgesamte Qualitätssteigerung in der Branche dienen. Und das ist doch etwas, was wir sicher alle wollen!
Außerdem haben wir vor, ein akademisches Zertifikat "UFI-certified International Exhibition Manager" zu entwickeln. Wir arbeiten eng mit der Berufsakademie in Ravensburg an diesem Programm. Kurzfristig entwickeln wir mit ihnen ein Online-Lernprogramm, was für alle im Internet zugänglich sein wird. Interview: Anja Müller

m+a report Nr.5 / 2004 vom 13.08.2004
m+a report vom 13. August 2004