"Das muss noch bis morgen nach Sydney!"

Qualität ist eine Schlüsselfunktion für den Unternehmenserfolg in der KEP-Branche. Und immer häufiger soll auch noch ganz schnell etwas ins ferne Ausland.

Der Wettbewerbsdruck zwischen den Logistikdienstleistern nimmt weiter zu: Nach einem ersten Fusions- und Konzentrationswechsel geht nun der Kampf um Kunden und Marktanteile in eine neue Phase. Zum alles entscheidenden Erfolgsfaktor ist dabei die Qualität der Leistungen geworden, so der Infodienst der Landesinitiative Logistik des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Kundenanforderungen seien insbesondere bei den Kurier-, Express- und Paketdienstleistern, kurz KEP genannt, zu spüren. "Die KEP-Branche weist ein überdurchschnittlich hohes Wachstum auf. Ein Ende der Erfolgsfahrt zeichnet sich nicht ab", so die Initiative.

Führende Logistikexperten prognostizieren für Deutschland einen Anstieg des Volumens auf knapp zwei Milliarden Sendungen bis zum Jahr 2007, was einem Wachstum von 13 % von 1999 bis 2007 entspräche. Gleichzeitig sollen Umsätze um insgesamt 17 % auf etwa 11,6 Mrd. EUR steigen. Das wachsende Verkehrsaufkommen resultiere vor allem aus den strukturellen Veränderungen in Industrie und Produktion, weiß die Landesinitiative NRW. Nach Schätzungen der Experten verschickt heute jedes zehnte Unternehmen mehr als 50 Sendungen pro Tag über einen KEP-Dienstleister. Zeit und Flexibilität sind die entscheidenden Produktionsfaktoren geworden. Die Durchlaufgeschwindigkeit von Waren steigt, Volumen und Gewicht variieren teilweise extrem, individuelle Kundenwünsche nehmen zu. Mit den Anforderungen an Dienstleister steigt auch die Bereitschaft der Versender, den Zusteller zu wechseln, sobald dieser den Anforderungen nicht gerecht wird.

Besondere Wünsche an die KEP-Branche hat auch die ausstellende Wirtschaft. Nicht nur, dass - wenn es in letzter Minute kurz vor Messebeginn brennt und brenzlig wird - die Hürde aufs Gelände und an den richtigen Stand zu kommen genommen werden muss. Oft verlangen die Aussteller eine völlig unkomplizierte Abwicklung von Overnight-Lieferungen auf Ausstellungen in fremde Länder und andere Kontinente.
time:matters, eine 100-prozentige Tochter der Lufthansa Cargo AG, hat beispielsweise für den weltweiten Kurierservice courier:express ein globales Service Center in Sharjah, Vereinigte Arabische Emirate, neben dem bestehenden Service Center in Frankfurt am Main in Betrieb genommen. Als wichtigste Neuerungen für den Kunden ergeben sich dadurch eine weltweit einheitliche Servicenummer, eine Erreichbarkeit rund um die Uhr und eine aktive Sendungsverfolgung für alle mit courier:express versandten Sendungen. "Für die Kunden bedeutet das, dass sie eilige und wichtige Sendungen weltweit ab sofort noch schneller, komfortabler und unabhängig von örtlichen Bürozeiten verschicken können", so das Unternehmen.

Bei Flugverspätungen wird der Absender vom Service Center sofort informiert, um gegebenenfalls darauf reagieren zu können. "Mit dem neuen Service Center für courier:express erhalten die Unternehmen einen Verantwortlichen, der sich Tag und Nacht unbürokratisch um Eilsendungen rund um den Globus kümmert. Das weltweite Netzwerk, die hohe Flugfrequenz der Lufthansa und ihrer Partner-Airlines sowie das spezialisierte Serviceteam gewährleisten den schnellstmöglichen Transport mit bestmöglicher Kundeninformation", sagt time:matters-Geschäftsführer Franz-Joseph Miller.

Viele Anbieter von Special-Speed-Services haben die Signale verstanden: Sowohl die Unternehmen als auch ihre Kunden und Vertriebsaktivitäten wachsen zusehends über ihre europäischen Wurzeln hinaus in Richtung Asien und Nordamerika. Die Dienstleistung der KEP-Branche muss funktionieren, als gäbe es keine Grenzen mehr.
DHL erreichte vergangenes Jahr nach eigenen Angaben einige wichtige Etappen auf dem Weg im Jahr 2005 die Nummer eins in der Welt der Logistik zu werden und damit die Kunden auf der ganzen Welt bedienen zu können.
Für mehr Service arbeitet der Konzern konsequent am Motto "One face to the customer": "Mit der Bündelung aller Express- und Logistikaktivitäten des Konzerns in 220 Ländern unter der Marke DHL bieten wir unseren Kunden genau das an."

Um die wachsende Zahl der Nachfrager interkontinentaler Services im KEP-Sektor buhlt auch UPS. Das Unternehmen hat im Februar dieses Jahres UPS World EaseSM vorgestellt, eine internationale Versandoption, "mit der Unternehmen Zeit und Geld sparen". Der neue Service kombiniere die kurzen Beförderungszeiten und die Sendungsverfolgung der Expresszustellung mit der Effizienz und den Kosteneinsparungen der Sammel-Zollabfertigung.
"Mit diesem Service haben Kunden die Möglichkeit, mehrere Pakete an verschiedene Bestimmungsorte im selben Land als Sammelsendung zu verschicken. So werden Waren am Zoll als eine Einheit abgefertigt. Dadurch entfallen Lagerhaltung, Bestandsverwaltung und Einzelversand. "Das UPS Transportnetzwerk wird zu einer Art ,Zwischenlager' für uns, und wir sparen die zusätzlichen Kosten für Lagerhaltung und -verwaltung ein", so Anil Agrawal, Chief Operating Officer von EcoQuest International. Nach Meinung des UPS-Kunden, der Luft- und Wasserreinigungssysteme herstellt und vertreibt, wird das neue System einschneidende Veränderungen für die Unternehmen mit sich bringen. "Da alle unsere Sendungen beim Zoll auf einmal abgefertigt werden, erreichen unsere Produkte unsere internationalen Kunden innerhalb von Tagen statt Wochen", fügt Agrawal hinzu. UPS World Ease wird weltweit in 61 Ländern - darunter in mehr als 30 europäischen Ländern - angeboten.

Vom ersten privaten Paketdienst Deutschlands zu einem der führenden Transportdienstleister Europas: So könnte man die Entwicklung des DPD Deutscher Paket Dienst GmbH & Co. KG beschreiben. Und noch heute feilt das Unternehmen kräftig daran, Europa übergreifende Standards - wenn es schnell gehen soll - zu schaffen. Erst kürzlich hat es sein Angebot für den Versand von Nachnahmepaketen in Benelux erweitert. Nun können diese Sendungen gemäß der gewohnten DPD-Standards zwischen den drei Ländern Niederlande, Belgien und Deutschland versandt werden. "Gerade in Benelux ist das grenzüberschreitende Geschäft für die Kunden von großer Bedeutung. So verlief der im letzten Jahr eingeführte Nachnahmeversand zwischen Belgien und Deutschland derart erfolgreich, dass es nahe lag, diesen Service auch auf die Niederlande auszuweiten", erläutert Arnold Schroven, Sprecher der DPD-Geschäftsführung in Aschaffenburg. Die Test- und Pilotphase konnte bereits abgeschlossen werden. Der Nachnahmeversand ist zwischen den Ländern Deutschland, Niederlande und Belgien offiziell freigegeben.
Bei der Abwicklung der grenzüberschreitenden Nachnahmepakete von und nach den Niederlanden gibt es jetzt keine Unterschiede im Vergleich zu den bisherigen nationalen Abwicklungen. Die Nachnahme Höchstbeträge zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden entsprechen den nationalen Beträgen, das heißt 2500 EUR bei Bar- und 5000 EUR bei Scheckversand.

Frankreichs La-Poste-Gruppe, ein weiterer führender Anbieter für Express und Paketdienstleistungen in Europa, hat kürzlich über ihre Paket- und Express-Holdinggesellschaft GeoPost zusammen mit dem österreichischen Speditionsunternehmen Lagermax ein Joint Venture in Kroatien gegründet. GeoPost bietet Expressleistungen in Europa über Chronopost und weltweit über eine Kooperation mit FedEx. Sie besitzt darüber hinaus mehr als 85 % des deutschen Paketdienstleisters DPD, der in 27 Ländern präsent ist.
Lagermax hat einen Anteil von 70 %, GeoPost hält 30 % der neuen Gesellschaft, die unter dem Namen DPD Croatia der DPD Franchisenehmer für die Region Kroatien ist. Das Joint Venture soll national über das Lagermax-Netzwerk einen flächendeckenden Service anbieten, mit Depots in Zagreb, Split, Osijek und Rijeka. Über das DPD-Netzwerk werden europaweite Lieferungen zugestellt. National können von Anfang an tagdefinierte Standardlieferungen und zeitdefinierte Expresslieferungen versendet werden. Später sollen eventuell internationale Expressleistungen über das Chronopost-Netzwerk der GeoPost hinzukommen. Im Rahmen der anhaltenden Expansion von GeoPost und dem DPD-Netzwerk in Zentral-, Ost- und Südosteuropa sei diese Kooperationsvereinbarung gleichzeitig die Fortsetzung des Joint Ventures in Ungarn, das im August 2003 angelaufen ist. Das österreichische Familienunternehmen Lagermax ist auf Speditions-, Logistik- und Paket-/ Expressleistungen spezialisiert, mit 30 Niederlassungen in neun Ländern.

Das Wichtigste an all den internationalen Anstrengungen und Verknüpfungen der KEP-Dienstleister miteinander aber ist: Der Kunde bekommt mehr Sendungssicherheit und -schnelligkeit rund um den Globus - bei den meisten Anbietern aus einer Hand. Christine Seizinger

m+a report Nr.5 / 2004 vom 13.08.2004
m+a report vom 13. August 2004