"Die Deutschen Messegesellschaften sind leider zu spät gekommen"

m+ a report: Aus welchem Grund zieht es in letzter Zeit immer mehr deutsche Messeunternehmen an den Golf?

Michael El Nayal: Die deutsche Wirtschaft tritt seit Jahren auf der Stelle. Also suchen sich die Messeveranstalter, wie andere Unternehmen auch, neue, zukunftsträchtige Märkte. Neben China ist die Arabische Halbinsel eine solche wachstumsstarke Region. Da die Scheichs wissen, dass das Öl in 20 Jahren aufhören wird zu sprudeln, wird an anderer Stelle investiert. Entsprechend gibt es zurzeit einen regelrechten Bauboom. Hinzu kommt der liberale Geist, der zum Beispiel in Dubai herrscht. Es ist der westlichste Standort am Golf und das Lebens- und Bildungsniveau ist annähernd auf europäischem Standard.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind ein islamisches Land. Kann es bei Geschäftsbeziehungen mit Europäern nicht zu Problemen etwa beim islamischen Recht kommen?

Überall auf der Welt muss man den lokalen kulturellen Code beachten. Das ist in China nicht anders als am Golf. Natürlich kann man nicht erwarten, dass hier alles nach deutschen Regeln abläuft. Man muss sich bei einem Investment in den Emiraten gut informieren und sollte gegebenenfalls rechtlichen Beistand in einer auf die islamische Welt spezialisierten Kanzlei einholen. In den Freihandelszonen der Emirate können Sie aber auch ohne einen einheimischen Partner investieren - und bleiben zudem die ersten 40 Jahre steuerfrei.

Die Messe Frankfurt hat sich vor zweieinhalb Jahren bei Ihnen eingekauft. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Wir sind außerordentlich erfolgreich und werden kommendes Jahr elf Messen im Dubai World Trade Center veranstalten. Hierbei setzen wir stark auf die Themen der Frankfurter in ihrem Heimatmarkt. Erst vergangenes Jahr haben wir so die Gulf Beauty übernommen, die wir aufgrund unserer Brandstrategie als Beauty World Middle East weiterführen. Mit der Wellness and Spas verfügen wir somit bereits über zwei Messen im wachstumsstarken Lifestylebereich. Bedenken Sie, dass allein in den Vereinigten Arabischen Emiraten jährlich rund 1 Mrd. EUR in Gesundheit und Wellness investiert werden, um die touristische Infrastruktur zu verbessern. Aber auch Messen, die in Frankfurt nicht thematisch belegt sind, wie etwa unsere Sicherheitsmesse Intersec lief mit einem Ausstellerwachstum von 21 % hervorragend.

Welche Themen können von deutschen Messeherstellern noch besetzt werden?

Es gibt heute kaum noch Marktsegmente, die nicht abgedeckt werden - allein in Dubai finden jährlich rund 60 Messen statt. Leider sind die deutschen Messegesellschaften etwas zu spät gekommen und haben Reed und Daily Mail Group weitestgehend das Feld überlassen. Eine Chance gibt es so nur, wenn man eine Messegesellschaft aufkauft, die bereits über ein starkes Portfolio verfügt. Natürlich gibt es noch Nischen, so verhandeln wir gerade selbst über zwei neue Themen mit dem Dubai World Trade Centre. Interview: Markus Ridder

m+a report Nr.5 / 2004 vom 13.08.2004
m+a report vom 13. August 2004