Städtebauliche Geschichten: Bewusst anders sein

In einer partnerschaftlichen Symbiose zwischen Kunde und Agentur gewinnt die Zielerreichung überproportional an Effektivität und Sicherheit.

"Der Auftakt der Zusammenarbeit vor fünf Jahren war - wie kann es anders sein - ein Pitch. Wir haben ihn gewonnen, weil wir uns als einzige Agentur nicht an das Briefing gehalten haben", erinnert sich Uli Kostka, MICE Concept26 (C26), Erlangen. Die Grundlage des Pitches war die Erarbeitung eines neuen Messeauftritts für Dorma auf der Grundlage der Einbindung des existierenden Präsentations-Messesystems. C26 beschloss nach Recherchen und einem internen Rebriefing einen ganzheitlichen Ansatz für den internationalen Systemanbieter von Produkten rund um die Tür zu entwickeln. Das Unternehmen mit Sitz in Ennepetal ist in den Geschäftsfeldern Türtechnik, Automatic, Glasbeschlagtechnik, Sicherungstechnik/Zeit- und Zutrittskontrolle sowie Raumtrennsysteme tätig.In den Bereichen Türschließtechnik und mobile Raumtrennsysteme ist es Weltmarktführer, bei automatischen Türsystemen weltweit die Nr. 2.

"Unter strenger Beachtung des Premium-Anspruches der Produktpalette und des expandierenden internationalen Geschäfts kreierte C26 ein integrales Modul, das dem Anspruch der Kommunikation aller Ausstellungskriterien für die jeweiligen Komponenten genügen sollte. Von der Präsentation der Marke über die architektonische Ausstrahlung, der raumbildenden Maßnahme, einer flexiblen Produktpräsentation bis hin zur Integration von grafischen Maßnahmen und medialen Präsentationen sowie der Präsentation kleinster Produktteile (Vitrinen) und der Broschürenauslage - das neue System sollte alle markenrelevante Themen aufnehmen können", sagt Anette Brockmann und fügt hinzu: "Der Anspruch von Premium-Qualität an Marken- und Produktkonzeption, Ausführung und Produktinszenierung wie letztlich aber auch an Standdienstqualität ist Philosophie und Teil der gelebten Unternehmenskultur bei Dorma."
Frei nach dem Motto auf der 21. Messe-Fachtagung "Öffnen, Schließen, Gestalten" wurde die grundlegende Idee mit der Metapher "Durchgang" geboren. Das Grundmodul, genannt "Winkelpräsenter", stellt sich wie ein großes Portal dar, eine hohe schwarze Scheibe, aus der eine weiße Flanke herausklappt, welche wiederum wie eine geöffnete Tür diesen Durchgang öffnet. Diese Flanke dient als einladende Geste und bildet in ihrer Winkelform den architektonischen Raum (3m x 3m x 3m Volumen) zur Präsentation.

Diese Modulform ist außerdem als Anlehnung an die Grundlage des 2D-Auftritts der Firma zu verstehen, so Brockmann. Dieser ist von der Agentur als schwarz-weißes Icon mit herausgeschobener "aufgeklappter" Bildzone gestaltet. "Somit ist eine gute Verbindung zur allgemeinen werblichen Kommunikation geschaffen - ein wesentlicher Schritt zur angestrebten integrierten Inszenierung der marketingkommunikativen Maßnahmen", betont Kostka.
Für die unterschiedlichen Standgrößen und -auftritte wird das Modul einer Art "städtebaulichen Geschichte" zugeordnet. Die geplante "Stadt Dorma" entsteht durch Reihung und Blockbildung der Module, fast wie kleine städtische Blocks und Viertel, getrennt durch Verkehrswege und Gassen. Es entsteht eine strukturale Skyline, die für eine klare Fernwirkung und eine eindeutige Identität/Wiedererkennung der Marke beziehungsweise der Stadt Dorma nach außen sorgt. Gleichzeitig gewährt die Aufstellung Durchblicke und Einblicke, erweckt Interesse. Wie bei einer richtigen Stadt bietet auch hier die immer unterschiedliche Anordnung der Modul-Blöcke die Chance der Inszenierung von Plätzen und einem Zentrum. "Das unterschiedliche, geschickte Arrangement der Elemente zoniert zum Beispiel eine große Bewirtungszone, eine Highlight- oder Sonderpräsentation, eine Inszenierung, eine Bühne oder eine Empfangszone", erklärt Kostka. "Das System lässt Veränderung zu und bietet reichlich Spielraum für weitere Anforderungen - einer Evolution ähnlich."

Ein Fazit der Zusammenarbeit: In einer partnerschaftlichen Symbiose zwischen Kunde und Agentur gewinnt die Zielerreichung überproportional an Effektivität und Sicherheit - und ist ein "Ansatz gegen das Ausspielen, Preis-Dumpen und Auktionieren von hochsensiblen, vieldimensionalen Kommunikationsleistungen", urteilt Uli Kostka. Heute habe C26 aktiven Anteil an der Briefing-Erstellung. "Gemeinsam mit der Werbeagentur, der Produktentwicklung und dem Marketing werden bei Dorma rechtzeitig Workshops veranstaltet, die Einblick in die Strategie der Firma gewähren und damit das Verständnis und das Gespür für die gestalterischen und kommunikativen Aufgaben fördern."

In diesem Team kann integrativ geplant werden. Anette Brockmann: "Die Veränderungen in Strategie und Planung bei uns intern sind wie bei allen modernen Unternehmen einem stetigen und immer schnelleren Prozess unterworfen. Die Nähe zum Kunden, das gegenseitige Vertrauen und die Offenheit in der Kommunikation untereinander, auch und im speziellen zu den anderen beteiligten Agenturen ist wichtig um den Anspruch des Wandels mit Qualität gerecht zu werden." Ganz besonders bedeutend sei dies bei allen Veränderungen die Wahrung der Identität, des CIs von Dorma. Dieses erfordere Verständnis und frühe Einbindung in die Prozesse.
Hier schließe sich der Kreis: Es begann mit einer starken Idee, die wiederum eine ehrliche und selbstbewusste Beratungsleistung von C26 voraussetzte und gleichzeitig Vertrauen und Verständnis für anderes Denken auf der Kundenseite erforderte. Dies entwickelte sich zu einer Zusammenarbeit, die davon lebt, das eben jene Eigenschaften genutzt werden um ein Maximum an Effizienz und Flexibilität bei der Lösung der Aufgaben zu erreichen.

m+a report Nr.4 / 2004 vom 11.06.2004
m+a report vom 11. Juni 2004