"Hörfunk wird unterschätzt"

Julian Patzak ist ein eingefleischter Radiomann und Geschäftsführer der Agentur audioetage in Berlin. Für ihn hat Berichterstattung über Messen Zukunft.

Sonderveröffentlichungen in der Tagespresse sind zu großen Messen ja normal. Wie kommen Aussteller ins Radio?
Wichtig ist, dass man als Agentur sein Geschäft beherrscht und gerade im Hörfunkbereich ein guter Mittler zwischen Kunde und Radiostationen ist. Wir waren zum Beispiel auf der CeBIT und der Grünen Woche tätig. Da kam uns zugute, dass wir nicht aus der PR-Branche, sondern aus dem redaktionellem Geschäft kommen und daher Kontakte zu Medien schon da waren.

Welche Inhalte eignen sich für Messeradio?
Es geht nicht darum, das große Event mit Livemoderation und gleichzeitiger Übertragung zu inszenieren. Das machen die großen Sender vor Ort mit eigenen Shows. Wir sind eher unsichtbar tätig. Das Ziel ist ja nicht die Aufmerksamkeit des Messebesuchers. Wir verkaufen unseren Kunden ja nicht an ihn, sondern den Radiosendern.

Also gehen nur Themen, die von allgemeinem Interesse sind?
Es bringt wenig, wenn uns zum Beispiel ein Gabelstaplerunternehmen engagiert. Es geht nicht, lediglich das Produkt des Kunden zu promoten - so einen Beitrag übernimmt kein Radiosender. Es müssen schon übergreifende und trotzdem zur Messe passende Themen behandelt werden. Und das sehr endverbraucherorientiert. Es geht darum, über den Stand und den Aussteller Experten als Gesprächspartner zu bekommen, die man den Radiosendern anbieten kann.

Welchen Stellenwert hat das von Messegesellschaften ins Leben gerufene Messeradio?
Da gibt es weder Konkurrenz, noch arbeiten wir zusammen. Denn mit dem eigentlichen Messeradio hat unsere Arbeit wenig zu tun. Wir kooperieren eher mit Sendern, die über die Mediaanalyse nachweisbar eine hohe durchschnittliche Hörerzahl pro Stunde haben. Also ganz andere Verbreitung als beim reinen Messeradio.

In den USA genießt Hörfunk-PR eine ganz andere Aufmerksamkeit als bei uns.
Da sind Unternehmen und Sender oft weiter als wir hier in Deutschland. So erstellt zum Beispiel eine Hörfunk-PR-Agentur im Auftrag der New York Times stündlich Nachrichten, die inzwischen in über 280 Radiostationen ausgestrahlt werden.

Und wie sieht die Zukunft bei uns aus?
Das Thema wird an Bedeutung zunehmen. Im Gegensatz zum TV ist der Hörfunk noch Stiefkind der Mediennutzung für PR. Aber Unternehmen sollten überlegen: Was bringt mehr, der Schwenk über den Messestand oder eine Reportage über neue Produkte? Hörfunk-PR wird dabei noch extrem unterschätzt. Interview: A. Effertz

m+a report Nr.4 / 2004 vom 11.06.2004
m+a report vom 11. Juni 2004