Voll professionell

Die Wiesbadener World of Events hat gewonnen - an Ausstellern und Seriosität. Doch die Branche hat, neben aller Zufriedenheit, durchaus sinnvolle Verbesserungsvorschläge.

Die Rhein-Main-Hallen präsentierten sich zur 9. World of Events (WOE) in Wiesbaden mit einem neuen, attraktiven Eingangsbereich. Von dieser gesteigerten Attraktivität des Standortes hatten sich anscheinend auch zahlreiche Aussteller inspirieren lassen, hatten noch einmal kräftig in den Messeauftritt investiert und und sahen sich bestätigt. So auch gestandene WOE-Aussteller wie zum Beispiel JMT Mietmöbel. Ewald Meuter, Geschäftsführender Gesellschafter der Hildener, sagt als Fazit: "Die Besucherqualität als auch der optische Eindruck der Messestände haben sich sehr positiv entwickelt. Wir konnten deutlich mehr Neukontakte zu Eventveranstaltern knüpfen als erwartet."
Mit dem auch von Meuter gelobten professionellen Auftritt drücktee ein Großteil der laut Veranstalter 411 Aussteller schon rein äußerlich sichtbar aus, dass sie die Veranstaltung als Fachmesse und nicht mehr als bunten Jahrmarkt der Attraktionen betrachten. Deutlich zu sehen und auch von vielen anderen Ausstellern zu hören, war, dass die Zahl der qualifizierten Besucher zugenommen hat.
Insbesondere am ersten Messetag liefen hochkarätige und zum Teil schon sehr konkrete Gespräche. Klaus Mertens, Leiter Marketing & Unternehmenskommunikation, Party Rent aus Bocholt hatte hohe Erwartungen: "Diese haben sich mehr als erfüllt. Wir konnten die Messe erfolgreich nutzen, um aktuelle Themen zu kommunizieren, bestehende Kontakte zu intensivieren und darüber hinaus etliche interessante Neukontakte zu knüpfen."
Dass am zweiten Messetag klassischerweise viele Auszubildende und Studenten nach Wiesbaden kommen, ist vielleicht für Aussteller anstrengend und verspricht nicht das unmittelbare Geschäft. Doch diese "Tradition" ist kein Manko, sondern eine Zukunftsinvestition. Der Branchennachwuchs von heute trifft die Budgetentscheidungen von morgen.
Dennoch waren noch genug Besucher vor Ort, die auch entscheiden konnten. Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg, Geschäftsführer des Schenck Verlags in Hamburg, ist von Wiesbaden dementsprechend begeistert: "Wir als Erstaussteller sind von unserem eigenen Erfolg überwältigt. Alle namhaften großen Unternehmen waren bei uns auf dem Stand ebenso wie eine Vielzahl von Eventagenturen. Für uns ist diese Messe eine ganz große Arbeitserleichterung, weil wir hier die persönliche Rückkopplung zu den Zielgruppen haben, die wir ansprechen wollen."
Etwas verhaltener reagiert Thorsten Heyer, Geschäftsführer Blickfang aus Mainz: "Mir fällt auf, dass die Besucher in diesem Jahr eher nur Prospektmaterial einsammeln und sehr wenig zum Gespräch bereit sind. Letztes Jahr haben wir viele sehr intensive Gespräche geführt, wo es auch schon um konkrete Projekte ging." Seine Anregung zur Verbesserung der Atmosphäre: "Es fehlen in den einzelnen Messehallen ein paar Ruhe- oder Loungebereiche, wo sich die Besucher hinsetzen können, um eine kleine Atempause einzulegen."
Messeneuling Hannes Gerriets, Gerriets Bühnenbedarf, Umkirch, dagegen ist voll des Lobes für die Wiesbadener: "Die Messe ist sehr gut für uns gelaufen. Wir sind zum ersten Mal auf dieser Veranstaltung und es gibt hier noch eine ganze Mengen Kunden, die uns noch nicht kennen, was man als klassischer Aussteller der Showtech oder der Pro Light + Sound gar nicht erwartet."
Andere nutzten dieses Jahr, um als Besucher zu sondieren, ob sich ein Engagement im nächsten Jahr eventuell lohnt. Und da sind die Einschätzungen - je nach Branche - recht unterschiedlich. Liane Röhricht beispielsweise, Marketingleiterin des technischen Dienstleisters LK aus Essen, ist eher skeptisch: "Wir waren nur sehr kurz auf der Messe und unser Eindruck war sehr gemischt. Die Frage, ob die Messe für uns als technischer Dienstleister so interessant ist, müssen wir uns erst noch beantworten."
Andere finden da eher Inspiration, wie etwa Elke Neuhausen, Agentur Marbet, Künzelsau: "Gerade im Cateringbereich waren viele kleine Anbieter da, die man gut für kleinere Veranstaltungen buchen kann und die schöne und ausgefallene Ideen haben."
Als sinnvoll erwies sich einmal mehr das Live-Forum, auf dem sich zahlreiche Künstler präsentieren konnten und damit nicht mehr laut und mit Tamtam durch die Messehallen ziehen mussten.
Rund 80 Besucher und damit gut 40 weniger als im Vorjahr nahmen am begleitenden Fachkongress und den Workshops teil. Das geschrumpfte Interesse zwingt jedenfalls die Veranstalter, über das Kongresskonzept nachzudenken. Und es gab nicht zuletzt auch Aussteller, die nicht glücklich mit der - den ausverkauften Quadratmetern geschuldeten Enge - waren. Harsche Kritik gab es so am Veranstalter, der "den Eingang so zugebaut hat, dass wir schier gar nicht gefunden wurden," klagt etwa Rudolph Pettenpohl von Orgatech aus Rutesheim. "Und das war nicht nur schade für die sechs Aussteller des Gemeinschaftsauftritts, sondern auch für die Besucher, die uns nicht fanden."
Ein weiterer Wermutstropfen: Was einst mit der tollen Idee der Standparty des Lufthansa Party Service und seiner Partner begann, hat sich spätestens in diesem Jahr selbst kannibalisiert. Gleich mehrere renommierte und langjährige Aussteller hatten zu Get-together-Parties eingeladen. Was zur Folge hatte, dass diese sich nicht nur gegenseitig die Gäste wegnahmen, sondern auch auf den einzelnen Standparties nicht gerade der sprichwörtliche "Bär tobte" und die Standbesucher letzlich nicht die Leute traf, die sie gern getroffen hätten.
Wer nach dem ersten Messetag immer noch nicht genug kommuniziert hatte, traf sich anschließend zur WoE-Night im glanzvollen Ambiente des Wiesbadener Kurhauses. Dass eine solche Veranstaltung ohne Sponsoren undenkbar ist, ist gerade in dieser Branche jedem bewusst. Doch wie oft eine an einem überdimensionalen Ballon hängende Dame unter der Kuppel des Kurhauses auf und ab schweben muss, bis auch der letzte Gast verstanden hat, wer sich diesen Live-Act ausgedacht hat, kann sicherlich hinterfragt werden. Antje Peters-Reimann

m+a report Nr.1 / 2007 vom 13.02.2007
m+a report vom 13. Februar 2007