Paradies für Entdecker

Die politische und ökonomische Situation der letzten 15 Jahre in Südamerika kennt viele Strömungen: terroristische Widerstände in Peru und Kolumbien, einen politischen Machtwechsel 2001 in Argentinien und wirtschaftliche Schwankungen und Instabilität Brasiliens. Die Messewirtschaft blieb davon nicht verschont. Zwei Hauptentwicklungen zeichnen sich ab: Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nahmen die Messeauftritte südamerikanischer Firmen, aber auch internationaler Aussteller drastisch ab oder fielen sehr viel kleiner aus als in den Jahren vorher.
Die zweite, fast schädlichere Entwicklung für die südamerikanische Messewirtschaft war: Ausländische Firmen kamen hier her und kauften wichtige Messen zu vernünftigen Preisen auf, obwohl Südamerika die optimale Plattform gewesen wäre, um neue Messen zu launchen. Nach und nach verließen sie dann wieder den südamerikanischen Kontinent, nicht zuletzt weil sie im Fernsehen so viel Negatives über die soziale Situation und Struktur der Länder gehört hatten. Immense Veranstaltungslücken klafften auf.
Im Moment sind wieder rund 70 % aller Messeveranstalter hier südamerikanischer Abstammung. Hauptsächlich sind das kleine Firmen mit circa zehn Angestellten, die zwei bis sieben Messen pro Jahr durchführen. Sie konzentrieren sich mit den Themen auf die Hauptmärkte der jeweiligen Länder wie beispielsweise in Argentinien auf Getreide und Fleisch, in Chile auf Mineralien oder in Brasilien auf Kaffee und Früchte.
Einige internationale Veranstalter sind geblieben: Unternehmen wie E.J. Krause, Reed Exhibitions, Exponor oder die Messe Frankfurt haben sich entschlossen, in Städten wie São Paulo, Rio de Janeiro, Buenos Aires oder Santiago de Chile weiterhin Messen mit internationaler Ausstrahlung zu veranstalten. Die jetztige Messestruktur Südamerikas bietet also einerseits noch viele Chancen für Messeveranstalter, die ihre Ausstellungskonzepte und -ideen umsetzen wollen. Zum anderen könnten hier aber auch ausstellende Firmen von Währungsvorteilen insbesondere seit Einführung des Euro profitieren und so günstig ihre Produkte in neue Märkte importieren. Betina Anziluti

Dr. Betina Anzilutti gründete 1998 im argentinischen Santa Fe NOUN Eventos & Capacitación Ejecutiva. Die ehemalige Beraterin in Sachen Koordination großer deutscher und italienischer Messen will südamerikanische Firmen durch professionell organiserte Messen unterstützen.
Derzeit schreibt die halb Argentinierin, halb Italienerin zusätzlich ein Buch über die lateinamerikanische Messewirtschaft in spanischer Sprache. Adresse:
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T: + 54 - 342 - 4563688
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m+a report Nr.4 / 2004 vom 11.06.2004
m+a report vom 11. Juni 2004