Neue Flamme des 3-D-Marketing

Vorträge und Auszeichnungen sorgten während des raumbrand.Forums 06 dafür, dass das Ideenfeuer in Sachen Gestaltung und Marketing frischen Zündstoff erhielt.

Quo vadis, 3-D-Marketing - wird wirklich alles anders?" Diese Frage beschäftigte die rund 250 Teilnehmer aus den Bereichen Marketing, Design, Architektur und Messe während des raumbrand.Forums in der Münchner Wappenhalle, das am 9. November zum vierten Mal von WengerWittmann, unter anderem in Medienpartnerschaft mit dem m+a report, veranstaltet wurde. In seiner Eröffnungsrede beschrieb Franz P. Wenger die Großwetterlage im 3-D-Marketing mit seinen vielen offenen Fragezeichen: Wie tickt der Mensch? Wo ist der Knopf im Kopf? Können wir uns auf unsere Wahrnehmung verlassen?
Hans-Georg Häusel, Diplom-Psychologe und Vorstand der Gruppe Nymphenburg Retail Consult AG, räumte als erster Gastredner mittels Erkenntnissen der modernen Hirnforschung mit dem Mythos des rationalen Kunden auf: 70 bis 80 % der Entscheidungen fielen unbewusst. Im Mittelpunkt stünden die Emotionen, ohne die keine Entscheidungen gefällt würden. Marketing müsse daher viel stärker nach Alter, Geschlecht und Typ der Kunden differenzieren, um diese auf dieser Ebene zu erreichen. Wie sich eine Marke über die Jahre entwickeln kann, zeigte anschließend Stefan Sielaff, Leiter Design der Audi AG, am Beispiel seines Unternehmens. Der Imagewandel von traditionell zu progressiv wirkte sich auch aus auf die Gestaltung der Autohäuser, die Werbung sowie die Messeauftritte. Holger Rust, Soziologe an der Universität Hannover und Wirtschaftspublizist, beschloss den Vormittag mit einer satirisch geprägten Kampfansage an die zahlenbasierte Trend- und Marktforschung. Jeder Erfolg sei individuell und unwiederholbar. "Es gibt kein Rezept dafür", betonte er zusammenfassend.
Am Nachmittag teilte sich der Kongress in zwei Dialogfachreihen. Unter dem Motto "Erfolg Messen" behauptete Franz P. Wenger: "Deutschland steckt nicht in einer Konsumflaute, sondern in einer Verführungsflaute." Messen seien eine optimale Plattform gegen dieses Dilemma und hätten definitiv Zukunft. Ins selbe Horn stieß Unternehmensberaterin Elke Clausen mit der Aussage "Die Messe war nie wertvoller als heute". Die Unternehmen müssten nur richtig damit umgehen, mahnte sie.
In dem parallel dazu stattfindenden Vorträgen "Strategische Markenführung" stellte die Gründerin von MetaDesign, Uli Mayer-Johanssen, am Beispiel von Südtirol und Lufthansa dar, wie die Ansprache der Sinne einem Produkt zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen kann. Frieder C. Löhrer, Vorstandsvorsitzender der Rolf Benz AG, referierte darüber, wie sich die "Architektur des Sitzens" erfolgreich im Messe-, Internet- und Handelsauftritt umsetzen lässt. Großen Applaus gab es am Abend bei der Verleihung des neuen Deutschen Preises für Dreidimensionalität DP3D. Unter der Moderation von Lisa Maria Franke, Geschäftsführerin der Bayern Design GmbH, nahmen die Gewinner aus 168 Einreichungen aus den Überkategorien "Bauwerk", "Erlebniswelten" und "Produktwelten" jeweils ihre "Goldene Flamme '06" entgegen. Der DP3D schlägt eine Brücke zwischen Design und Marke: Neben Form, Funktion und Ästhetik bewertet er vor allem den Markentransfer auf Produkte, Inszenierungen und Bauwerke.
Im Anschluss und als krönenden Abschluss der Veranstaltung wurden drei Persönlichkeiten mit den Sonderpreisen "Lebenswerk" und "Bester Unternehmer" ausgezeichnet: Richard Sapper, Grandseigneur des Designs, und Hartmut Esslinger, Gründer von frog design, wehrten sich dabei aber dagegen, ihr Lebenswerk als abgeschlossen zu betrachten. Multitalent Willy Bogner wurde wegen seiner gelungenen Vereinigung von Marke und Design geehrt.

m+a report Nr.8 / 2006 vom 08.12.2006
m+a report vom 8. Dezember 2006