Rekrutierung ist out, Akquisition ist in! Stoff der Zukunft

Der Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs verstärkt sich. Ein professionelles Ausbildungsmarketing wird daher wichtiger. Barbara Fokken über das Pflaster Messen. Stoff ist ein entwicklungsträchtiger Baustoff, der neue Türen im Gestalten von Messeständen öffnet: leicht und praktisch, vielfältig und inszenierbar.

Die Unternehmen klagen, dass sich für anspruchsvolle Ausbildungen immer weniger qualifizierte Schulabgänger finden. Was können die Firmen tun?

Barbara Fokken: Die Auswahl wird eng, das ist richtig. Deshalb müssen die Unternehmen in erster Linie lernen, umzudenken. Meine Theorie für die Zukunft lautet: Rekrutierung ist out, Akquisition ist in.

Was verstehen Sie darunter?

Ursprünglich bedeutet "Rekrut" Befehlsempfänger - mit dieser Geisteshaltung lassen sich heute bestimmt keine High Potentials ansprechen. In den meisten Unternehmen werden Ausbildungsplätze ziemlich wahllos ausgeschrieben und man wartet auf den Moment, bis sich die Schüler bewerben. Dabei ist es umgekehrt: Die Unternehmen müssen auf die Jugendlichen zugehen.

Wie sollen Sie das machen?

Durch ein aktives Ausbildungsmarketing. Wenn es darum geht, neue Produkte am Markt zu platzieren, werden beachtliche Budgets bereitgestellt. Wenn allerdings neue Auszubildende gesucht werden, soll dies möglichst ohne große Kosten geschehen. Dieser Ansatz ist falsch. Die Wirtschaft muss sich gegenüber den Jugendlichen künftig stärker positionieren.

Zum Beispiel auf Messen?

Ja, auch auf Messen. Wie beim klassischen Marketing müssen die Jugendlichen als eigene Zielgruppe von den Unternehmen wahrgenommen werden. Deshalb empfehle ich meinen Kunden, sich auf speziellen Ausbildungsmessen zu präsentieren, die Schüler auf der Berufssuche als Zielgruppe haben. Fachmessen hingegen halte ich für Nachwuchswerbung nicht geeignet.

Weshalb nicht?

Weil diese Messen nicht für Jugendliche gemacht sind. Jugendliche haben andere Wünsche und trauen sich oft nicht zu fragen. Wenn sie aber gezielt auf Ausbildungsmessen gehen, kommen sie mit einer ganz anderen Einstellung.

Jugendliche sind also genauso Fachbesucher wie Erwachsene?

Jugendliche haben ein eigenes Kundenprofil. Die Azubitage sind Fachmessen für Jugendliche. Sie unterscheiden sich ebenso von normalen Jugendmessen wie beispielsweise der YOU wie Spezialbranchenmessen von Verbraucherausstellungen. Auf Ausbildungsmessen darf der Spaßfaktor allerdings nicht zu groß sein, hier herrscht eine gewisse Ernsthaftigkeit vor.

Könnte sich auf diesem Gebiet für Messeveranstalter ein neuer Markt auftun?

Messen für Jugendliche verzeichnen derzeit hohe Steigerungsraten - da ist sicherlich Musik drin. Schließlich werden hier auch die Messebesucher von morgen angesprochen.

Interview: Petra Schmieder

m+a report Nr.4 / 2004 vom 11.06.2004
m+a report vom 11. Juni 2004