Maximaler Effekt

Sound, Monitore, HighTech: Nichts ist heute unmöglich am Messestand, auf Events und in der Außenwerbung. Trotzdem ist die Wirkung der plakativen Ansprache über gedruckte Großbilder nach wie vor ungebrochen.

Grafische Inszenierungen im XXL-Format sind immer häufiger zu sehen: in der Außenwerbung und Innenraumgestaltung. Tatsache ist, dass Großbildaktionen nicht nur imposant und markenprägend sind, sondern heute auch noch relativ preiswert realisiert werden können - und das bei zunehmender Professionalität und Serviceleistung. So bietet beispielsweise Sachsen Fahnen, Kamenz, seit Neuestem einen 72-Stunden-Lieferservice für digitale Großbilder an. Damit reagiert der Großwerbetextildrucker auf die gestiegene Nachfrage nach kurzfristigen Auftragsabwicklungen.
Auch technisch entwickelt sich einiges weiter. Eine neuartige, unsichtbare Spannmethode für ihr patentiertes Messesystem stellte kürzlich bluepool, Leinfelden-Echterdingen, vor. Damit können großformatige Drucke auf Stoff, Papier oder anderen Materialien konzeptionell in den Standbau integriert werden, ohne dass sichtbare Befestigungen stören. Das Stoffelement lässt sich während einer Messe leicht nachspannen. "Mit großformatigen Drucken als luftige Wandelemente erzielen Sie höchste Aufmerksamkeit", betont Geschäftsführer Frank-Dieter Keinath. "Die Gefahr, dass sich etwas wie in den herkömmlichen sichtbaren Befestigungen, beispielsweise Schlaufen und Ösen, verfängt und Menschen zu Schaden kommen, wollten wir unbedingt vermeiden." "Natürlich können großflächige Fotos auch auf verschiedenste Plattenmaterialien gedruckt werden", räumt Vertriebsleiter Martin Fleissner ein. Stoffbahnen seien jedoch deutlich leichter und benötigten viel weniger Platz, das spare letztlich Transportkosten. Gespannt wird die auf einen Holzrahmen aufgezogene Stoffbahn unsichtbar in den Tragrahmen des bloopool-Messesystems.
Für adidas realisierten die Bild- und Markenexperten von Reger, München, während der Global Retail Marketing Conference 36 Rahmensysteme, in welche die hochwertigen Textildrucke als Einzelmotive oder mehrbahnige Bilder à 1 x 2 m eingefügt wurden. Dem Kundenwunsch nach größtmöglicher Flexibilität wurde durch die beidseitige Bestückbarkeit der fabric_frames Rechnung getragen. Bislang nur einseitig zusammengesetzt, sind die Rahmen auch als Paravent einsetzbar.
Sport ist überhaupt ein Thema, das nach Größe schreit - nicht nur auf Großbildleinwänden, sondern auch in der Plakatwerbung. Hier stachen besonders zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ausgefallene Beispiele ins Auge. So hechtete ein überdimensionaler Oliver Kahn in über 8 m Höhe über die vierspurige Autobahn zum Münchner Flughafen. Das Ebenbild des Torhüters maß stolze 65 m Breite und 18 m Höhe bei einem Volumen von 4130 m{+3} und einem Gewicht von 120 t. Für diese beeindruckende Werbeidee von adidas wurden 430 Platten Dibond platinweiß verarbeitet, das sind knappe 1400 m2. Die Aluminiumverbundplatte für den Displaybereich wird von Alcan Composites produziert. Bei der Erstellung kaschierte die Firma Funktion + Metall Unlimited, München, eine direkt digital bedruckte Folie auf die Platten, welche zusätzlich mit Schutzlaminat versehen worden waren.
Mit Ausnahme des Eingangsbereichs stand zur WM zudem die gesamte Westfassade des Terminal II am Münchner Flughafen ganz im Zeichen des Elektronikkonzerns LG, präsentiert durch die deutsche Nationalelf inklusive Bundestrainer. Reger, München, produzierte für den Global Player eine Werbefläche von über 3000 m2 - allein das mittige LG-Logo hatte eine Größe von 9,8 m, das 15 m hohe Abbild des damaligen Bundestrainers Jürgen Klinsmann war schon von weitem erkennbar.
Reger verwendete für dieses Großprojekt 117 Bahnen semipermanenter Selbstklebefolie. Eine 3 GB große Druckdatei wurde dafür in jeweils 18 x 1,5 m große Einzelbahnen berechnet. Der Bilddienstleister bedruckte das spezielle Outdoor-Material am Stück im Directprint-Verfahren und fügte die Bahnen schließlich vor Ort zu einer 173 x 18 m großen Gesamtfläche zusammen.
Die MAN AG, Co-Sponsor des seit Jahren erfolgreichen CSC-Teams, nutzte die diesjährige Tour de France für einen unübersehbaren Werbeauftritt. Sie ließ 60 MAN-Lkw mithilfe von 3M-Scotchlite-Grafiken zu rollenden Werbeflächen umgestalten. Für die plakative Aktion lieferte 3M Commercial Graphics, Neuss, nicht nur das geeignete Folienmaterial, sondern begleitete und organisierte das Projekt von der Idee bis zur fachgerechten Umsetzung - in Zusammenarbeit mit bewährten Spezialisten und Partnern für Genehmigungsverfahren, Druck und Verklebung.
Großbilder eignen sich nicht nur für den kurzen Knalleffekt, sondern können auch im Interior Design raumprägend und überzeugend sein. Bei der Gestaltung des Interieurs des Atlantic Hotel an der Galopprennbahn in Bremen wurde ein außergewöhnliches Konzept verwirklicht: Elemente und Motive des Pferderennsports wurden mittels Digitaldrucktechnik auf die Holzwerkstoffe aufgebracht und ziehen sich wie ein roter Faden durch die Innenausstattung. So wird der Gast von einem grasgrünen Tresen empfangen, kombiniert mit einer frei stehenden Fotowand, die eine Galopprennszene darstellt. In den Hotelgängen führt ein Leitsystem aus Aufstellern, grafisch umgesetzt in Form von Jockeytrikots, die Gäste auf ihre Zimmer. Dort führen großformatige Bilder das Thema Pferderennsport konsequent fort und machen zusammen mit den anderen Motiven den besonderen Charakter des Hauses aus.
Ermöglicht wurde diese ausdrucksstarke Gestaltung durch die Individualtechnik von Thermopal, Leutkirch. Jedes denkbare Motiv kann unabhängig von der Auflage in Schichtstoff verpresst werden. Hierfür werden mithilfe der Digitaldrucktechnik Motivvorlagen - reproduktionsfähige Fotos oder Dias - auf Spezialpapier gedruckt, zu HPL verpresst und mit dem entsprechenden Trägerwerkstoff verklebt.
Größe lockt Publikum: Als gigantische Skulptur blickte Paavo Järvi, der neue Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters, im Oktober auf die Frankfurter Zeil und hielt den Taktstock hoch über den Dächern der Stadt. Die monumentale Figur des Stardirigenten überragte die Fassade der Galeria Kaufhof, an der sie befestigt war. So hieß der Hessische Rundfunk (hr) seinen berühmten neuen Mitarbeiter willkommen und stellte ihn dem Frankfurter Publikum vor. Die Werbeagentur Schitto Schmodde Waack lieferte die Idee und betreute das Projekt. Eine riesige Aluminium-Dibond-Platte für Kopf und Schulter wurde hoch oben an der Außenfassade mit einem Aluminiumgerüst befestigt, ein Grundgerüst von 22 m Breite stabilisierte Körper und Beine der knapp 30 m hohen Figur.
Als größte Liebeserklärung Deutschlands verhüllte es auf 3500 m2 die RAG-Konzernzentrale in Essen: In einer spektakulären Aktion wurde das erste und größte Kulturbild des Ruhrgebiets in diesem Frühjahr entrollt. Dafür seilten sich 16 Bergsteiger die rund 80 m hohe Fassade des Essener Energie- und Chemiekonzerns ab. Das von Otmar Alt geschaffene Kunstwerk entstand im Rahmen der von RAG initiierten Kampagne "I love Ruhrgebiet" zur Unterstützung der Bewerbung "Essen für das Ruhrgebiet - Kulturhauptstadt Europas 2010".
ThyssenKrupp zeigte zusammen mit 50 Partnern technologische Innovationen während des IdeenPark 2006 im Mai auf 30 000 m2 auf dem EXPO-Gelände in Hannover. Mithilfe von insgesamt 1735 m2 digital bedruckter Selbstklebefolie wurden die 18 Exponatpavillons, die von häfelinger + wagner design, München, und metron, Eging am See, wie eine kleine Stadt aus riesigen Bauklötzen in den Deutschen Pavillon gezaubert worden waren, von Weila Bildtechnik, München, in Kommunikationsplattformen verwandelt - eine komplexe Aufgabe, da die Innen- und Außenseiten, Böden und Decken unterschiedliche Formen und Formate aufwiesen und die Umsetzung innerhalb kürzester Zeit erfolgen musste.
Einen Schritt weiter geht Makom, Kassel. Das Unternehmen konzentriert sich neben der bekannten Großbildkommunikation verstärkt auf Kommunikationslösungen, die großformatige Drucke auf allen erdenklichen Materialien mit dreidimensionalen Darstellungsmöglichkeiten kombinieren. Dabei spielt Individualisierung die Hauptrolle. Beispielsweise hat das Unternehmen die FoxBox, ein "mobiles Schaufenster", für die 20th Century Fox Germany entwickelt. Es bietet durch ein optimiertes Raumnutzungsverfahren und die breit gefächerte Auswahl an bedruckbaren Materialien ein Werbemedium, das trotz der bereits bestehenden Werbevielfalt in den Kinos Aufsehen erregt und zum Betrachten einlädt. Auch die eigens neu bezogenen Polstermöbel mit nach Vorlage und Wunsch digital bedruckten textilen Materialien setzen Großbildkommunikation elegant und nachhaltig in Szene.

m+a report Nr.7 / 2006 vom 27.10.2006
m+a report vom 27. Oktober 2006