Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 10 / 2007 vom 10.05.2007

100 Jahre, das ist eine tolle Leistung, auch für einen Verband. Entsprechend zahlreich kamen am 7. Mai auch die Gratulanten nach Berlin, um dem Auma alles Gute zu wünschen und ihn zu feiern. Wer ob des Festaktes eine steife Veranstaltung im Theater des Westens erwartet hatte, war positiv überrascht: Die Dramaturgie hatte nur zwei Reden vorgesehen - eine von Auma-Vorsitzenden Thomas H. Hagen, die andere von Bundespräsidenten Horst Köhler, der einen geschickten Bogen spannte von der Geschichte vor Beginn des Auma (in dieser Zeit hatte das deutsche Messe- und Ausstellungswesen nicht Schritt gehalten mit dem enormen Aufschwung der deutschen Industrie in der Gründerzeit) zum heute weltweit führenden Messestandort Deutschland. Die Redenschreiber des Bundespräsidialamtes hatten am Sujet Messe Gefallen gefunden, das war dem Grußwort des ersten Repräsentanten des Staates deutlich anzumerken. Trotz des guten konjunkturellen Umfelds sah Köhler kein "Verweile doch, Du bist so schön", sondern spannende Aufgaben allüberall, die in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft nach Führung und guten Vorbildern verlangten. Führen beginne mit Erklären, und wer etwas erklären solle, müsse es selber begriffen haben. Da hätten die deutschen Messemacher in Sachen Globalisierung vielen Vieles voraus. Köhler legte ihnen eine Sachkunde-Aufgabe ans Herz: die Dynamik, mit der sich der weltwirtschaftliche Handel und Wandel vollzieht, zu verdeutlichen.
Seine Bitte war, sich an Diskussionen in Schulen und Hochschulen, in Ratssitzungen und Betriebsversammlungen, auf Parteitagen und Kirchentagen zu beteiligen, und noch viel öfter und noch viel mehr als bisher von ihrer Arbeit zu berichten: von den Menschen aus aller Welt, mit denen sie kooperieren, und von den großen Chancen, die sich für Deutschland und Europa aufgetan haben und weiter abzeichneten, den Möglichkeiten des technischen Fortschrittes und vom anspruchsvollen Wettbewerb - aber auch davon, dass die anderen eben auch nur mit Wasser kochen.
Seine Rede beendete der Bundespräsident mit einer netten Geste. Er überreichte dem Geburtstagskind Auma einen Teddybären. Das Geschenk sei für ihn ein Symbol für Messeerfolg. Im Jahr 1903 stand die Firmengründerin Margarete Steiff mit dem Rücken zur Wand. Auf der Leipziger Spielwarenmesse stellte sie einen Stoffbären mit beweglichen Armen und Beinen vor. Kurz vor Ende der Messe kam ein Einkäufer aus Amerika, bestellte auf einen Schlag 3000 Stück - rettete die Firma Steiff und startete den Siegeszug der Teddybären.
Ironie der Geschichte: Gegründet wurde der Auma als Ständige Ausstellungskommission für die deutsche Industrie von der ausstellenden Wirtschaft, beim 100-jährigen Jubiläum lauschten in erster Linie die Messeveranstalter den lobenden Worten des Bundespräsidenten.

christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.10 / 2007 vom 10.05.2007
m+a NEWSLINE vom 10. Mai 2007