Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 03 / 07 vom 25.01.2007

Wer nicht passt wird weggeschrieben - ob's klappt, bleibt abzuwarten. Diese Managementstrategie wird zurzeit am Rhein erprobt. Dort wird versucht, kräftig am Stuhl des Kölner Messechefs zu sägen - und das in aller Öffentlichkeit. Wie anders sind sonst Medienberichte (vor allem auf lokaler Ebene) zu erklären, in denen sich die natürlich nicht namentlich genannten Informanten recht abfällig über die Chefqualitäten des obersten Messeherrn äußern. Nun ist die Thematik nicht ganz frisch. Auffällig ist vor allem der Zeitpunkt - passend zur Möbelmesse imm cologne wurden die entsprechenden Artikel lanciert. Erinnert ein wenig an Horst Seehofer. Dessen Seitensprung mit Folgen wurde auch gerade zum "richtigen" Zeitpunkt bekannt.
Nur um Missverständnisse zu vermeiden - Informantenschutz ist ein hohes Gut und sollte bewahrt werden. Doch aus der Deckung heraus mit Dreck zu werfen ist recht einfach, und riecht nach Instrumentalisierung der Medien für die eigenen Zwecke.
Dies ist nicht nur in der Politik und Messewirtschaft so. Auch die Eventbranche ist sich nicht zu fein, ihre juristischen Grabenkämpfe über die Fachpresse auszutragen. Von Agenturen, die lauthals den Verfall der Pitchkultur beklagen, kann man Besseres erwarten, als sich in der Öffentlichkeit zu beharken.
Natürlich lebt auch unsere Berichterstattung mit davon, dass Differenzen im Blatt diskutiert werden. Neuheiten, Wettbewerbe, ja auch Skandale sind durchaus das Salz in der Suppe. Dennoch scheint sich einzubürgern, dass Medien egal welcher Couleur, verstärkt benutzt werden, um als PR-Sprachrohr der eigenen Interessen zu dienen. Bestes Beispiel sind leider viele Politiker, egal aus welcher Partei. Sie beherrschen inzwischen das Spiel perfekt, auf Journalistenfragen gar nicht oder ausweichend zu antworten. Es finden nur noch Statements statt - keine echte Diskussion. Irgendwann hört keiner mehr zu und das wäre schade. Schade aber auch, dass sich die Medien leider allzu oft benutzen lassen. Im Rennen um die neuesten Nachrichten wird es schnell versäumt, Dinge auch einmal zu hinterfragen.

Annic.Kolbrueck@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr. 03 / 2007 vom 25.01.2007
m+a NEWSLINE vom 25. Januar 2007