Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 13 vom 01.07.2004

Im nicht eben gerade Foren-, Seminar- oder Tagungs-armen Monat Juni zog sieht eines wie ein roter Faden durch die Gespräche: Der Mensch ist und bleibt das Maß der Messe. Fluch und/oder Segen: Es ist das nun mal Persönliche, das Messen spannend - aber auch unberechenbar macht. Mitarbeiter werden immer stärker zum entscheidenden Faktor auf der Messe. Und das in einer Zeit, in der die Sozialkompetenz abnimmt, der Kommunikationsprozess verkümmert. Und des Messen leben davon, dass kommuniziert wird.

Gernot Wersig von der Freien Universität Berlin redet in diesem Zusammenhang übrigens nicht von Messen, sondern von Versammlungsmedien und Treffmedien. Und er stellt die Messe als ein Medium dar, das zur Bewältigung von Problemen dient. Das geht aber nur, wenn man miteinander spricht. Punkt 1.

Punkt 2: Wir sind auf dem Weg von der Informationsgesellschaft in die Wissensgesellschaft. Was bedeutsam ist: Das Wissen weist uns zurück an die Menschen. Unser Leben ist ein ständiges Aufnehmen von Eindrücken, Schlussfolgerungen, Erfahrungen, die in vielen Bewertungs- und Verknüpfungsprozessen zu einem sich immer wieder verändernden Wissensnetzwerk geknüpft werden. So wie die Industriestaaten zu begreifen beginnen, dass Wissen ihr Hauptkapital im Wettbewerb mit den aufstrebenden Nationen ist, werden die Menschen begreifen, dass das Hauptkapital, das man mit dem Alterungsprozess ansammeln kann (und das ihn so wertvoll macht), Wissen ist. Kurz gesagt: Wissen ist Biografie. Und Messen können Ereignisse sein, die zu wichtigen Stationen der Eigenbiografien werden.

Es bedeutet: Messen menschlicher machen, den human Touch bewahren. Es sind nicht umsonst diejenigen Veranstalter so erfolgreich, die für eine persönliche Note und niveauvolle Atmosphäre auf ihren Veranstaltungen sorgen. Messen sind nicht nur Marktplatz, sie sind auch Umgebung und schaffen für einen begrenzten Zeitraum Gemeinschaften. Sie haben, wie Wersig es formuliert, viele Potenziale für eine starke, gemeinschaftsbildende Kraft. Ich bin der festen Überzeugung, dass diese Kraft übertragen werden kann: Sie muss nur deutlich weiter genutzt werden.Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.13 / 2004 vom 01.07.2004
m+a NEWSLINE vom 1. Juli 2004