Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 13 / 06 vom 29.06.2006

Ewig wie die Wälder rauschen auch die Themen "Köln und Düsseldorf", "Überkapazitäten" sowie "Messen und Verbände" durch die Blätter. Wenn es wenigstens schöne wären. Zumindest beim Ersten ist das definitiv nicht der Fall. In Sachen Cidex, dem 50:50 Joint Venture beider Messegesellschaften in Indien, knirscht es in der Zusammenarbeit seit langem. Schon kurze Zeit nach der Gründung 2001 wurde von Düsseldorfer Seite erste Kritik an dem Engagement Kölns geübt. Jetzt kommt es also zum Ende der Zusammenarbeit.

Was in Indien nicht funktioniert (hat), klappt auch nicht in Deutschland. Vier Wochen ist es etwa her, da richtete Düsseldorfs Messechef Werner M. Dornscheidt einen Appell an seine Kollegen. Nur mit auskömmlichen, kostendeckenden Preisen ließen sich maximale Veranstaltungsqualität und ein Maximum an internationalen Geschäftskontakten für die Kunden realisieren, sagte er und warnte vor Preisdumping. Dabei, so scheint es heute, hatte er zumindest einen seiner GDG-Kollegen fest im Sinn. Denn der wollte eine der großen Messen aus Düsseldorf abwerben - angeblich zum "Quasinulltarif".
Nun, wenn Menschen verhandeln, neigen manche manchmal zur Übertreibung, andere nicht. Und dem Verband, um den es hier geht, dürfte das Kölner Werben in seiner Verhandlungsposition gegenüber Düsseldorf gestärkt haben. Fakt ist: Die Messe bleibt, wo sie seit 1980 ist: in Düsseldorf.

Das Vermietgeschäft macht den Veranstaltern schon lange keine Freude mehr, es wird immer uninteressanter. Eigentlich möchte man gar nicht wissen, was alles so möglich ist in den Niederungen der Preisgestaltung - wenn es um das An- / Abwerben von ideellen Trägern oder Gastveranstaltern geht. Neben "Quasinulltarifen" gibt es schließlich noch viele andere Möglichkeiten. Da werden Quadratmeter auf Netto- statt auf Bruttobasis angeboten, Auf- und Abbautage "entfallen" - nur der Aussteller, der hat davon nichts. Diese Messekunden erhalten in der Regel keine Preisvorteile. Im Gegenteil, sie werden seit ein paar Monaten auf Preiserhöhungen vorbereitet - wenn diese gerade auch ob der aktuellen Diskussionen kaum durch zu setzen sein werden. Dabei sollten Preise sekundär sein, die Leistung muss stimmen.

Viele Gesellschaften sind als Instrumente regionaler Wirtschaftsförderung gegründet worden. Heiligt der Zweck immer die Mittel? Kostendeckend zu arbeiten scheint nicht immer Messeziel zu sein. Von Kostenwahrheiten in den Preisen ganz zu schweigen.
Christiane.Appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.13 / 2006 vom 29.06.2006
m+a NEWSLINE vom 29. Juni 2006