Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 11 / 2004 vom 03.06.2004

Die Unsicherheit in der Branche manifestierte sich - bewusst oder unbewusst - im Programm des 8. Deutschen MesseForums, das der AUMA am 1. und 2. Juni in Wiesbaden veranstaltete. "Messen made in Germany - Fit für die Zukunft", lautete das Titelthema. Diese Formulierung wurde abgeschlossen mit einem dicken, fetten Fragezeichen. Mit Fragen ging es auch weiter. "Der Konsument der Zukunft - Neue Herausforderungen für Händler und Konsumenten?" und "Messemarkt Deutschland: Konzepte und Strukturen - Genug Mut für Strategien?" Wer Antworten erwartet oder gar gehofft hatte, die entsprechenden Ausrufezeichen würden während der Veranstaltung gesetzt, wurde enttäuscht: Es gab sie nicht. Zumindest noch nicht.

Lovro Mandac, Vorstandsvorsitzender der Kaufhof Warenhaus AG, beklagte, wir seien nicht willens uns zu wandeln, obwohl der Wettbewerb nicht vor Grenzen halt mache. Es gelte aber, sich zu verändern: hin zur Nachfrageorientierung des Kunden. Der wolle halt auch nach Messeschluss oder sonntags bummeln gehen. Nur dann seien die Läden in Deutschland dicht. "Der Kunde zielt auf Veränderung. Ihm werden wir folgen müssen", sagte Mandac und betonte: "Die Rahmenbedingungen werden sich nicht ändern. Wir haben uns alle darauf einzustellen, was der Kunde möchte."

Mit Norbert Stoeck von Roland Berger, München, und Frank Mattern, McKinsey, Frankfurt/M., prallten zwei Welten aufeinander. Der eine stellte "neue" Konzepte gegen stornierendes Inlandsgeschäft vor, der andere hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Privatisierung von Messegesellschaften. Während seiner Rede war es mucksmäuschenstill im Saal. Leider war für eine Diskussion keine Zeit. Dabei sollte ein Forum genau dafür da sein, eine Sache auszudiskutieren. Denn ansonsten gab es viel Standards. Warum auch sollen Professoren ihre Reden nur einmal halten ... Und die Diskussion "EU-Osterweiterung - Auswirkungen auf die Messewirtschaft" hätte eigentlich Thema im vergangenen Jahr sein müssen.

Kundenorientierung war großes Thema auf dem Deutschen MesseForum, wenn auch die Kunden der Messegesellschaften - die Aussteller - in diesem Jahr auf dem Podium nicht zu Wort kamen. Aber das kann man ja ändern.
Wie formulierte es Manfred Bruhn in seinem Beitrag "Kundenbindungsstrategien in Dienstleistungsunternehmen - Konsequenzen für Messen und Kongresse"?: "Erfolgsketten stellen sich nicht automatisch ein." Das weiß auch der AUMA, selbst ein Dienstleistungsunternehmen.

Hermann Kresse, AUMA-Hauptgeschäftsführer in seinem Schlusswort: "Wir wollten ein bisschen unter die Oberfläche schauen, sind aber nicht ganz sicher, ob uns das gelungen ist. Es bleibt viel zu tun für das nächste Jahr. Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass viele Fragen offen geblieben sind." Der AUMA-Vorsitzende Thomas H. Hagen hatte zuvor ins gleiche Horn gestoßen: "Es gibt nichts, was es nicht noch zu verbessern gilt."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

christiane.appel@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.11 / 2004 vom 03.06.2004
m+a NEWSLINE vom 3. Juni 2004