Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 9 / 2004 vom 29.04.2004

Da war es wieder - das Signal des Aufbruchs. Diesmal ertönte es zur Hannover Messe, auf der Bundeskanzler Schröder einmal mehr das Wirtschaftswachstum pries, das ein paar Tage später von den Wirtschaftsforschern wieder zurecht gestutzt wurde. So verliert die gebetsmühlenartig wiederholte Beschwörung den Standort Deutschland nicht schlecht zu reden, von Leitmesse zu Leitmesse an Überzeugungskraft. Dass es aufwärts geht, das wurde schon zu anderen Branchenhighlights angekündigt, leider ohne großen Erfolg.

Und nun die Hannover Messe. Sie wird in den Medien und damit von einer breiten Öffentlichkeit immer weniger als Plattform von Produktinnovationen wahr genommen, sondern mehr als Spielwiese für Statements zur Lage der Nation von Politikern aller Couleur. Superminister Clement darf daher beim Messerundgang nicht nur über Nanotechnologie staunen, sondern gleichzeitig auch seine Meinung zum Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Ökosteuer erklären. Ein Zusammenhang mit der Messe erschließt sich nicht wirklich.

In einem aber erfüllt sie hervorragend ihren Zweck: als Kontakthof - in diesem Jahr besonders für Regierungsvertreter aus Osteuropa. Die EU-Erweiterung winkt und damit das große Geschäft. Wirklich? Wer im Business mit den Beitrittsländern nicht längst seine Schäfchen ins Trockene gebracht hat, für den dürfte der Zug in punkto Investitionen und Geschäft längst abgefahren sein. Das bestätigen auch Aussteller aus Osteuropa in Hannover. Es herrscht eher die Sorge, dass der Zug nach Osten erst in Asien endet, wo Arbeitskraft für kleines Geld zu haben ist.

Optimismus ist ja kein Fehler. So wird in den Schlussberichten des Jahres 2004 die Hannover Messe wieder als Erfolg gefeiert, auch wenn die Zahl der Besucher um zehn Prozent auf 180 000 gesunken ist. Messechef Sepp Heckmann sieht ihn trotzdem: den Konjunkturfrühling.

annic.effertz@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.09 / 2004 vom 29.04.2004
m+a NEWSLINE vom 29. April 2004