Kommentar m+a NEWSLINE Nr. 19 / 2005 vom 29.09.2005

"Sparsame Autofirmen recycelten ihre Messestände zur IAA" - keine schöne Meldung für die Messebaubranche, die die Nachrichtenagentur dpa vor der weltgrößten Autoschau über die Ticker jagte. Trotz allen Hypes ums Goldene Kalb Auto und den zugegebenermaßen immer noch exorbitanten Marketingetats war in Frankfurt dieses Jahr also Sparen angesagt. Aber bitte so, dass es erst einmal keiner merkt.

Die Frankfurter Festhalle, seit 14 Jahren fest im Griff von Mercedes-Benz, bot zum ersten Mal mit Smart und Maybach auch anderen Konzernmarken Platz auf dem - recycelten - Stand.
Auch BMW griff auf Bewährtes zurück. Wie 2003 waren sie mit einem futuristisch wirkenden Pavillon auf dem Außengelände präsent, der nach der letzten IAA eingelagert und wieder verwendet wurde. Großer Vorteil: Die IAA-Beteiligung kostete weitaus weniger als 2003.
Audi hat ebenfalls kräftig gespart und verzichtete auf den Großeinsatz teuerer Bildschirme mit LED-Technik. Aber für alles findet sich das passende Argument. So wolle man sich bei Audi auf eine neue Art der Kommunikation konzentrieren, die im Gesamtraum stattfinde, so dpa. Warum das nur ohne LED-Technik geht, erschließt sich mir nicht ganz.

Der Zwang zur Effizienz - so scheint es - setzt sich selbst auf einer Messe durch, die bei aller Verkaufsstrategie vor allem dazu dient, Markenimage zu bedienen und in die Köpfe der Besucher zu hämmern. Dass diesmal rund 60 000 weniger kamen als zur Vorveranstaltung 2003 mag daran liegen, dass Neuheiten die familienbudgettauglich sind, eher weniger im Mittelpunkt standen. Die barocke Erlebniswelt hat also ein Ende. Das zumindest stellt Lutz Engelke fest, der mit seiner Berliner Agentur Triad Kommunikation in 3-D von der Brandworld über Museen, Ausstellungspavillons bis hin zu Messeauftritten inszeniert.

Was im Auftritt einzelner Marken von Betrachtern und Außenstehenden oft als "weniger ist mehr" gelobt wird, ist aber nicht zuletzt immer öfter Ergebnis knallharten Wettbewerbs hinter den glitzernden Kulissen. Agenturen, die um immer schmalere Budgets pitchen und Messebauunternehmen, die schon Vorhandenes lediglich aufpeppen sollen, haben dabei die gleichen Probleme: Immer öfter müssen sie in finanzielle Vorleistung treten, Manpower bereithalten, die sie sich eigentlich nicht leisten können und sich mit der schlechter werdenden Zahlungsmoral einiger Kunden herumschlagen.

Dass dabei irgenwann Qualität und Kreativität auf der Strecke bleiben, scheint auf Kundenseite keiner zu glauben.

Annic.Kolbrueck@dfv.de

m+a NEWSLINE Nr.19 / 2005 vom 29.09.2005
m+a NEWSLINE vom 29. September 2005